At War With Reality
(Melodic Death Metal)
Label: Century Media
Format: (LP)
Release: 2014
Wer hätte das gedacht? Legenden leben wohl doch länger, denn die Mitbegründer eines heute verdammt wichtigen Genres AT THE GATES, die bereits nach sechs Jahren, in denen vier Alben veröffentlicht wurden, wieder das Handtuch warfen, schieben ganze 19 (!) Jahre endlich ein neues Werk nach. 2011 wiedervereinigt, anfangs nur für ein paar Festivals, wollten die Björler Zwillinge und Frontsau Tomas Tampa Lindberg nichts von einem neuen Album wissen. Die Mitglieder von AT THE GATES waren aber natürlich nicht untätig und trieben bei Combos und Großkalibern wie THE CROWN, NIGHTRAGE, THE HAUNTED, TERROR, BOMBS OF HADES, PARADISE LOST oder VALLENFYRE ihr Unwesen.
Und was soll man sagen – AT THE GATES tönen 2014 so, als wären sie nie weg gewesen. Klar, die Zeit und die Erfahrung ist nicht spurlos an dem schwedischen Gespann vorbei gegangen und so krächzt Tompa nicht mehr in so schwindelerregenden Höhen und alles klingt etwas moderner, doch die älteren Herren vor dem Tor haben nichts an Aggression und Energie verloren. Nach einem, zugegeben doch recht nervigen Intro, zu dem ich später nochmal komme, preschen die Gothenburger ohne Rücksicht auf Verluste los. Der dynamische Titeltrack hat alles was man von der Truppe gewohnt ist. Die thrashige Rhythmik treibt ungemein nach vorne, die Schweden-Tod Riffs von Björler und Martin Larsson sitzen auch heute noch und Tompa brüllt emotional und heftig in sein Mikro, ehe man im Mittelteil etwas Tempo rausnimmt und ein paar mehr Melodien einfließen lässt. Vergleiche mit Meilensteinen wie „The Red In The Sky Is Ours“ oder „Terminal Spirit Disease“ möchte ich gar nicht ziehen, das wäre ob der Kluft von über 20 Jahren auch nicht angemessen, doch Fans dieser Platten dürften von den zwölf Krachern absolut angetan sein.
Mal gibt es ein paar mehr Melodien, hier wird mal das Tempo etwas rausgenommen und ein paar ruhigere Momente gibt es auch, doch AT THE GATES thrashen und holzen sich, wie man es sich von ihnen erhofft und erwartet, gekonnt durch das Material, lassen keine Wünsche offen und hinterlassen das wohlige Gefühl, dass ein längst vergessener, aber unterbewusst vermisster Teil der schwedischen Szene wieder in voller Stärke da ist.
Zum kurz erwähnten Kritikpunkt – zu Beginn wird auf ein kurzes Intro in Form einer spanischen Predigt geboten, dieses nervt zwar schon beim dritten Anlauf, hat aber durchaus einen tieferen Sinn, denn die Band hat sich wie der Titel „At War With Reality“ schon verheißt, ein nicht ganz unkomplexes Thema als Konzept ausgesucht. Dieses zu erforschen ist zwar nicht nötig, gibt dem Ganzen aber nochmal eine schöne Tiefe, die man in dem Genre eher selten gewohnt ist. Fans der Band oder den neueren Reinkarnationen wie THE CORWN, NIGHTRAGE, DIMENSION ZERO, ganz alten IN FLAMES oder THE HAUNTED sollten hier ungeschaut zugreifen.
Tracklist „At War With Reality“:
1. El Altar Del Dios Desconocido
2. At War With Reality
3. The Circular Ruins
4. Heroes And Tombs
5. The Conspiracy Of The Blind
6. Order From Chaos
7. The Book Of Sand (The Abomination)
8. The Head Of The Hyrda
9. City Of Mirrors
10. Eater Of Gods
11. Upon Pillars Of Dust
12. The Night Eternal
Gesamtspielzeit: 44:24