DESTRUCTION - Metal Discharge
DESTRUCTION
Metal Discharge
(Thrash Metal)

 


Label: Nuclear Blast
Format: (LP)

Release: 22.09.2003


Wir blicken zurück in das Jahr 1984, Deutschland. Beinahe zeitgleich veröffentlichten drei Formationen ihre ersten Gehversuche, wüstes Gebretter mit minderer Soundqualität auf Tape gebannt. Damals dachte man nicht einmal im Traum daran, dass sich aus TORMENTOR – heute bekannter unter dem Namen KREATOR -, SODOM und nicht zu guter Letzt auch DESTRUCTION durchaus ernst zu nehmende Partien entwickeln würden, dass sich jene Musiker, welche sich für Songkreationen wie auf „End Of The World“, „Witching Metal“ und „Bestial Invasion Of Hell“ zu finden verantwortlich zeichneten, Ende der Achtziger zu bahnweisenden Veröffentlichungen wie „Extreme Aggression“, „Agent Orange“ und „Live Without Sense“ befähigen würden.

Lange Zeit jedoch stand DESTRUCTION – nicht nur auf Grund vierer großer Fehltritte in den Neunzigern – weit hinter SODOM und insbesondere KREATOR an, dank der Rückbesinnung an die Wurzeln mit der Quasi-Reformation im Jahre 2000 konnte das Trio rund um den imposanten Fronter (und nebenbei Pizzakoch) Schmier jedoch einigen Boden gut machen, nicht zu vergessen auch durch die starke Promotionarbeit seitens des Labels Nuclear Blast. „All Hell Breaks Loose“ (2000), von Peter Tägtgren modern in Szene gesetzt, und auch „The Antichrist“ (2001) schlugen ein wie eine Bombe und ließen zumindest all jene aufhorchen, welche dank KREATORs „Endorama“ den guten, alten deutschen Thrash Metal bereits abgeschrieben hatten.

Zwei Jahre nachdem DESTRUCTION mit „The Antichrist“ gehörig die Axt kreiseln ließen, kommt nun mit „Metal Discharge“ endlich der Nachfolger daher – ein Album, welches das Trio an einem weiteren Wendepunkt zeigt. Reunionsdrummer Sven verließ die Band gen JESUS CHRYSLER SUPERSKUNK, mit Marc wurde wiederum junges Blut für die Kesselpartie rekrutiert, und man schwenkte nicht nur produktionstechnisch auf die Veröffentlichungen der Achtziger zurück. Waren die beiden Reunionsalben vor allem eines – nämlich aggressiv -, so knüppelt sich „Metal Discharge“ bei weitem nicht so eintönig durch die Landschaft. Während insbesondere „All Hell Breaks Loose“ im Grunde nur eine Richtung kannte – nämlich Vollgas nach vorne – ist den Deutschen mit „Metal Discharge“ ein abwechslungsreicheres, im gewissen Sinne auch durchdachteres Album gelungen, ein nahtloser Anschluss an „Live Without Sense“ mag man meinen. Das Problem hierbei ist nun folgendes: In meinen Augen haben DESTRUCTION genau zwei gute Alben veröffentlicht, und jene stammen aus dem 21. Jahrhundert – „All Hell Breaks Loose“ und „The Antichrist“. Zwar wissen auch einige der älteren Stücke zu gefallen – so zum Beispiel „Curse The Gods“, „Release From Agony“, „Mad Butcher“ oder auch „Antichrist“ -, aber produktionstechnisch waren DESTRUCTION nie wirklich am grünen Ast. Gerade die wuchtigen Produktionen von Peter Tägtgren gaben den knackigen Riffs seitens Mike sowie Schmiers markantem Gesang den letzten Schliff, während die Altwerke in meinen Augen irgendwie drucklos präsentiert wurden und selbst kreative Momente untergingen. Mit „Metal Discharge“ verhält es sich ähnlich, denn das Zauberwort „Old School“ verheißt nichts Gutes, weder lässt das Songmaterial zu wünschen übrig, noch muss man sich vor Experimenten fürchten, aber die kraftlose, dünne und in meinen Augen zwanghaft minimalistische Produktion nimmt den Stücken beinahe jeglichen Reiz, jede Spannung.

DESTRUCTION selber machen ihre Sache zwar an sich gut – nicht gekünstelt auf modern getrimmt oder gar effektüberladen präsentieren sie sich etwas abwechslungsreicher und eingängiger als noch auf den direkten Vorgängern und klingt somit typisch nach den DESTRUCTION, die wir kennen und einige von uns auch lieben -, aber so glorreich die Achtziger auch waren, produktionstechnisch stand dem schwäbischen Trio das 21. Jahrhundert eindeutig besser. „Metal Discharge“ lebt zwar von gleichzeitig aggressiven, aber auch eingängigen Stücken mit Ausstrahlung, aber erst eine genaue Auseinandersetzung erlaubt den Zugang zu den Feinheiten, die sich auf dem neuen Longplayer verstecken. Selbst großartige Stücke wie der Titelsong „The Ravenous Beast“ oder auch „Rippin‘ The Flesh Apart“ wirken simpel und kraftlos, da die Produktion ihnen schlichtweg die Luft rausnimmt.
Die Basisfanschar von DESTRUCTION kann zwar definitiv aufatmen, denn das, was „Metal Discharge“ bietet, scheint sie anscheinend bereits zufrieden zu stellen – objektiv betrachtet hat man insgesamt gesehen jedoch bereits bessere Arbeit abgeliefert, insbesondere, da man eine grandiose Hymne der Marke „The Butcher Strikes Back“ auf „Metal Discharge“ leider vergeblich sucht.

DESTRUCTION ist somit zwar ein zufrieden stellendes Album gelungen, das in meinen Augen zwar über den Frühwerken steht, aber im Gesamtbild nicht an insbesondere „All Hell Breaks Loose“ heranreichen kann. Obwohl man anno 2003 im instrumentalen Bereich viel mehr am Deckel hat als noch etwa 1986, versprüht „Metal Discharge“ zwar den schön dreckigen, speckigen, rotzigen und ungehobelten Charme von damals, aber ob dieser Charme den Mannen steht? Ich weiß nicht wirklich …

 


Tracklist „Metal Discharge“:
1. The Ravenous Beast
2. Metal Dicharge
3. Rippin¸ The Flesh Apart
4. Fear Of The Moment
5. Mortal Remains
6. Desecrators (of The New Age)
7. Historical Force Feed
8. Savage Symphony Of Terror
9. Made To Be Broken
10. Vendetta
Gesamtspielzeit: 39:07


www.facebook.com/destruction

 

DESTRUCTION - All Hell Breaks Loose
DESTRUCTION – Metal Discharge
6.5
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