Dass OPETH eine Band ist, für die stilistischer und kreativer Stillstand ein Ding der Unmöglichkeit darstellt ist ja allgemein bekannt. Dennoch ist das 2011er Werk „Heritage“ selbst für OPETH ein radikaler Ausbruch aus alten Mustern. Schon im Vorfeld waren viele OPETH-Fans von der Ankündigung seitens Mikael Åkerfeldt, dass es sich bei „Heritage“ um ein Progressive Rock Album handeln wird, besorgt und nach dem ersten Durchhören der CD ist eines klar: Herr Åkerfeldt hat mit seiner Aussage keinesfalls übertrieben.
Die Songs wissen alle durch gelungenes Songwriting und ihren Facettenreichtum zu überzeugen. Rockige Passagen mit groovigen Basslines wechseln sich mit ruhigen, jazzigen Parts ab. Bei „Nepenthe“ werden sogar kurz die Drumsticks gegen Besen ausgetauscht. Abgesehen von der einzigen schnellen Nummer „Slither“ sind die Songs auf „Heritage“ eher langsam, dafür aber umso grooviger gehalten, womit das Album eine sehr ruhige Stimmung erzeugt. Wer auf kraftvolle Growls von Mikael Åkerfeldt wartet, der wartet vergeblich, denn passend zum akustischen Gesamtbild des Albums gibt es von ihm lediglich cleanen Gesang zu hören.
Der schlichte Sound auf „Heritage“ (grundsätzlich mit jenem des „Soldier Of Fortune“-Covers auf „The Ghost Reveries“ zu vergleichen) passt einfach perfekt zu den melodiebetonten Songs. Musikalisch vollbringen OPETH hier sowieso eine famose Leistung und vor allem Drummer Martin Axenrot offenbart eine „jazzige“ Seite, die man zuvor noch nicht von ihm kannte.
OPETH liefern hier ein einwandfreies Progressive Rock Album ab und stellen damit wieder einmal eindrucksvoll ihre musikalische Vielfältigkeit zur Schau. Eingefleischte Death Metaller werden mit „Hertiage“ vielleicht nicht allzu viel anfangen können, wer OPETH aber seit jeher wegen ihrem Talent stilistische Grenzen niederzureißen liebte, wird mit „Heritage“ sicherlich glücklich werden. Es wird interessant zu beobachten, ob „Heritage“ nur ein einmaliger Ausflug in neue Genres bleibt, oder ob OPETH diesen musikalischen Pfad weiter verfolgen werden.
Tracklist „Heritage“:
1. Heritage
2. The Devil´s Orchard
3. I Feel The Dark
4. Slither
5. Nepenthe
6. Häxprocess
7. Famine
8. The Lines In My Hand
9. Folklore
10. Marrow Of The Earth
Gesamtspielzeit: 57:05
