Als echter Wiener, gibt es für mich nur Ottakringer!

Die steirische Black Metal-Band SANGUIS ist nun bereits mit ihrem zweiten Album (Review hier) am Start und weiter drauf und dran sich mit ihrer international kokurrenzfähigen Musik einen Namen zu machen. Grund genug wieder ein Gespräch zu führen. Diesmal stand Frontman Umbra Earshot Rede und Antwort.


Musikalisch hat sich nichts geändertBandmitglied


Wie sind bisher die Reaktionen gewesen, die ihr mit eurer neuen CD einfahren konntet?

Die Reaktionen sind bis jetzt sehr positiv gewesen, wir können uns nicht beklagen. Die CD ist allerdings noch nicht so lange draußen, die Masse der Reviews wird, denke ich, erst noch kommen. Live wurden die neuen Lieder auch sehr gut aufgenommen – das ist der Stand der Dinge.

Was sind denn eurer Meinung nach die wichtigsten Unterschiede zwischen „Chaosgate Guardians“ und „Infernum Infinitum“?

Zunächst wird dem geneigten Hörer sicherlich der wesentlich bessere Sound auffallen. Wir sind diesmal wieder in jenes Studio gegangen, wo auch schon „Mortal Art Of Blood“ (das Demo der Band – Anm. d. A.) aufgenommen wurde. Die Möglichkeiten hier sind um einiges besser als in dem Studio, wo „Chaosgate Guardians“ aufgenommen wurde.
Musikalisch hat sich nichts geändert, außer vielleicht dass die Lieder kompakter geworden sind. Der Stil ist aber genau der Gleiche geblieben.

Gibt es einen Song auf dem neuen Album, der euch besonders am Herzen liegt, oder der für kommendes Material wegweisend sein wird?

Ich würde sagen, dass „Edifying Agony“ das Lied ist, das uns am besten gefällt. Es war der letzte Song, den wir für die CD geschrieben haben, und steht daher am wahrscheinlichsten auch für das, was da noch kommen mag – man kann aber natürlich nie im Vorhinein sagen, wie neues Material klingen wird.

Meiner Meinung nach haben einige der neuen Songs einen recht starke DARK FUNERAL-Schlagseite – seht ihr euch in der letzten Zeit besonders durch die Band beeinflusst, sind die Parallelen geplant oder Zufall? Was sind generell die wichtigsten Einflüsse, die euren Sound (momentan) prägen?

Auf die Parallelen zu DARK FUNERAL werden wir häufig angesprochen; diese sind aber keineswegs geplant, unsere Lieder entstehen ganz natürlich, ohne vorherige Festlegung. Wir sagen nicht: „Der Song soll so oder so, oder nach dieser oder jener Band klingen.“ Unsere Einflüsse stammen aber definitiv aus dem Norden, und hier am ehesten Schweden – DARK FUNERAL liegt also nahe.

Nochmals zur Aufname der Neuen – ihr serviert auf „Infernum Infinitum“ eine amtliche Produktion, es gab jedoch, wie ich gehört habe, Probleme mit dem Studio/dem Produzenten. Was ist an der Sache dran?

Da bist Du im Irrtum. Es gab keine Probleme mit dem Studio oder dem Produzenten, außer den üblichen Meinungsverschiedenheiten, die bei einer solch engen Zusammenarbeit unumgänglich sind. Wir sind mit dem Sound sehr zufrieden – natürlich könnte man immer etwas besser machen, aber so ist das nun mal.

Was ist abgesehen von guten Songs euer Rezept, um nicht eine von vielen Black Metal-Bands zu sein?

Zunächst danke für das Kompliment – wir trachten natürlich danach, nicht eine Band unter vielen zu sein. Ein konkretes Rezept zu nennen fällt mir jetzt allerdings schwer. Ich denke, es sind eigentlich hauptsächlich gute Songs, die alles ausmachen. Man sollte live immer alles geben und sich nicht von seinem Weg abbringen lassen.

Absolut zutreffend. Kommen wir zu dir – wie bist du zur Band gekommen und was konntest du bisher an Erfahrungen und Erfolgen mit der Band einfahren?

Kurz nach den Aufnahmen zu „Chaosgate Guardians“ bin ich bei SANGUIS eingestiegen, nachdem mich der Schlagzeuger von SERAPH vermittelt hatte. Vor SANGUIS habe ich vier Jahre lang bei VERDAMMNIS (Schlagzeug/Gesang) gespielt, wo ich auch für die Texte zuständig war. Diese Erfahrung konnte bzw. kann ich bei SANGUIS nun weiter ausbauen.

Wie wichtig sind Texte für SANGUIS, wer ist für sie zuständig und inwieweit haben sich eure Texte durch die Sängerwechsel verändert?

Die Texte schreibe ausschließlich ich. Für mich sind die Texte sehr wichtig, so schreibe ich über meine persönlichen Erlebnisse, Gedanken und Ansichten. Alle Texte vor „Infernum Infinitum“ stammen von Zhorn und unterscheiden sich vollkommen von meinen.

Inwieweit unterscheiden sich deine von den alten Texten? Gibt es etwas Besonderes, das du in deinen Texten auf „Infernum Infinitum“ thematisierst, bzw. haben die Texte einen konzeptuellen Zusammenhang?

Meine Texte unterscheiden sich sehr von jenen meines Vorgängers. Auf „Infernum Infinitum“ habe ich im Prinzip ziemlich alltägliche Themen thematisiert. Es geht um Schmerz, Hass, Rache, Hilflosigkeit, Sadismus und derlei mehr – das sind alles Dinge, die man täglich erlebt und die einen beeinflussen. Man muss nicht den Gehörnten bemühen, um stilgerechte Black Metal-Texte zu schreiben… Der konzeptuelle Zusammenhang besteht also im Realitätsbezug, den meine Texte aufweisen. Jedoch steht jeder Text für sich.

