SABATON sind erneut in aller Munde und mit ihrem neuen Album „The War To End All Wars“ schließen die schwedischen Power Metal Superstars nahtlos an „The Great War“ an und gehen weiter in die Tiefe des Zweiten Weltkriegs. Wir sprachen mit Basser Pär Sundström über die Faszination am Krieg.
Hallo Pär, wie läuft es mit den Interviews, ist es recht anstrengend so viele Gespräche am Stück zu führen?
Eigentlich nicht, es macht Spaß, denn es gibt so viele Möglichkeiten, wie man mit uns Interviews führen kann. Es kommt darauf an, worüber derjenige sprechen möchte, man kann nämlich das Gespräch in so viele Richtungen lenken. Manchmal möchte jemand darüber sprechen, dass SABATON ein eigenes Festival ausrichtet und ich kann so darüber sprechen, wie es ist ein Promoter zu sein und Bands für ein Festival zu buchen. Ich kann auch über das neue Album sprechen oder eben über eines der unzähligen anderen Dinge, die wir als Band tun. Uns gibt es nun 20 Jahre und es gehen so viele verschiedene Sachen ab. Die Sabaton-Cruise, der History-Channel, das Festival und wir werden bald ein neues Album veröffentlichen, sind Teil eines Computerspiels, haben die „Bismarck“ Single draußen und so vieles mehr.
Ja klar, ich habe mich beim Fragen zusammenstellen auch wirklich schwer getan, das Ganze möglichst in einem kurzen Rahmen zu halten und dir nicht 100 Fragen zu stellen. Aber was mir dabei gerade auffällt, hast du da überhaupt noch irgendwann Freizeit?
Im Moment – nein. Aber das macht nichts, denn ich liebe, was ich tue. Es ist jeden Tag aufregend aufzuwachen, denn jeder Tag ist großartig. Klar, aktuell ist es eine wirklich stressige Zeit für die Band. Wenn jemand glaubt, man startet eine Band und es ist einfach Rock´n´Roll, so ist es nicht. (lacht).
Wie ist es eigentlich nach so massiven Tourneen nach Hause zu kommen, beziehungsweise wie versuchst du dann wieder ins normale Leben zu finden?
Das ist mein normales Leben! Es war die letzten 20 Jahre meine Aufgabe der Manager von SABATON zu sein und die Arbeit hört nie auf. Ich mag es neue Ideen auszuarbeiten und zu sehen, was wir als nächstes tun können. Es gibt noch so viele Ideen, die herumschwirren. Wenn nicht gerade ein Album oder eine Show ansteht, dann arbeite ich an anderen Dingen, wie zum Beispiel die History-Edition, ein Computer-Spiel oder was auch immer. Ich bin immer beschäftigt, ich stelle SABATON nie wirklich ab. Vielleicht für kurze Momente, wenn ich zum Beispiel etwas zocke oder im Wald laufen bin.
Lass uns über das neue Album sprechen. Mir gefällt es sehr gut und ich finde es ist ein typisches SABATON Album mit ein paar neuen Ideen – wie immer eigentlich. Gab es zu Beginn einen Masterplan oder habt ihr einfach losgelegt und die Idee mit dem World War I Thema kam nach und nach?
Zuerst war die Idee da, ein Album über den ersten Weltkrieg zu machen, dann haben wir mit dem Schreiben der Songs begonnen und erste Ideen für die Texte gesammelt. Zwei Wochen bevor wir ins Studio sind haben wir die Lyrics miteinander verbunden und im Studio dann wirklich ausgearbeitet. Wenn dann alle Songs im Kasten sind, dann beginnt eigentlich erst meine richtige Arbeit. Klar, alles vorher war schon viel Arbeit, doch für mich geht alles danach erst so richtig los mit der Promotion und den Singles und alle den Ideen um das Album zu bewerben.
Als wir zu „Heroes“ mal gesprochen haben, warst du so begeistert von dem Konzept und auch in „The Last Stand“ gab es Songs, die darauf Platz gefunden hätten. Es sieht auch jetzt so aus als würde das Helden-Thema euch weiter beschäftigen… Man nehme „The Red Baron“ oder die Story von Lawrence of Arabia…
Da liegst du komplett richtig. Nimm mal die Story von Alwin York „82nd All The Way“. Wir hatten die Idee schon beim “Heroes” Album, aber wir haben beschlossen es aufzuheben, weil wir ja schon Audie Murphy auf „To Hell And Back“ hatten. Außerdem hatten wir sogar schon die Melodie zu einem weiteren Song, der erst jetzt auf dem Album ist, nämlich „Attack Of The Dead Men“. Der Track war für „Heroes“ schon geschrieben und es klingt sehr heroisch, aber der düstere Sound passte nicht ganz dazu. Jetzt brauchten wir einen dunklen Song und da passte der hervorragend.
