Drag on dragonfliesDragonfly
Tobias Sammet, der mit seinem letzten AVANTASIA Album zwar gute Kritiken einheimsen konnte, aber dennoch leicht enttäuschte, hat für das neue EDGUY Album, das in Anbetracht der Tatsache, dass „The Scarecrow“ erst Anfang des Jahres erschien, recht bald erscheint, aber überfällig war das Teil sowieso schon lange. Denn „Rocket Ride“, das mir persönlich sehr gut gefiel, aber durch zu viele Experimente und übertriebene Blödeleien, dann doch bei so manch Fan nicht so oft im Plattenschacht rotierte, wie die vorangegangen Alben.
Goldkehlchen und Blödelbarde Tobi spuckte dann große Töne, als er das neue (Meister)werk „Tinnitus Sanctus“ (cooler Titel übrigens) ankündigte, wobei er gleich betonte, dass es kein „Mandrake, The Legacy – Pt. II“ wird, was ein Seitenhieb an zwei Bands aus dem selben Genre und Land gemeint war. Skeptisch teste ich die CD an, dessen Cover mit Jesus-Himself, mit blutenden Ohren ziert, das ja wie die Faust aufs Auge… äh, Ohr passt. Ein verhaltenes Riff, und dann ein stampfender Groove der schön vorantreibt, schön die Melodie eingestreut, atmosphärischer Spannungsbogen, Sammet setzt ein singt sehr düster, bis der Song mit geiler Bridge dann im Chorus explodiert und zum Mitsingen einlädt. So hört sich „Ministry Of Saints“ an. Super Anfang, aber noch nicht das Meisterwerk, aber weiter. Das folgende „Sex Fire Religion“ stampft im Midtempo dahin und, obwohl EDGUY auf allen Tracks des Album definitiv das Hauptaugenmerk auf Power Metal legen, so sind immer wieder gekonnte Ausflüge in verschieden Genres, vor allem dem Rock zu finden, aber auch AVANTASIA ist immer wieder zu finden, wobei wunderlicherweise eher die „Metal Opera“! Nun das erste große Highlight mit „The Pride Of Creation“, das vor Energie nur so strotzt und einen melodischen Epos im Up-tempo darstellt und gegen Schluss einige Überraschungen birgt. Abwechslung wird im Jahre 2008 bei EDGUY groß geschrieben und das nicht nur im Album, sondern auch in den einzelnen Tracks und spätestens beim dezent rockig beginnenden „Dragonfly“, das dann mit einem Chorus auffährt, der Gänsehaut verursacht, war es um mich geschehen. Und jetzt kann ich euch sagen, Tobias Sammet hat den Mund nicht zu voll genommen und hat das Power Metal Album des Jahres eingespielt oder vielleicht sogar mehr? Dass die Jungs Balladen drauf haben brauche ich wohl nicht zu erwähnen und so reiht sich „Thorn Without A Rose“ problemlos in alte Hits ein. „Speedhoven“ stellt dann noch das zweite Epos mit Singalong Chören, Speed, Groove und einigen anderen Überraschungen dar. „Dead Or Rock“ lässt einen zum Ausklang verschnaufen, bevor EDGUY mit „Aren’t You A Little Pervert, Too“ im Soundgewand des wilden Westens bezeugen, dass sie den Humor nicht ganz verloren haben und das ist gut so!
EDGUY haben einen Schritt zurück und zwei nach vorne getan und beschränken sich auf das Wesentliche. Weniger Blödelei, weniger Experimente, Power Metal in Höchstform, aber ohne sich in diesem Genre zu verirren, servieren sie ein spannendes, abwechslungsreiches Album, das dem Power Metal wieder Auftrieb und Schwung bringen sollte. Wahnsinn, ich bin hin und weg.
ACHTUNG: Ohrwurm & Suchtfaktor !!
Tracklist „Tinnitus Sanctus“:
1. Ministry Of Saints
2. Sex Fire Religion
3. The Pride Of Creation
4. Nine Lives
5. Wake Up Dreaming Black
6. Dragonfly
7. Thorn Without A Rose
8. 9-2-9
9. Speedhoven
10. Dead Or Rock
11. Aren’t You A Little Pervert, Too
Gesamtspielzeit: 53:35