Bereits seit 25 Jahren beackern LITTLE HOLE FILLED den österreichischen Untergrund mit einer starken Mischung aus Doom, Sludge und Stoner. Doch erst kürzlich ist mit „And Still The Ants March On“ das erste reguläre Album entstanden. Wir fragten also nach, warum das so lange gedauert hat und was die Band in Zukunft noch so vor hat.
Hi Jungs, könnt ihr euch und die Band kurz für die, die euch noch nicht kennen, vorstellen?
Hallo! Wir sind LITTLE HOLE FILLED, kommen aus dem Mühlviertel und spielen seit 1996 in dieser Besetzung. Anfangs eher beeinflusst von Groove Metal ala Pantera, Machine Head, Rage Against The Machine oder Sepulture, aber über die Jahre immer mehr Richtung Stoner, Doom und Sludge gehend. Wir haben Ende der 90er viel geprobt, ein frühes Demo eingeprügelt und hin und wieder auch mal Konzerte gespielt….aber dann kann um leider das Leben dazwischen mit Uni und Beruf und die eine Hälfte der Band im Mühlviertel und die andere in Wien. Das hat dann ziemlich Tempo rausgenommen. Erst so ab 2009 haben wir wieder versucht öfter zu proben, meistens dann 2 oder 3 Tage am Stück und dabei wieder etwas fokussierter Songs geschrieben. Und so ist dann 2015 auch unser erstes besseres Demo entstanden „Far Beyond The Horizon Of The Sun“ auf bandcamp.
Da hat sich auch die musikalische Ausrichtung zu Stoner, Doom und Sludge schon etwas abgezeichnet. Danach haben wir mehr experimentiert mit Musik schreiben übers Internet und mit Homerecording und haben da einen Weg gefunden, wie wir auch so Musik schreiben können. Und dann kam Corona und als selbstständiger Livettontechniker hatte ich plötzlich viel Zeit und hab mich reingestürzt in die Arbeit die Songs die wir hatten mal vorzuproduzieren. Im Juli haben wir festgestellt: Wir haben ja genug Material für ein Album!
Wir haben dass dann fertig gemacht und digital auf meinem kleinen DIY Label !records veröffentlicht. Kurz danach habe ich dann einen Bekannten getroffen, der bei Konkord (Music | konkord) Records aktiv ist, einem sehr lässigen Indie-Label aus Wien, und hab ihm von unserem Album erzählt und er hat gemeint dass sie schon immer mal eine Metal-Band im Programm haben wollten und so ist es im Endeffekt dazu gekommen, dass wir uns mit der Unterstützung von Konkord und deren internationalen Vertrieb (Cargo Records) auch eine Vinyl-Version des Albums zu machen trauten.
Wie ist der Bandname LITTLE HOLE FILLED entstanden und was wollt ihr damit ausdrücken?
Öhm, es glaubt uns zwar niemand, aber ich hab 1996 aus dem Fenster des Schulbusses geschaut und ein Feld mit lauter Maulwurfshügeln gesehen und mir vorgestellt wie der Maulwurf da drinsteckt. Vielleicht hat das ein bissl ein Bild getriggert vom Feststecken im Schulstress aus dem man nicht rauskommt.
Und naja, jetzt nach 25 Jahren gehört er halt zu uns. Auch wenn er ein bissl deppert ist. Da wollten wir dann nicht mehr wechseln.
Wenn ihr euren Stil in einem Satz erkläre solltet, wie sehe dieser aus?
A bastard sound of stoner, doom & sludge!
Euer aktuelles Album hört auf den Titel „And The Ants Still March On“. Was wollt ihr damit sagen?
Ich such immer Liedtitel, die ein Bild vorm Auge entstehen lassen. Und für den Song hatte ich eine vom Menschen zerstörte Welt vor Augen in der praktisch nichts mehr überlebt hat. Außer Ameisen. Ich glaube die überleben alles, auch Atomschläge. Und das war auch ein starkes Bild für ein Album, finde ich.
Verbrannte Erde überall, aber die Ameisen marschieren noch. Unbeeindruckt von der Zerstörung um sie herum.
Und wie passt das Artwork dazu?
