ICED EARTH - Iced Earth
ICED EARTH
Iced Earth
(Power Metal)

 


Label: Century Media
Format: (LP) | (Re-Release)

Release: 1990 | 2004 | 2020


An manche Debüts erinnert man sich gerne. Immer wieder, wenn die besagte Band eine neue Scheibe raus bringt. Im Lauf der Jahre verändert sich die Truppe, musikalisch und personell gesehen. Manchmal zum Vorteil, oft aber auch zum Nachteil. Bei ICED EARTH ist das so eine Sache. Es gibt nicht wirklich viele, die den heutigen Stoff mögen und gleichzeitig auf die ersten beiden Scheiben stehen.

Gleiches gilt noch mehr für METALLICA und BLIND GUARDIAN. ICED EARTHs selbst betiteltes Debüt darf aber getrost als legendär bezeichnet werden. Immerhin prägten die Jungs 1990 einen Stil entscheidend mit, gingen absolut ihren eigenen Weg und orientierten sich an keinen musikalischen Vorbildern. Leider hat dieses Album nie die Wertschätzung erfahren, die es verdient gehabt hätte. Traurigerweise kursieren heutzutage Fragen á la: Ach, da gab’s noch eine Scheibe vor „Night Of The Stormrider“?

Betreiben wir Ehrenrettung: Als legendär lässt sich vor allem die Progressivität bezeichnen, die ICED EARTH in ihren powerlastigen Metal investierten. Als Flagschiff stand schon damals die Gitarrenarbeit, auf die die Band dezidiert Wert legte. Wie gesagt, wir sind gedanklich im Jahr 1990 zurück. Während viele Artgenossen auf Brachialität setzten, orientierten sich ICED EARTH eher an ANNIHILATOR und damit Jeff Waters. Der hatte ein Jahr zuvor den Meilenstein „Alice In Hell“ geschaffen. Auf einen Punkt gebracht, was das Debüt der beiden Bands angeht: Gitarren-Ästhetik in oberster Liga und einfach edel. Der Unterschied ICED EARTHs sind die Staccato-artigen Riffs. Verantwortlich dafür waren Leadgitarrist und Ausnahmetalent Randy Shawver und natürlich Jon Schaffer. Es ist wohl eine der präzisesten Arbeiten an den sechs Saiten, die in dieser Metalsparte Einzug gehalten haben. Keine andere Band hat dieses kurze, abgehackte Riffing je ansatzweise so rüberzubringen verstanden. Schon der Opener „Iced Earth“ überzeugt voll und ganz. Die Rollenverteilung der beiden Gitarristen war eindeutig. Während Jon Schaffer dem Staccato fröhnte, übernahm Randy Shawver die perfekt abgestimmten Soli. Dass die Produktion kein Kind von schlechten Eltern war, dafür sorgte Tom Morris. Er erkannte es richtig, die Gitarren in den Vordergrund zu stellen. Im Vergleich zu manchem Folgealbum war die Produktion klarer.

In edelster Manier zeigen die fünf Jungs auf ihrem Debüt schon gleich zu Beginn, wo der Powerhammer hängt. Zum besten Lied auf der Scheibe kristallisiert sich aber „Colors“ heraus. Ein Inferno an erstklassig in Szene gesetzter Gitarrenarbeit im Einklang mit einem Sänger, der leider nach diesem Album schon wieder seinen Hut nahm. Gene Adam hatte zwar eine hell krächzende Stimme, die aber genau zum restlichen musikalischen Gefüge harmonierte. Noch eine weitere Ausnahme schafft die Band. In ihren Liedern streut sie akustische Ruhepausen ein, die aber nichts anderes sind als Übergänge zu anderen Harmonielinien, um schlussendlich aber doch wieder am Ausgangspunkt zu enden. Eine Abwechslung im Songwriting, die ihresgleichen sucht – unterstützt durch dezente Keyboards, die ja in der weiteren musikalikschen Geschichte der Band höheren Stellenwert erreichten. Einen phänomenalen Schlusspunkt setzen ICED EARTH auf ihrem Debüt mit „When The Night Falls“. Dem geht ein Instrumental voraus, in dem die Truppe ihr gesamtes musikalisches Können demonstriert. Es gab wohl selten so ein gelungenes Debüt. Wo die Band heute steht, das wissen wir.
[Philipp]

Offensichtlich hat Jon Schaffer heutzutage keine große Eile mehr neue Studio-Alben aufzunehmen, ist „Incorruptible“ doch schon wieder viereinhalb Jahre alt und ein Nachfolger noch nicht zu erahnen. Dafür gibt es aber immer wieder Neuauflagen, wie zuletzt die legendäre „Live In Athens“ Aufnahme. Nun hat es das Debüt, das nun mittlerweile schon drei Dekaden am Buckel hat, erwischt.

Im gelungenen Remaster von Zeuss (DEMONS & WIZARDS, QUEENSRYCHE, REVOCATION) präsentieren sich die raren Klassiker, die man heute so nur noch selten hört, aber wenn dann live von Jon Schaffer selbst gesungen werden mit diesem Re-Release. Was aber viele jüngere Fans vielleicht gar nicht mehr wissen, dass Debüt wurde von einem gewissen Gener Adam, den Schaffer von PURTAGORY, mit denen man ja 2018 erst eine neue EP rausgebracht hat, eingesungen. Auch wenn „Iced Earth“ nicht mit den Durchbruchswerken „Burnt Offerings“, „The Dark Sage“ und „Something Wicked This Way Comes“ mithalten kann, so zeigte sich schon damals eine gewisse Qualität und man merkt an dem Remaster, dass die Songs auch heute noch wunderbar funktionieren und wegweisend für den späteren Stil von ICED EARTH war. Das flotte „Iced Earth“, das leicht melancholische „Curse The Sky“ oder das verträumt starteten Heavy Metal Epos „When The Night Falls“ und dürfen nun in Zukunft wieder öfter ins Live-Set finden. Für ein nun 30 Jahre altes Debüt, ist hier schon sehr viel Herzblut, Talent und Ideenreichtum zu spüren.

Wer den Klassiker noch nicht sein Eigen nennt, oder einfach ein Sound-Upgrade möchte, der greift hier bedenkenlos zu. Einziger Wermutstropfen ist die Tatsache, dass es hier kein Bonus-Material gibt und man bereits 2008 ein Remaster dieses Albums aus auf den Markt geworfen hat. Für eine 30-Jahre Edition halt trotz neuem Artwork etwas mager.
[Maxomer]

 


Tracklist „Iced Eearth“:
1. Iced Earth
2. Written On The Walls
3. Colors
4. Curse The Sky
5. Life And Death
6. Solitude
7. Funeral
8. When The Night Falls
Gesamtspielzeit: 42:33


www.icedearth.com

 

ICED EARTH - The Melancholy E.P.
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