Als eifrige Konzertgängerin kam ich auch bei manchen Events irgendwann in Kontakt mit EBONY ARCHWAYS, und konnte beobachten, wie sie immer mehr Fans dazugewannen. Nun gibt es mit „Taurus“ ein neues Album der Grazer, und ich packte die Gelegenheit beim Schopf, die Jungs mal eingehend für euch zu interviewen.
Hallo! Ich freue mich sehr über die Gelegenheit, euch ein paar Fragen zu stellen.
Als erstes möchte ich euch bitten, euch ein bisschen vorzustellen, für diejenigen, die euch vielleicht noch nicht kennen?
Hallo Metalmama. Danke für die Einladung. Wir freuen uns ebenso über die Gelegenheit, dir ein paar Fragen beantworten zu dürfen.
EBONY ARCHWAYS bestehen seit dem Jahr 1999, und momentan aus den beiden Gründungsmitgliedern Michel Sedaghat (Gesang) und Christian Lechner (Gitarre/Gesang) sowie den „Neuankömmlingen“ Wolfram Sorgo (Bass) und Thomas Kern (Schlagzeug), die uns mittlerweile seit einem Jahr begleiten und das Beste aus uns herausholen. Beide sind grandiose Musiker, die Chemie zwischen allen Bandmitgliedern stimmt und subjektiv gesehen hatten wir noch nie soviel Energie und Motivation wie zur Zeit.
Unser musikalisches Grundgerüst besteht zu einem guten Teil aus klassischen Metalriffs. Dabei brechen wir dann aber immer wieder gerne in diamtetral entgegengesetzte Richtungen aus. Zum einen in ruhige, melancholische Parts, zum anderen in schnelles Riffing, wobei wir Dank Thomas an den Drums mittlerweile auch Blastbeats integriert haben. Das Ganze wird schlussendlich von der ausdrucksvollen Stimme unseres Sängers umrahmt.
Außenstehende bezeichnen uns gerne als „melodischen Metal, Heavy Metal oder auch Dark Metal“ womit wir eigentlich gut leben können.
Wie ist eigentlich der Bandname entstanden?
Im Sommer 1999, nachdem wir unsere ersten zwei Lieder komponiert hatten, beschlossen wir, das Ziel einer gemeinsamen Band weiter zu verfolgen. Während wir im Urlaub auf einem südlichen Eiland weilten entstand EBONY ARCHWAYS als Bandname, angelehnt an den Song „Through Ebony Archways“ einer von uns sehr verehrten Band. (DARK TRANQUILITY – Anm.d.Red.)
Vor einer Weile sind zwei Leute bei der Band ausgestiegen! War es schwer, passenden Ersatz zu finden?
Mittlerweile ist der Ausstieg der beiden über ein Jahr her. Nach einer kurzen Schockstarre und Krisensitzung war für uns schnell klar, dass wir auf jeden Fall weiter machen. Beim Metal for Breathing Konzert in der Wiener Szene haben wir März 2019 einem fantastischen Schlagzeuger (Thomas Kern, ex-DARKFALL, ILLUMINATA) zugehöhrt und kennengelernt. Getreu dem Grundsatz man soll sich hohe Ziele setzen, haben wir Thomas über die sozialen Medien einfach mal kontaktiert. Persönliche Sympathie, große Motivation und gemeinsame Ziele haben vom Einen zum Anderen, und im November 2019 zur ersten gemeinsamen Probe geführt. Thomas wiederum kannte Wolfram bereits durch andere Bandprojekte, und hat uns ihn als Bassisten vorgeschlagen. Nach knapp einem halben Jahr waren wir also wieder eine vollständige Band. Der daraufhin folgende Kreativitätsschub mundete im Album „Taurus“.
Wie sehr belastet euch die derzeitige Situation, dass Live-Gigs durch Verordnungen fast unmöglich gemacht werden?