Das Cover ist von Miriel Zeiner von Blaek Deisgn Studios (BLAEK Design Studio), der Freundin von unserem Bassisten Manfred. Die macht schön minimalistische, schlichte Designs mit klaren Linien. Und das passt auch zur Musik die ja relativ schnörkellos ist. Die angedeutete Wüstenlandschaft mit den Termitenhügeln passt perfekt zum Albumtitel, aber auch zum Track „Coyote Howling“ und generell zur Stonermusik, bei der man ja auch immer ein bisschen an KYUSS und die Wüste denkt.
Was sind generell eure Einflüsse in Sachen Lyrics?
Das ist ganz verschieden. Bei „Boneyard Blues“ wollte ich bewusst ein mystisches und kraftvolles Bild zeichnen und hab das erste Mal den Tod als Figur verwendet. Ansonsten versuche ich aber eher abstrakt zu bleiben und Landschaften und Gefühle zu zeichnen statt konkrete Geschichten zu erzählen. Ich verwende auch ganz gern eine leicht „biblische“ Sprache wie sie zum Beispiel Cormac McCarthy (No Country For Old Men oder The Blood Meridian) gerne verwendet.
Im Normalfall suche ich nach einem Namen für einen Song, der irgendwie zur Musik passt. Dass passiert aus dem Bauch heraus. Und dieser Name gibt dann auch oft das Thema vor, zu dem ich dann schreibe.
Erzählt mir bitte etwas zu „Giving Birth To A Planet“. Schon der Titel ist beeindruckend, aber auch musikalisch hat mir dieser Track mit am besten gefallen.
Das freut mich. Das ist auch einer meiner Lieblingstitel. Die zwei Hauptriffs des Songs sind im Proberaum enstanden, bei zwei Jams. Nach der Probe habe ich mir zuhause die Aufnahmen durchgehört und die Riffs wieder entdeckt und hab versucht da was daraus zu machen. Den Titel zum Track hab ich schon länger notiert und er hat perfekt zu den schweren, langsamen Riffs gepasst.
Die Idee zum Chor am Schluss hatte ich beim Hören von „Brethren Of The Black Soil“- Album von DAUTHA (eines meiner Top 5 Alben aller Zeiten). Ich hab mich anfangs nicht getraut das zu machen, hab es dann aber doch einfach probiert und ich finde das gibt dem ganzen noch mal ein sehr episches Finale.
Überraschend war dann auch das abschließende „Weiße Wände“, was hat es mit dem deutschen Titel auf sich?
Wir haben ja schon immer mal deutsche Texte verwendet seit es uns gibt. Die Idee zu „Weiße Wänd“ trag ich schon seit ein paar Jahren mit mir rum. Wir haben in der Schule mal “Andorra“ von Max Frisch gelesen, und die Schlussszene, wo die Protagonistin durch den Wahnsinn des Krieges verrückt wird und anfängt die Wände zu weißeln. Ich finde das ein sehr starkes Bild und wollte schon immer was daraus machen. Schlussendlich ist es eine irgendwie abstrakte Aufzählung von weißen Dingen oder Sprachbildern geworden, die mehr oder weniger harmlos klingen, wo aber hinter jedem Sprachbild eine Grauslichkeit steckt.
Gibt es auch bewusste oder unbewusste musikalische Einflüsse, die ihr nennen möchtet?
Auf jeden Fall mal CROWBAR. Sehr wichtige Band für uns und auch unsere Einstiegsdroge in Sludge und Doom. Wir sagen auch immer im Proberaum :“Und da gehört jetzt ein CROWBAR-Riff hin“. Und wir versuchen in den Songs eigentlich immer, so ein bisschen die Emotion und Kraft eines CROWBAR-Songs zu erreichen.
Kyuss und Down sind sicher auch wichtig und zeigen sich wahrscheinlich den Parts die ein bisschen nach Jam klingen. Ansonsten haben Bands wie HORN OF THE RHINO, KHEMMIS, DOPELORD und PALLBEARER ihre Spuren bei uns hinterlassen.
Euch gibt es bereits seit 1996 – warum gibt es erst jetzt ein echtes Album?
