Die Gothic Band ASP bereichert die schwarze Szene seit 15 Jahren und brachte mit „Verfallen Folge 1: Astoria“ kürzlich ein neues Konzeptalbum, das von der Kurzgeschichte „Das Fleisch der Vielen“ von Erfolgsautor Kai Meyer inspiriert wurde. Handlungsort ist das schon lange leerstehende Hotel Astoria in Leipzig, dem mit diesem Album neues Leben eingehaucht wird.
Und wer kennt nicht das Kinderspiel „Himmel Und Hölle“? Hier dient es als Einleitung für die Geschichte die da folgen wird. Dieser Song hat den Untertitel „Kreuzweg“ und hier wird eine Lebensphilosophie darum gewoben, dass man trotz der Raster immer eine Wahl hat, welchen Weg man gehen möchte. Dies alles ist in flotte Musik verpackt und die tiefe Stimme von ASP Spreng legt sich dominant darüber. Mit wehmütigen Klavier- und Geigenklängen beginnt dann „Mach’s Gut, Berlin!“ – ein ruhiger Song über Abschied und Neuanfang, auch wenn hier der Abschied eine Art Flucht bedeutet und der Neuanfang mehr erzwungen scheint. „Zwischentöne: Ich Nenne Mich Paul“ beschreibt im Anschluss die Bahnreise von Berlin nach Leipzig und die guten Vorsätze für das neue Domizil. „Zwischentöne: Baukörper“ erzählt von der Ankunft in Leipzig und der sofortigen Faszination die ihn beim Anblick des Hotels Astoria gefangen nimmt. Allerdings singt ASP hier von einem belebten Hotel und nicht von einem leerstehenden Gebäude. Er bekommt eine Stelle als Hausmeister und fühlt sich absolut geborgen.
Mit Synthesizerklängen beginnt „Begeistert (Ich Bin Unsichtbar)“, dabei bemerkt man erstmals die Flucht aus der Realität. Tangomusik prägt „Zwischentöne: Lift“ und auch die Stimme verändert sich hier zu der eines Tangosängers – eine sehr gelungene Einlage. Sehr dynamisch gespielt ist „Astoria Verfallen“ – es handelt von der Erkenntnis, dass sich der Hauptakteur zum ersten Mal in seinem Leben irgendwo geborgen und zu Hause fühlt. Noch flotter ist „Souvenir, Souvenir“ bei dem es der Phantasie überlassen bleibt, welche Art von Souvenir gemeint ist – einige Backgroundtöne weisen bereits auf nicht so harmlose Dinge hin. „Zwischentöne: Blank“ ist eine Rede über die Gedanken des einsamen Menschen im leeren Hotel und welche Eindrücke er glaubt wahrzunehmen. Dieser Rede-Ton setzt sich auch bei „Dro[eh]nen Aus Dem Rostigen Kellerherzen“ fort, nur dass hier wieder die Musik einsetzt und den ohnehin schon düsteren Eindruck verstärkt. Mit „Alles, Nur Das nicht!“ folgt darauf eine traurige Ballade die eine gewisse Resignation ausstrahlt. Hinter „Loreley“ verbirgt sich eine Frau namens Hannelore die wohl zu den Damen zählt, die ihr Leben auf der Freigiebigkeit der Männer aufgebaut hat und dieser Song beschreibt ihr gewaltvolles Ende. Mit „Fortsetzung folgt…1“ endet diese musikalische Gruseltour und es ist ein Ausblick auf das künftige fortsetzende Werk.
ASP ist ein Geschichtenerzähler der schaurigen Art und viele lieben seinen Stil. Nicht umsonst ist er eine fixe Größe innerhalb der düsteren Szene geworden und vermag es stets, die Aufmerksamkeit der Hörer an sich zu reißen. „Verfallen Folge 1: Astoria“ setzt diese Tradition in bester Weise fort und auf dieses Werk wird wohl kein Fan verzichten wollen. Man darf gespannt sein, wie lange der Künstler seine Fans auf den zweiten Teil warten lässt – es wird ihnen wohl auf alle Fälle zu lange vorkommen.
Tracklist „Verfallen Folge 1: Astoria“:
1. Himmel Und Hölle (Kreuzweg)
2. Mach’s Gut, Berlin!
3. Zwischentöne: Ich Nenne Mich Paul
4. Zwischentöne: Baukörper
5. Begeistert (Ich Bin Unsichtbar)
6. Zwischentöne: Lift
7. Astoria Verfallen
8. Souvenir, Souvenir
9. Zwischentöne: Blank
10. Dro[eh]nen Aus Dem Rostigen Kellerherzen
11. Alles, Nur Das Nicht!
12. Loreley
13. Fortsetzung Folgt…1
Gesamtspielzeit: 74:07
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