Mit ihrem Zweitling „The Bivouac“ konnten mich die aus Pisa stammenden Jungs von VEXILLUM und ihrem Mix aus Power Metal, Folklore und keltischen Einflüssen schon beeindrucken. Gut zwei Jahre später wollen diese mit dem Nachfolger „Unum“ und einem groß angelegten Konzept sowie einigen namhaften Gästen einen drauf legen.
Schon beim Vorgänger musste ich hier und da an BLIND GUARDIAN, ORDEN OGAN, FREEDOM CALL oder sogar AVANTASIA denken. Da trifft es sich gerade wegen letzterem, dass man zum Konzept verschiedene Charaktere austüftelte. Den Hauptprotagonisten mimt dabei natürlich Fronter Dario Valessi, während Maxi Nil (JADED STAR), Hansi Kürsch (BLIND GUARDIAN), Chris Bay (FREEDOM CALL) und Mark Boals (ROYAL HUNT / IRON MASK) als starke Verstärkung das Werk nochmals aufwerten und nicht passender gewählt sein könnten.
Zuvor geht es aber ganz ohne Gast mit dem 7-Minüter „The Departure: Blow Away The Ashes“ los. Der Song zeigt sich gleich umfangreich, erzählerisch und ebenso abwechslungsreich. Da passiert gleich richtig viel und VEXILLUM können gleich viele ihrer Trademarks zeigen. Flotter Power Metal mit Folk-Elementen wie sie auch ELVENKING verwenden, machen hier unheimlich Spaß und zeigen das songwriterische Können der Italiener. Da bekommt man natürlich schnell Lust auf mehr. „The Jester: Over The Clouds“ beginnt mit Melodien, die perfekt zum Titel passen und entführt mit flottem Spiel und eingängigem Riffing über die Wolken und in eine fantastische Welt, während Chris Bay im verdammt starken Refrain sein unverkennbares Organ zur Geltung kommen lassen darf. „The Sentenced: Fire And Blood“ hat man wahrscheinlich nicht zufällig auf Hansi Kürsch zugeschnitten und erinnert etwas vom Riffing her an seine Truppe. Das Ding ist dynamisch, hektisch und flott ausgefallen, macht aber eine Menge Spaß. Dementsprechend brauchen einige der Tracks aber auch etwas um vollends zu zünden. Man merkt schon einen Sprung im Songwriting der Südländer, wobei mir bald aufgefallen ist, dass die Produktion beim Vorgänger saftiger und transparenter ausgefallen ist. Nicht dass „Unum“ dünn tönt, doch für die vielen Spuren und Elemente die hier verwendet werden, wäre schon etwas mehr Investition kein Fehler gewesen, auch wenn ein Budget von BLIND GUARDIAN wie es auf ihrem aktuellen Werk vorhanden ist, wohl utopisch ist. Aber das soll nicht zu sehr stören.
Es folgen weitere Tracks voller Power, Folk, Chöre etwas Bombast und natürlich noch gute Beiträge von Mark Boals und Maxi Nil, die mit Dario super harmonieren. Aber auch hier muss nochmal der Mix erwähnt werden, denn die Sänger stehen oft zu sehr im Hintergrund und Darios Gesang, der doch sehr durch die Nase geht, ist sicher nicht jedermanns Sache. Ist man durch die dramatische Story, die mit „The True Beginning: Standing As One“ ihren dramatischen Höhepunkt mit allen genannten Protagonisten darstellt, liefern VEXILLUM noch zwei Bonustracks. Zum einen wäre da SLADEs „Run Runaway“ sowie ein weiteres Cover von TAZENDA aus Italien, welche natürlich auch mit reichlich Folk-Elementen ausgestattet worden sind.
„Unum“ hat viele Ecken und Kanten, was im Bereich des bombastischen Konzept-Power Metal eher unüblich ist, aber genau das macht die Truppe auch irgendwie sympathisch. Wer haargenaue Perfektion will, der hat sowieso die neue BG-Platte sowie alle AVANTASIA-Werke im Schrank. So bringen VEXILLUM frischen Wind ins Genre und sind etwas mehr als nur ein Geheimtipp.
Tracklist „Unum“:
1. The Departure: Bow Away The Ashes
2. The Jester: Over The Clouds
3. The Sentenced: Fire And Blood
4. Lady Thief: What We Are
5. The Hermit: Through The Mirror
6. The Way Back: The Clash Within
7. The True Beginning: Stand As One
8. Spunta La Luna Del Monte (TAZENDA)
9. Run Runaway (SLADE)
Gesamtspielzeit: 46:45