Da wir im Sommer 2019 mit dem Ausstieg unserer langjährigen Bandmitglieder konfrontiert, und danach mit dem Wiederaufbau von EBONY ARCHWAYS beschäftigt waren, hatten wir in Sachen Konzerte nichts geplant. Nachdem die Band wieder komplett war ging es relativ rasch ins Studio und wir hatten keine Zeit, an Konzerte zu denken. Das war unser „Glück“ in dieser Zeit. Jetzt wo die Veröffentlichung von „Taurus“ ansteht, und der Kopf wieder freier wird, „kitzelt“ es uns natürlich schon, aber es ist momentan leider eine deprimierende Situation für die meisten Musiker. Wir schätzen uns dennoch glücklich, dass wir im September wenigstens unser erstes Konzert in neuer Besetzung spielen konnten. Am 5.12. ist außerdem ein Konzert im Club Wakuum geplant. Wir hoffen sehr, dass wir dieses wahrnehmen können. Und die für August 2020 geplante große Releaseshow auf einem international besetzten Festival, wird hoffentlich dann 2021 nachgeholt.
Wann habt ihr euch entschlossen, ein neues Album zu veröffentlichen, und wie lief das Songwriting ab?
Der Entschluss ein neues Album aufzunehmen, bestand schon seit mehreren Jahren. Noch in der alten Formation buchten wir einen Termin im Rockstudio bei Sebastian und Tom, welchen wir dann kurzfristig absagen mussten. Das war anfangs äußerst frustrierend, aber wie so oft hatte dieser Schlag ins Gesicht auch etwas Positives. Die zwei Jungs vom Rockstudio waren zum Glück so cool und gaben uns einen neuen Termin. Mit Wolfram und Thomas komponierten wir innerhalb weniger Monate sieben neue Songs, und wir sind mit dem Ergebnis mehr als zufrieden.
Das neue Werk heißt „Taurus“, und dieser Begriff hat viele Bedeutungen – welche steht als Leitbild für euer Album?
Wir stehen auf kurze und ausdrucksstarke Titel. „Taurus“ ist so ein Titel, und verkörpert für uns Stärke, Ausdauer und Widerstandskraft. Und diese Eigenschaften haben wir uns in den vergangenen Monaten als Band, und noch wichtiger, als Freunde bewiesen.
Auf dem Artwork sieht man eine gehörnte, finster dreinblickende Figur mit einem Vogel in der Hand! Könnt ihr mir dazu was erzählen?
Das Artwork stammt von Tamara Kolb, einer in Graz lebenden Künstlerin, mit der wir schon länger befreundet sind. Wir schätzen ihre Arbeit sehr, und wir freuten uns wahnsinnig, dass sie sich bereit erklärte, die Aufgabe anzunehmen. Es gab mehrere Treffen, bei denen unter anderem die Texte besprochen wurden. Das Coverbild enthält unterschiedlichste Symbole und Hinweise auf uns als Band, unsere Einstellung und Motivation – angefangen vom Gesichtsausdruck der Frau, den Stierhörnern, der Schlange, bis hin zur offenen Hand mit einer Amsel. Der geneigte Betrachter möge dabei seine Kreativität spielen lassen, und sich ein eigenes Bild dazu machen.
Die Texte sind eher nachdenklich und erzeugen gelegentlich ein bisschen Endzeitstimmung. Was möchtet ihr bei euren Hörern damit bewirken?
Ja da hast du recht. Die Texte sind melancholisch und haben teilweise auch einen depressiven Touch. Diese Linie zieht sich mittlerweile seit über 20 Jahren durch. Das heißt aber nicht, dass wir keinen Spaß haben, und weinend durchs Leben schreiten. Wie wir alle wissen, und zur Zeit erfahren müssen, zeigt sich das Leben nicht immer nur von seiner positiven Seite, sondern kann teilweise sehr schwierig und düster sein. Uns war es immer ein Bedürfnis, diese negativen Seiten des Lebens zu beschreiben und zu vertonen. „Taurus“ behandelt zu einem großen Teil den Verlust von geliebten Menschen und gescheiterten Beziehungen. Über Vogelgezwitscher an einem lauen Frühlingstag wollen wir kein Lied schreiben.
Was das Album bzw. die Texte bewirken sollen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Da gibt es von unserer Seite kein Ziel und keine Erwartung. Wir vermeiden es auch, unsere Texte zu erklären. Jeder Zuhörer ist eingeladen, sich sein eigenes Bild machen.