Yeah, das ist auch einer meiner Lieblinge neben „The Red Baron“. Ich mag da die Hammond-Orgel. Auch das wolltet ihr ja schon vorher mal machen. Was ist eigentlich dein Liebling?
Der wird sich in den nächsten Monaten sehr oft ändern. Wenn wir sie live spielen, bekommt man da ein anderes Gefühl. Aber mir fällt ein, dass ich persönlich sehr gerne „The Great War“ und eben „Attack Of The Dead Man“ live spiele. „The Great War“ ist irgendwie eine Kombination aus „Carolus Rex“ und „Primo Victoria“, was kann man da schon falsch machen? Ich denke die Fans werden den auch mögen. „Attack…“ Ist ein großartiger Song, der auch live sicher toll funktioniert, weil man da visuell sehr viel machen kann.
Und von den Stories her, welchen magst du da am meisten?
Ja auch „Attack…“, weil wir die Idee schon lange hatten und auch Fans das vorschlugen. „The Future Of Warfare“ – die Idee den ersten Panzer in der Schlacht zu verwenden, das hat mir auch extrem gut gefallen.
Du hast den History-Channel ja schon erwähnt. Eine großartige Idee, denn es war immer schon cool in eure Texte einzutauchen und jetzt nehmt ihr uns ja da die Arbeit komplett und professionell ab. Wie kam die Idee und wie seid ihr auf Indy Neidell gekommen?
Schon 15 Jahre zuvor haben wir zu „Primo Victoria“ bereits ein paar Notizen im Booklet hinterlassen für die Fans. Uns war einfach wichtig, dass die Fans auch nachsehen können, worum es da eigentlich in dem Song geht. Nicht jeder hat die Zeit und das Interesse da groß zu recherchieren. Ich verstehe das. Da haben wir das weitergesponnen. Man könnte alles niederschreiben, aber das wäre viel zu lesen, du könntest es als Audio-Version machen, aber am interessantesten ist es natürlich als audio-visuelle Dokumentation. Es ist aber verdammt viel Arbeit. Man darf nicht vergessen, auch wenn man nur uns und Indy sieht, da arbeiten über zehn Leute an dem Channel, damit das alles überhaupt möglich ist. Es ist ein großes Projekt. Ich habe Indy, der als Host für den Channel fungiert, habe ich vor ein paar Jahren auf Youtube entdeckt, denn der hat da einen Channel namens „The Great War“, was ja passt. Ich habe ihn dann aufgesucht und wir haben uns sofort angefreundet. Für das Album wollten wir ihn als eine Art Consultant und dann haben wir ihn auch für den History Channel angeheuert. Er war sofort dabei, egal wie es dann aussehen sollte. Es dauerte acht Monate bis wir dann starten konnten, aber jetzt läuft alles.
Es meldeten sich dann sogar TV-Sender, die uns eine Menge Geld zahlen wollten, damit das exklusiv bei ihnen läuft, aber wir wollten von Anfang an, dass das alles für jeden zugänglich ist. Das war nämlich die Idee dahinter, dass die Fans alle wissen worum es in den Songs geht. Also kam es nicht in Frage, es einem limitierten Publikum zur Verfügung zu stellen.
Der erste Weltkrieg war so umfangreich, da ist es klar, dass ihr nur einen Teil davon verarbeitet konntet. Hattet ihr noch weitere Ideen wie den U-Boot Krieg und den sogenannten maritimen Terror oder andere Schlachten zu verwenden?
Klar, wir hatten über so viele Ideen gesprochen, die wir einfach nicht auf das Album bringen konnten. Entweder es passte einfach nicht vom Feeling her oder wir haben keine ordentlichen Lyrics dafür hinbekommen. Wie bei jedem Album haben wir noch Stories, die wir nicht unterbringen konnten. Aber diese Ideen sind ja nicht komplett weg.
„The War To End All Wars“ ist ein wirklich großartiges Epos am Ende, es klingt fast als hättet ihr da ein echtes Orchester zur Verfügung gehabt. Live habt ihr ja schon Erfahrung damit…
Es sind Samples, aber wir versuchen damit natürlich so nahe wie möglich an ein echtes Erlebnis zu kommen. Es ist ein wirklich epischer Song, weshalb wir dann am Ende auch das „In Flanders Fields“ gemacht haben, damit die Leute wieder etwas runterkommen können.
Inwieweit hat sich Tommy Johansson (MAJESTICA) schon im Album einbringen können?
Tommy ist vor ein paar Jahren in die Band eingestiegen, das aber nicht nur als Gitarristen. Wir wussten ja was er alles drauf hat. 2012 haben wir ihn ja schon gefragt, aber da hat er noch nein gesagt, aber 2016 ersetzte er dann Thobbe. Und mit ihm haben wir ja einen Gitarristen, Songwriter und Lead Singer. Wir wollten natürlich, dass er ein wichtiger Teil der Band wird. Wir hatten dann die Idee, dass er auch in „A Ghost In The Trenches“ mitsingt.
Das Album gibt es ja ein zwei Editionen, einmal mit den gesprochenen Intros und einmal ohne. Ich kann mich an „The Art Of War“ erinnern. Die Einsprecher sind interessant, aber nach einiger Zeit möchte man doch den Song pur genießen…
Genau darum ging es uns. Wir habe die Standard Edition, wenn du einfach nur die Songs hören willst und vielleicht nur den einen oder anderen Track in einer Playlist hast, da wären solche Erzählungen wirklich unpassend, aber wenn du das Album von Anfang bis zum Ende hörst, ist die History-Edition auf jeden Fall zu empfehlen. Natürlich ist es auch ein Blick zurück an „The Art Of War“. Wir haben wirklich oft gehört, dass wir so etwas wieder machen sollen.
Es gibt dem Ganzen noch zusätzliche Atmosphäre wie ich finde. Wie habt ihr die Dame dafür gefunden?
Ich habe verschiedene Agenturen besucht und da haben wir dann Vorsprechen gemacht. Da haben wir die Dame gefunden. Sie lebt in England, also haben wir Files hin und her geschickt und es war großartig mit ihr und ihrer großartigen Stimme zu arbeiten.
Hast du denn Lieblingsfilme zum Thema Krieg, die du empfehlen möchtest?
Ja klar. Ich mag alles was an echten Events basiert, ebenso wie es bei den SABATON Songs ist. Ich mag die echte Welt mehr als Fiktion. Bei allen SABATON Songs kannst du davor folgendes sagen: This song is based on actual events…
Das Gute daran ist, dass du dann nicht die komplette Story geradlinig erzählen musst und dir gewisse Freiheiten nehmen kannst um es spannender zu machen. Und das mag ich bei Filmen auch. Anders wäre es ja auch langweilig und jeder Song würde 40 Minuten oder mehr dauern.
Ihr habt ja auch „Bismarck“ gerade veröffentlicht. Der Track ist ja nicht auf dem Album und handelt vom zweiten Weltkrieg. Wie kam es zu dem Song?
Wir hatten ja 20-Jähriges mit SABATON und wollten den Fans etwas geben. Die wollen natürlich immer mehr Musik. Also schrieben wir etwas für sie und fragten uns worüber es bei dem Song gehen soll. Also checkten wir, was die Fans denn so hören wollen und die Bismarck war das Thema, das am öftesten erfragt wurde. Wir sprachen dann mit WarGaming und die meinten, sie haben ja das Spiel World Of Warships und dann wollte sie unser Musik-Video verbessern. Das war großartig. Ohne sie hätten wir die Animationen nie machen können.
Wie sieht es mit der kommenden Tour aus? Ich nehme mal an ihr werdet die Show und die Stage für das Thema extra modifizieren?
Ja, wir wollen die Bühne mit Ideen aus dem Album erweitern. Außerdem überlegen wir, was wir in der Vergangenheit getan haben und das verbessern. Beim letzten Album war das nicht so leicht, denn zwischen den Schlachten lagen da 2000 Jahre und das Problem haben wir dieses Mal natürlich nicht und können nun wirklich alles visuell abstimmen.
Am Ende des Albums sieht es mit dem Titel „The Great War To End All Wars“ fast so aus als wolltet ihr einen kleinen Cliffhanger einbauen. Also können wir mit einem World War II Album rechnen?
(lacht) Es kann ein Cliffhanger sein. Aber ich denke es ist zu früh um das genau zu sagen. Es soll vielmehr eine Art Arschtritt sein, damit die Leute aufwachen und merken, dass Krieg leider nie endet.
Ich danke dir vielmals für das Interview und viel Glück mit dem Album. Wir sehen uns auf der Tour!