Wir verstehen uns mittlerweile blind

Die Supergroup MENTALIST, können sich getrost als neue Überflieger bezeichnen. Die Truppe rund um den ehemaligen BLIND GUARIDAN Trommler Thomen Stauch und Youtube-Entdeckung Rob Lundgren, liefert mit ihrem Zweitwerk ein echt starkes Stück Melodic Power Metal ab und konnte sich in allen Belangen steigern. Wir freuen uns, dass wir mit Thomen ein Interview führen durften.


Besseres Songwriting, insgesamt schneller als der Vorgänger und geilere MelodienThomen


 

Hi Thomen, freut mich mit dir über das neue MENTALIST Album sprechen zu dürfen! Wie fühlt ihr euch nun kurz nach dem Release?

Hi Max! Jederzeit gerne! Uns geht es soweit prächtig, obwohl wir sicherlich alle eine harte Zeit hinter uns haben und vielleicht immer noch haben werden, wenn man mal wieder kurz an Corona denken darf. Wir sind in der Band zwar alle doppelt geimpft, aber naja, schauen wir mal was die nächsten Monate uns noch so bringen. Wir als Band sind jedenfalls hoch glücklich über unser zweites Werk-  A Journey Into The Unknown. Die Kritiken sind bisher überragend und sollten keine Zweifel übriglassen, dass wir mit diesem Album schon jetzt eine Art Meilenstein gesetzt haben. Doch mit unserem dritten Album, wofür ich übrigens schon jetzt einen Großteil der Schlagzeug Tracks einspiele, werden wir sicherlich sogar das zweite noch toppen.

Wow. Ihr lasst also nichts anbrennen. Aber „A Journey Into The Unknown“ heißt nun euer zweites Werk. Ihr wart recht flott, ist ja gerade mal etwas mehr als ein Jahr seit dem Debüt vergangen. Von einem Schnellschuss kann man wahrlich nicht sprechen. Wie und wann sind die Songs entstanden?

Ja, das siehst du vollkommen richtig! Einen Schnellschuss gibt es bei uns eigentlich fast nie, da wir immer bis zum letzten Moment noch Dinge an den Songs ändern, bis wir alle in der Band 100-prozentig glücklich mit den Arrangements und Melodien, sowie Rhythmen sind. Die ersten Songs entstanden eigentlich schon direkt nach Veröffentlichung unseres ersten Albums „Freedom Of Speech“. Für den Großteil der Songs begaben sich Peter Moog (unser Chef und Hauptgründer von MENTALIST) und Kai Stringer für mehrere Wochen nach Sizilien zum Songwriting. Wenn die ersten Entwürfe fertig waren, sendeten sie uns die Dateien online zu, sodass ich und Rob unsere Schandtaten hinzufügen konnten. 🙂 So entstand dann nach und nach das komplette Album und durch Corona war uns ein Touren nach dem ersten Album so oder so verwehrt, also konnten wir die Zeit für Songwriting umso effektiver nutzen. So kam es, dass wir trotz einer langen Mix-Phase von Jacob Hansen, der übrigens einen hervorragenden Sound abgelegt hat, schon genau nach einem Jahr unser zweites Werk veröffentlichen konnten                                        

Der Titel hat mich etwas verwirrt. Habe ich beim Debüt noch etwas das Gefühl gehabt, dass ihr etwas zaghaft und unentschlossen wirkt, finde ich, dass ihr nun euren Stil gefunden habt und voller Energie und Spielfreude ganz genau wisst, wo ihr hinwollt? Täusche ich mich da oder wollt ihr mit dem Titel auf etwas anderes hinaus?

Da täuscht du dich tatsächlich etwas. Ich denke, wir wussten von Anfang an war unsere Reise hinging, aber die Musiker untereinander verstehen sich mittlerweile eher blind, da man als Band doch schon eine gewisse Zeit braucht, die gewissen gegenseitigen Gewohnheiten, Wünsche und Macken kennen zu lernen. Das hat Mentalist zweiten Album definitiv nach vorne gebracht. So wurde das Songwriting besser, dass Album um einiges schneller als der Vorgänger und an geileren Melodien als auf dem Vorgänger fehlt es auch nicht.

MENTALIST - Thomen Stauch

Das Album ist auch äußerst abwechslungsreich. Das war ja bei SERIOUS BLACK damals schon Trumpf. Habt ihr alle eure Einflüsse miteinbringen können und euch bewusst keine Grenzen gesetzt?