Auf „Taurus“ ist ja ein für euch etwas ungewöhnlicher Song namens „The Storm Within“ enthalten, bei dem ihr euch weibliche Gesangsunterstützung geholt habt. Wie fandet ihr die Sängerin dafür?
Wir sehen „The Storm Within“ nicht als ungewöhnlichen EBONY-Song. Wir stehen zu unserer Affinität für balladeske Songs. Genauso wie auf unserem vorigen Album „Moonburnt“ befinden sich auch auf „Taurus“ zwei ruhigere Songs, unter anderem „The Storm Within“. Gewisse Gefühle kann man nur in einer gewissen Art und Weise ausdrücken.
Der Plan, bei einem Lied weibliche Unterstützung zu suchen, existierte schon sehr lange. „The Storm Within“ bot sich dafür perfekt an. In einer relativ kleinen Stadt wie Graz, kennt man irgendwann mehr oder weniger die gesamte lokale Musikszene.
Lorena Valta ist eine fantastische Sängerin. Sie hat eine rauchige Rockröhre, klingt aber gleichzeitig sehr weiblich. Als wir sie fragten, ob sie bei einem Lied mitsingen würde, war sie sofort dabei. Diese Spontanität und ihre Energie waren genau das, was wir suchten, und wir sind mit ihrer Leistung und dem Ergebnis mehr als zufrieden.
Möchtet ihr mir sonst noch etwas über das Album erzählen?
Wir sind in einer Zeit aufgewachsen, wo Schallplatten, Kassetten und in Folge CDs eine große Wertigkeit besaßen. Geld zu sparen, und schlussendlich das physische Exemplar eines Albums in Händen zu halten, war für uns als Jugendliche eine riesen Freude. Aus diesem Grund haben wir TAURUS als CD Digipack und auch als Vinyl veröffentlicht. Alle Songs sind natürlich auch digital erhältlich, wir hoffen aber, dass vor allem der wieder vorherrschende Retro-Charme, gerade einer Vinyl Ausgabe von TAURUS den ein und anderen Zuhörer begeistern kann.
Ich kenne euch ja schon eine Weile persönlich durch viele Live-Gigs, die ihr gespielt habt. Was war da bisher euer Highlight?
Zu unseren absoluten Highlights zählen sicher die zwei Supportgigs von ICED EARTH in Graz und Wien, dann natürlich unser Auftritt beim Metal on the Hill auf den Grazer Kasematten, der Gig bei den MetalDays in Slowenien und unser Konzert beim Area 53 Festival in Leoben.
Wie schwer war es bisher, zu Auftrittsmöglichkeiten zu kommen?
Österreichweit bieten sich immer wieder tolle Möglichkeiten für Clubgigs, aber auch die Teilnahme an großen Festivals ist auf Grund einer tollen Musikcommunity immer wieder möglich. Wir denken da an die Veranstalter vom Kaltenbach Festival, dem Metal on the Hill, dem Area 53 Festival und dem Metal Escalation Festival. Diesen Veranstaltern gebührt großer Dank für deren Einsatz. In Graz freuen wir uns immer wieder, Gigs im Wakuum oder im Explosiv spielen zu dürfen. Zwei Locations wo wir schon so einige Konzerte gespielt haben und die uns immer wieder unterstützt haben.
Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus?
Wir hoffen, dass die Zeit der Einschränkungen bald zu Ende geht, und wir „Taurus“ auf Konzerten und Festivals anständig präsentieren dürfen. Wir arbeiten mittlerweile auch schon wieder an neuen Songs, da die Inspiration momentan ungebremst ist. Daneben wollen wir noch ein paar Songs von TAURUS visuell präsentieren. Für zwei bis drei Songs möchten wir auf jeden Fall noch ein Video drehen.
Und zum Abschluss noch ein paar Worte an eure Fans und unsere Leser?
Liebe Fans und Leser: machts euch a Bier oder a Flascherl Wein auf, schenkts euch a Glaserl Fanta oder Wasser ein, egal – machts euch einen schönen Abend, legts unser neues Album ein und habts a schöne Zeit damit.
Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen, und ich hoffe sehr, euch bald wieder einmal auf der Bühne erleben zu können!
www.facebook.com/ebonyarchways
Die Metalband aus Graz, Österreich.
Keine Kompromisse – nur Musik