Die OCEANS OF SLUMBER haben mit dem ambitionierten „Winter“ ihr zweites Album am Start. Dass es sich hiermit quasi um Newcomer handelt, mag man bei diesem Mammutwerk kaum glauben. In knapp 60 Minuten liefern die Texaner einen progressiven Mix aus Rock, Metal, Blues, Death, Country und Doom, den man nicht eben mal nebenbei herzimmert.
Man könnte jetzt mit Vergleichen und Einflüssen, die mannigfaltig da sind anfangen, doch Bands wie DEVIN TOWNSEND PROJECT, OPETH, PORCUPINE TREE oder PARADISE LOST wären nur dezente Richtungsweiser für den Sound von OCEANS OF SLUMBER, die sich weder leicht beschreiben lassen, geschweige denn in eine Schublade zu stecken sind. Die angenehme weiblich Stimme von Frontfrau Cammie Gilbert ist die einzige wirkliche Konstante im vielfältigen Sound der Amis, doch wird sie gerne mal von Death-doomigen Growls unterstützt, die den sowieso meist verdammt drückenden Sound nochmals runterziehen. Hier reihen sich Klaviermomente an Blastbeats, ruhige Akustikteile an wütende Ausbrüche und Engelsgesang an Growls aus der Hölle. Licht und Schatten oder Schwarz und Weiß sind offensichtlich ein wichtiges Thema für das amerikanische Gespann, das einen mühelos in eine eigene Welt zieht und nicht mehr loslässt. Live im dunklen Club würde dieses Musik wohl am besten funktionieren, aber auch zu Hause zur späten, finsteren (vielleicht auch winterlichen) Stunde kann man, vielleicht nicht gerade Spaß, aber doch viel Freude mit „Winter“ haben. Doch von Easy Listening sind OCEANS OF SLUMBER sehr, sehr weit entfernt. Das gute Stück braucht schon einige Durchläufe und einen aufmerksamen Zuhörer um zu funktionieren. Um die Stimmung dennoch etwas aufzulockern, bauen die Herren und Dame immer mal wieder kurze instrumentale Zwischenstücke ein, die einen ein bis zwei Minuten wieder kurz entspannen zu lassen, bevor man das nächste tonnenschwere Stück Musik rauslässt.
Einzelne Songs aus „Winter“ herauszupicken wäre nicht passend, denn OCEANS OF SLUMBER liefern hier ein Gesamtwerk, das erkundet, entdeckt und genossen werden will. Scheuklappen weg und in die Welt der Amis versinken, dann bekommt man das optimale Feeling für dieses progressive Überraschungswerk.
Tracklist „Winter“:
1. Winter
2. Devout
3. Night In White Satin
4. Lullaby
5. Laid To Rest
6. Suffer The Last Bridge
7. Good Life
8. Sunlight
9. Turpentine
10. Apologue
11. How Tall The Trees
12. …This Road
13. Grace
Gesamtspielzeit: 53:37