Da dieses Album bei zwei Mitarbeitern von EARSHOT gegensätzliche Reaktionen hervorrief, haben wir uns dazu entschlossen, diese Meinungen in einer Form eines doppelten Reviews zu veröffentlichen, auch um zu dokumentieren, wie unterschiedlich die Geschmäcker (auch im Hause EARSHOT) zum Teil sein können. Bei der Benotung wurde der Mittelwert der beiden Reviews verwendet. (Hutti)
FIRESTORM sind eine relativ frische österreichische Truppe, die unter “Shock Rock“ firmieren möchte, tatsächlich jedoch musikalisch eher biederen, aber soliden Hardrock auffährt, der an die kommerziellen 80er Sachen ALICE COOPERs (Vgl. „Constrictor“ od. „Raise Your Fist And Yell“) angelehnt ist – leider allerdings ohne das entsprechende Hitpotential und gut 15 Jahre zu spät. Der betonte Shock Rock-Aspekt des Quintetts mag sich auf ihre Live-Shows beschränken, kompositorisch passen höchstens das Intro, sowie das echt gelungene, LORDI-mäßige „Back From Hell“ in besagte Kategorie, die Promoflyervergleiche mit MARILYN MANSON und sogar RAMMSTEIN sind ergo obsolet. Immerhin kann sich die moderne Produktion hören lassen, ganz im Gegensatz zu Shouter und Bandgründer David Stawa, welcher gar nicht erst versucht seine stimmlichen Unzulänglichkeiten zu kaschieren, was selten gut geht (beim KISS-lastigen „Final Contest“ gelingt ihm eine passable Kopie Gene Simmons’) aber meistens übel endet und eigentlich gut kickende Songs wie „Paralyze My Fear“ oder „Sunny Lane“, die über die Gesangslinien definiert sind, ruiniert. Insgesamt ist das Album zu sehr im MidTempo angesiedelt und reichlich unspektakulär, mehr Tracks im Stil des originellen Openers wären nötig gewesen der Band einen gewissen Wiedererkennungswert zu verschaffen, was ja noch werden kann.
(4 Punkte; Tobias)
Nachdem das Debutalbum „VR-1“ mittlerweile auch schon gut 3 Jahre auf den Buckel hat, war der Release von „Back from hell“ längst überfällig, und in Fankreisen dementsprechend langerwartet. Und schon der Titelsong und Opener „Back from hell“, der schon lange vor Veröffentlichung als legales MP3-File im Internet weite Kreise zog, führt zur Erkenntnis, dass FIRESTORM stilistisch an frühere Aufnahmen anknüpfen, und sich weiterhin mit Haut und Haaren dem Melodic Metal bzw. Heavy/Hard Rock im Geiste der 80er widmen. Und diese Feststellung erweist sich für sämtliche auf diesem Album befindliche Stücke als zutreffend. FIRESTORM sind nun mal zu jener Gattung von Bands zu zählen, die von jeher konsequent und kompromisslos ihr Ding durchziehen, was natürlich mit sich bringt, dass die Band auf die Zuhörer eine polarisierende Wirkung ausübt. Schon der Erstling „VR-1“ gilt als ein starkes Album, das leider (vor allem im Drumbereich) mit einem schwächelnden Gesamtsound ausgestattet wurde. Ein Manko, das bei der Produktion der neuen Scheibe bewußt vermieden wurde, wenngleich man die Aufnahme selbstverständlich wieder in Eigenregie realisierte, und natürlich nicht das nötige Kleingeld für die Anmietung eines überdurchschnittlich professionellen Tonstudios aufbringen konnte. Aber auch auf kompositorischer Ebene kann „Back from hell“ mit „VR-1“ nicht nur mithalten, sondern es gelang eine klare qualitative Überbietung des Songmaterial des Debuts.
Midtemporocker wie „Tears of fire“ und „Heading For Tomorrow“ fräsen sich in sekundenschnelle in den Gehörgängen fest, und können (no,na) mit hymnischen Mitsingrefrains aufwarten. Auch das schon auf „VR-1“ verewigte „Paralyze my fear“ ist wieder mit von der Partie, und mit „Understand“ wagten FIRESTORM gar den Versuch einer gefühlvollen Ballade, der auch prächtig glückte. Als absoluter Höhepunkt darf das sehr eingängige „Sunny lane“ bezeichnet werden, dem man sich nur schwer entziehen kann. Sänger/Gitarrist David Stawa, dessen Vocals vorwiegend in höheren Stimmlagen angesiedelte ist, wird gesanglich auch von Gitarristin Beate und Bassist Daniel unterstützt, und machte seine Sache durchaus gut, da sein Gesangsstile auch vorzüglich zur Musik passt, wenngleich es verständlich erscheint, dass diese Art von Vocals zu geteilten Meinungen führen (siehe oben!). Aber das ist nun wirklich keine Neuigkeit, wenn man an Bands wie GRAVE DIGGER, UDO/ACCEPT oder OVERKILL denkt, deren Sänger, die man aber natürlich in keiner Weise stilistich mit dem Gesangsstil David Stawa vergleichen kann, die Metalszene stets spalteten. Natürlich haben die fünf Niederösterreicher den klassischen Rock/Metal auch nicht neu erfunden, und auch keine revolutionären Neuerungen beigesteuert. Aber: Sie schaffen es einfach gekonnt, viel Herzblut in ihre Kompositionen zu stecken, und bei der Entstehung der Songs erlebte Gefühle auf die Hörerschaft zu übertragen. Und das zählt gerade in der heutigen Zeit, wo der Markt von seelenlosen und aalglatten Produkten übersäht, doppelt. FIRESTORM ist es wieder gelungen ein sattes, erfrischendes und erfreulich ehrliches Werk zu kreieren, das ich wahrlich empfehlen kann.
(6 Punkte; Hutti)
Tracklist „Back From Hell“:
1. Resurrected
2. Back From Hell
3. Tears Of Fire
4. Heading For Tomorrow
5. Paralyze My Fear
6. War
7. Understand
8. Sunny Lane
9. Final Contest
Gesamtspielzeit: 43:20
Band-Links: