Nachdem Nick Holmes und seine legendären PARADISE LOST über die Jahrzehnte von ihrem Death Doom mehr in Richtung Gothic schwappten und so die Hörerschaft sich teilweise mitveränderte, versuchten die Briten mit den letzten beiden Alben „The Plague Within“ (2015) und „Medusa“ (2017) alte Fans mit deutlich rauf geschraubtem Härtegrad sowie mehr Growls wieder besser zu erreichen. Nun steht drei Jahre später „Obsidian“ an und PARADISE LOST überraschen mit einer erneuten Kurskorrektur. So erscheint es als sollte das 16. Werk der Legende nun beide Lager endlich und entgültig vereienen.
Ruhig und ungewöhnlich beginnt „Darker Thoughts“ mit der Akustik-Gitarre sowie angenehmem Gesang, doch bald steigert sich dieser grandiose Track und es brechen bekannte Death Doom Riffs sowie saftige Growls über den Hörer herein, doch auch die Gothic-Elemente in Form von überaus melancholischen Melodien, wie wir sie von Werken wie „In Requiem“ oder „Faith Divides Us…“ kennen sowie eine gute Prise Bombast sind hier allgegenwärtig. „Fall From Grace“ groovt heftig und bewegt sich mehr im Death Metal Segment, aber auch hier gibt es Trademarks wie sägende Gitarren-Melodien und eindringliche, cleane Vocals, die sich schnell im Gehörgang festbeißen in Kombination mit harschen Growls.
Schon jetzt merkt man, dass „Obsidian“ ein kontrastreiches, aber auch vielschichtiges Werk ist. Die genannten Elemente verlagern sich von Song zu Song, manchmal wirken die Gitarren rockiger, dann sägend und brutal und so verhält es sich eben auch mit Nicks Gesang und weiteren Instrumenten. Wohingegen die Melodien, sofern sich nicht auch mal zurück gefahren werden, stets in ultradüsteren Gefilden verweilen. 80s Gothic mit tanzbaren Rhythmen, gesprochenem Gesang und einigen Spielereien gibt´s somit mit dem Hitkandidaten „Ghost“, während das überaus düstere „Forsaken“ etwas an TYPE O NEGATIVE gemahnt, „Serenity“ die Death Metal-Keule rausholt und „Ravenghast“ sich gegen Ende bitterböse und zähflüssig nach vorne walzt und als waschechte Doom-Hymne zu bzeichnen ist.
Wer hätte von PARADISE LOST nach den „back to the roots“ Alben ein so mutiges und vielseitiges Werk erwartet? Wohl die wenigsten, doch die Briten schaffen es hier gleichzeitig einige grandiose Hits und brutale Death Doom-Kracher abzuliefern.
Tracklist „Obsidian“:
1. Darker Thoughts
2. Fall From Grace
3. Ghosts
4. The Devil Embraced
5. Forsaken
6. Serenity
7. Ending Days
8. Hope Dies Young
9. Ravenghast
Gesamtspielzeit: 45:20