Viel hat sich im Lager von ICED EARTH rund um Mastermind Jon Schaffer seit der Veröffentlichung ihres letzten Longplayers „The Crucible Of Man“ getan. Der langjährige Weggefährte von Jon Schaffer und für viele „die“ Stimme von ICED EARTH, Matt Barlow zog inzwischen schon zum zweiten Mal den Schlussstrich, womit sich ICED EARTH wieder einmal mit der Suche nach einem neuen, stimmgewaltigen Frontman konfrontiert sahen.
Groß war die Euphorie, vor allem von Jon Schaffer selbst, als er Stu Block als neue Stimme ankündigte und damit gleichzeitig den Startschuss für das Anlaufen der Marketingmaschine gab. Keines der Bandmitglieder wurde müde zu betonen, wie reibungslos die Zusammenarbeit funktioniere und auf welchem bahnbrechenden Pfad sich die Band nun befinde.
Nun gut, früh wird klar, dass sich ICED EARTH mit „Dystopia“ nicht neu erfinden, was aber per se noch nicht schlecht ist. Die größte Veränderung, wie zu erwarten war, ist Stu Block, der seine Arbeit wirklich gut macht und mit seinen Gesangskünsten ICED EARTH neuen Schwung verleiht. Leider zu wenig.
Sind die ersten 3 Tracks des Albums, „Dystopia“, „Anthem“ und allen voran das kurze, aber intensive „Boiling Point“ noch sehr kraftvoll und durchaus gelungen schafft es dann kaum einer der folgenden Songs mehr sich aus dem Sumpf der Mittelmäßigkeit zu erheben. Dann und wann sticht ein sehr guter Riff heraus, nur um dann wieder von anderen lieblos zusammengestückelten Passagen annulliert zu werden. „Dark City“ und „Equilibrium“ verlieren sich streckenweise völlig in repetitivem Gitarren-„gedudel“. „Days Of Rage“, der zweite kurze Track auf diesem Album, hebt „Dystopia“ dan wieder aus der Versenkungen mit einer brachialen Wand aus tiefen Gitarren und kräftigen Drums. Beim Texten hätte man vielleicht etwas kreativer sein können, da die Phrase „Days of Rage!“ doch etwas sehr oft ins Mikrofon gebellt wird. Danach geht’s leider rapide bergab, denn der missglückte Balladenversuch „The End Of Innocence“ hat in dieser Form eigentlich nur B-Seiten-Potential.Schlusstrack „Tragedy and Triumph“ fällt dann wieder etwas schneller aus, aber auch er will nicht wirklich überzeugen.
Alles in allem ist „Dystopia“ eigentlich kein so schlechtes Album, denn die guten und passablen Songs überwiegen die schwachen. Den hohen Erwartungen, die so mancher Fan in dieses Album gesteckt haben mag, wird wahrscheinlich dennoch nicht entsprochen, obwohl Stu’s gesangliche Darbietung zu ICED EARTH passt und Jon Schaffer offensichtlich auch noch in der Lage ist, den einen oder anderen guten Riff zu schreiben. Vielleicht braucht es einfach noch mehr Zeit. Vielleicht schaffen es ICED EARTH wieder an alte Stärken anzuknüpfen oder sich zu neuen Stärken empor zu heben. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Tracklist „Dystopia“:
1. Dystopia
2. Anthem
3. Boiling Point
4. Anguish Of Youth
5. V
6. Dark City
7. Equilibrium
8. Days Of Rage
9. End Of Innocence
10. Tragedy And Triumph
Gesamtspielzeit: 45:10