Wir sind so langsam, wie die Musik die wir spielen (haha)
Naja, nachdem wir die letzten Jahre viel zu selten zum Proben und damit auch zum Songs schreiben gekommen sind, da wir doch über zwei Stunden voneinander entfernt wohnen und durch Arbeit und teilweise Familen nicht so oft Wochenenden finden, wo es möglich wäre, haben wir einfach nicht so viel wirklich gutes Material gehabt. Zum Glück hat die sich die Technik in den letzten Jahren so stark verbessert, dass man zuhause relativ einfach gut aufnehmen und über das Internet Ideen austauschen kann. Das hat dann schlussendlich dazu geführt, dass wir viel neues Material zusammen bekommen haben und das auch im Lockdwown gut fertig aufnehmen und produzieren und mischen konnten.
Wie und wann sind die Songs entstanden? Haben manche davon vielleicht schon 20 Jahre oder mehr auf dem Buckel?
Nein, die sind alle relativ neu. „And The Ants Still March On”, “Coyote Howling” und “Weiße Wänd” sind Ende 2018 komponiert worden, „Trippoziod“ und „Giving Birth To A Planet“ von 2019 und „Sprout“ und „Boneyard Blues“ sind im ersten Lockdown enstanden.
Was waren abseits des Debüts eure Highlights in der Geschichte von LITTLE HOLE FILLED?
Das erste mal „Head Down“, ein extrem langsamer Song von unserem 2015er Demo, live aufführen und auf 22 Minuten auswälzen war schon ziemlich grandios. Und wir ziehen uns seit 12 oder 13 Jahren jeden Sommer für ein paar Tage auf Klausur zurück auf eine kleine Hütte im Nirgendwo mit nur Wiesen, Kühen und Wald rundum. Da die Amps draußen aufbauen am Lagerfeuer und um 3 Uhr in der Früh ein Riff in den Wald jagen. Das werde ich nie vergessen. Und ich erinnere mich auch noch an den ersten Stagediver bei einem unserer ersten Konzerte vor 25 Jahren. Davon hab ich immer geträumt davor.
Gibt es auch erwähnenswerte Tiefpunkte, aus denen man hoffentlich zumindest etwas lernen konnte?
Wir haben mal auf einem kleinen Festival gespielt, wo viel Death und Black Metal Bands gespielt haben, viele mit Corpsepaint. Und ich hab mir den Spaß erlaubt das uns als „christliche White Metal“ Band vorzustellen. Beim zweiten Song ist unserem Gitarristen die Saite gerissen, beim dritten unserem Bassisten und beim vierten Song ist unserem Schlagzeuger die Kette der Fußmaschine gerissen. Ich hab am selben Abend dann auch noch eine Kontaktlinse verloren. Satan vs. Gott: 1 zu 0.
Wie sieht es mit Live-Plänen aus – zumindest nach der Pandemie?
Wir werden auf jeden Fall versuchen, etwas mehr zu spielen als bisher. Recht ausgiebig kanns leider nicht werden weil Beruf und Familie und so, aber ein paar mal pro Jahr müsste gehen. Auf jeden Fall freue ich mich mal auf eine Öffnung und dann scheun wir mal dass wir ein Release-Konzert spielen können. Ansonsten träume ich auch von einem Gig am Lake On Fire Festival und irgendwann mal am Roadburn.
Gibt es Helden und Idole, mit denen ihr gerne mal die Bühne teilen würdet?
Mit CROWBAR auf jeden Fall oder EYEHATEGOD oder SLEEP. Aber zunächst hoffe ich auf ein paar kleine coole Konzerte mit österreichischen Bands wie THOSAR, SAVANAH, LIQUID EARTH, SATURNISTS, RYTE, TARLUNG, ANDERWELT und co…
Danke für eure Zeit, möchtet ihr noch etwas loswerden?
>Erst mal vielen lieben Dank für euer super Review und jetzt das Interview! Wir freuen uns extrem über euren Support! Außerdem möchte ich anmerken wie leiwand und nett und supportive die Stoner und Doom Szene generell und die österreichische Metalszene inkl. all den Blogs und Zeitschriften ist.
Ich hoffe wir sehen uns baldigst auf einem Konzert!