Im letzten Gespräch mit EARSHOT hattet ihr frisch einen Vertrag mit Supreme Chaos Records abgeschlossen. Wie sieht die Situation nun nach Veröffentlichung der zweiten CD aus – seid ihr soweit zufrieden?

Wir sind soweit zufrieden mit der Arbeit von SCR. Es gab einige kleinere Differenzen, die wir aber bei vernünftigen Gesprächen klären konnten.

Hat die Zusammenarbeit mit einem Plattenlabel die Bandsituation verändert – haben sich besondere Chancen ergeben bzw. was sind die Höhepunkte der bisherigen Bandgeschichte?

Die Zusammenarbeit mit einem Plattenlabel verändert natürlich die Bandsituation. Es ist nun möglich professionell zu arbeiten, Promotion zu machen und Kontakte zu knüpfen. Werbung ist irrsinnig wichtig – es nutzt nichts, die genialste CD aufzunehmen, wenn keiner etwas davon erfährt. Auch ist es wichtig seine CD gut vermarkten zu können – und dies ohne sich selber um alles kümmern zu müssen. Alles in allem kommt die Sache jetzt ins Rollen.

Wenn wir beim Rollen sind, wo hat euch SANGUIS bis jetzt konzertmäßig hingeführt? Was seht ihr als die bisherigen Live-Höhepunkte an – habt ihr irgendwo besondere Reaktionen bekommen?

In den letzten Monaten sind wir ziemlich viel herumgekommen. Nach vielen Konzerten in Österreich haben wir nun endlich auch die Nachbarländer heimgesucht – z.B. Deutschland, Slowenien und Ungarn. Die Fans in Slowenien sind sehr euphorisch. Jeder, der schon dort gespielt hat, wird das bestätigen. Die Konzerte in Deutschland mit DARK FORTRESS und LORD BELIAL waren auch genial. Im Dezember kommt dann ein neues Land – die Schweiz, wo wir mit GRAVEWORM spielen werden; darauf bin ich auch sehr gespannt.

Die heimische Szene brodelt, die Qualität steigt und zunehmend schaffen es Undergroundbands zumindest einen Vertrieb für ihr Schaffen zu finden. Wie würdest du diese Entwicklung kommentieren? Hat Österreich deiner Meinung nach die Chance, sich in Zukunft etwas mehr profilieren zu können und mehr als ein „kleines, uninteressantes oder vielmehr unbekanntes“ Land zu sein, nach dessen Szene kein Hahn kräht?

Auf diese Entwicklung können wir alle stolz sein. Dass immer mehr Bands in Österreich ihre Werke im größeren Rahmen veröffentlichen können, obwohl wir „ein kleines, uninteressantes oder vielmehr unbekanntes Land“ sind, beweist doch nur, dass diese es mit Qualität geschafft haben und nicht durch das Image der Szene – so wie es bei skandinavischen Bands des Öfteren der Fall ist. Die Chance für Österreich besteht immer, solange unsere Bands ihrem Schaffen treu bleiben und sich nicht von ihren Zielen abbringen lassen. Ich denke auch, dass wir inzwischen gar nicht mehr so unbeachtet sind, wie Du in der Frage andeutest.

Die Sicht mag pessimistisch klingen, entspricht aber mehr dem, was man als aktiver Part der Szene immer wieder mitbekommt. Im Underground ist die Situation meist eine andere, aber mir geht es in der Frage um Akzeptanz seitens der Labels, bei denen die Einstellung „Österreich ist uninteressant, weil es unsere Käufer nicht interessiert“ doch noch dominiert. Dass die Qualität entscheiden sollte und dies letztenendes tut, steht außer Frage.

O.k., kommen wir zu was anderem, gib mir zu den folgenden Begriffen bitte einen Kommentar ab:
Quorton (R.I.P.)

Er ruhe in Frieden. BATHORY war eine sehr wichtige Band, vor allem die dritte und vierte CD fand ich genial. Mit den neueren Sachen konnte ich persönlich allerdings nicht viel anfangen.

The Number Of The Beast

666. IRON MAIDEN sind auch absoluter Kult, und das heute noch.

Das beste österreichische Bier … ?

Ha! Die anderen in der Band schreien jetzt auf, aber als echter Wiener gibt es nur eine Antwort: OTTAKRINGER!!!

SAMAEL vs. MARDUK

Kann man nicht wirklich vergleichen. Ich mag beide Bands sehr, SAMAELs neuere Entwicklung (ab „Passage“) ignoriere ich aber um der genialen Vergangenheit willen.

Noch was anderes zum Schluss – euer Bassist Aries ist im KV Kaltenbach und als Organisator einiger Konzerte in Graz tätig, springt da für die Band ein Nutzen heraus?

Der Nutzen liegt vor allem darin, dass wir bei diesen Konzerten immer die Möglichkeit haben, zu spielen. Nicht mehr, nicht weniger.

O.k. Was darf man in der Zukunft von SANGUIS erwarten?

Im Moment konzentrieren wir uns natürlich darauf, „Infernum Infinitum“ zu verbreiten und zu vermarkten. Ab Oktober sind wir dann auch wieder live tätig und werden, nach sehr langer Zeit, endlich wieder in Wien und Graz auftreten – wann genau kann ich allerdings noch nicht sagen. Bis dahin möchte ich allen unsere neue CD (Review hier) ans Herz legen – reinhören lohnt sich!

 

 

 

 

 


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