Ehrlich gesagt, setzen wir uns niemals Grenzen. Wenn jemand in der Band eine geile Idee hat, wird diese meist erst mal umgesetzt, auch wenn sie später vielleicht wieder verworfen wird, weil ein Großteil der Band sie doch nicht mag. Dies sollte deine Frage, ob jeder von uns Einflüsse einbringen darf, somit beantworten. Hauptsongwriter ist allerdings fast immer Peter, Kai oder beide zusammen. Dennoch haben Rob und ich ebenfalls sehr großen Einfluss auf die Songs, wenn es nötig wird, aber das kommt eher selten vor, da Kai und Peter eigentlich immer geiles Zeug vorlegen. Auf dem dritten Album wird es zum Beispiel einen Song von mir geben, den ich vor Ewigkeiten geschrieben hatte. Geplant war er schon fürs zweite Album, allerdings hat unsere Zusammenarbeit an dem Song noch nicht das Ergebnis erzielt, dass ich mir für diesen gewünscht hätte. So kam es, dass wir ihn fürs dritte Album aufgeschoben haben und Kai und Peter momentan hart daran arbeiten, ihm noch das gewisse Etwas zu verleihen. Sie befinden sich nämlich momentan, während ich dieses Interview gerade beantworte, wieder mal auf Sizilien , hahaha! Allerdings überwiegend nicht für das dritte Album, sondern schon für Songs unseres vierten Albums. Ja, Peter ist erfahrener Geschäftsmann, der teils 100 Angestellte leitete und Musiker mit Herz und Seele, da bleibt nicht aus, dass der Bursche niemals seine Füße stillhalten kann und auch eine große Masse zu Dingen bewegen kann, die man sich niemals zu träumen wagte. So kann er auch eine ganz Band, selbst wenn sie mental mal in einem tiefen Loch hängt, so motivieren, dass sie immer wieder den Arsch hochkriegt. Genau deswegen kommen wir auch musikalisch so konsequent und schnell voran. Würde die musikalische Qualität allerdings darunter leiden, würde einer von uns sofort die Reißleine ziehen. Dies war zum Glück bisher nicht nötig. Meinen höchsten Respekt für Peter, der in meinen Augen ein echter Macher ist, da er es immer wieder schafft, alle nach vorn zu bewegen und irgendwie keine Grenzen zu fühlen. Das kann teils sehr stressig sein, funktioniert aber trotzdem irgendwie.

Bei „Dentalist“ höre ich frühe BLIND GUARDIAN heraus, war das ein bewusster Einfluss oder passieren solche Dinge einfach? Ich meine auch IRON MAIDEN, HELLOWEEN oder FIREWIND sind hier und da mal irgendwo versteckt, was alles andere als eine Kritik ist, denn ihr verbindet diese Einflüsse sehr gekonnt mit eurem ganz eigenen Charme.

Das mag gut sein. Aber sie passieren einfach, da wir alle unsere Vorbilder und Einflüsse haben, die wir tagtäglich in unsere Musik einfließen lassen. Dazu gibt es auch ganz verschiedene Meinungen. Manche sagen, dass der Song nach HELLOWEEN klingt, andere sagen er klingt nach BLIND GUARDIAN. Da wir mehr oder weniger alle in der Band Fans von Helloween, Blind Guardian und Iron Maiden sind, bleiben diese Einflüsse ja gar nicht aus. Das Lustige ist, dass ich natürlich total Blind Guardian geschädigt bin und schon kleinste Ähnlichkeiten zu bekannten Melodien verwerfen möchte, da ich niemals bei anderen Bands klauen möchte, aber das ist bei MENTALIST überflüssig. Selbst wenn man manchmal Ähnlichkeiten verspürt, muss ich zu 99 % immer wieder klein beigeben, da es meist nur stilistisch so ähnlich klingt und ich bisher niemals eine wirkliche Kopie eines Parts aus Songs anderer Bands gefunden habe. Das ist auch gut so. Nun

Das klingt natürlich nachvollziehber… Gibt es denn Tracks, die du besonders hervorheben möchtest?

Ja, ich liebe ganz besonders den Titeltrack „A Journey Into The Unknown“, „Soldier Without A War“, „Evil Eye“ und „Dentalist“.

Wo siehst du denn selbst die Unterschiede zum Vorgänger?

Ach, das habe ich glaube ich schon in der ersten Frage beantwortet, haha. Besseres Songwriting, insgesamt schneller als der Vorgänger und geilere Melodien. Vor allem hat sich auch Rob extrem gesteigert und arbeitet tagtäglich hart an sich selbst, um sich und seine Stimme fit zu halten.

Was beeinflusst euch bei den Lyrics? Schreibt die Rob alle selbst?

Nein, jeder in der Band darf sich bei den Texten einbringen. So habe ich zum Beispiel den Text für Dentalist geschrieben. Der ist echt witzig, aber Rob hatte für bestimmte Passagen noch geilere Ideen, somit hat er sich meinen Text vorgenommen und in noch geiler gemacht. Jetzt ist er echt der Hammer! Wir sprechen oft über Themen, die wir in den Texten behandeln wollen und vergeben die Ideen dann an die entsprechenden Personen, die dafür vielleicht gerade am besten geeignet sind.

Seht ihr MENTALIST als klassische Band oder noch eher als Projekt? Und werden wir euch bald auch live erleben dürfen?

Band! Auf jeden Fall eine Band! MENTALIST hat nichts mit einem Projekt zu tun, außer dass wir für jedes Album einen neuen Gastsänger anheuern, der dann auch, wie geplant, auf jedem Album ein Duett mit Rob bei einem entsprechenden Song singen wird.

Ja, wir wären schon früher auf Tour gegangen, wenn uns Corona keinen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Aber jetzt haben wir definitiv für Juni 2022 zwei Warm-up-Gigs geplant und eine kleine Europatour im Herbst 2022. Momentan befindet sich alles noch ein wenig in Planung, daher möchte ich hier auch noch keine weiteren Informationen herausgeben.

Ihr habt mit Henning Basse, Mike LePond und Oliver Palotai  sehr prominente Gäste auf dem Album. Wie kam die Zusammenarbeit mit ihnen zustande und wie lief das Ganze mit ihnen?

Mike LePond wurde glaube ich über Alex Landenburg, der ja ein guter Freund von uns allen ist, kontaktiert und gefragt, ob er Zeit und Lust hätte unser Album einzuspielen, da unser Bassist Florian ja Vater wurde und somit verhindert war. Oliver war ja schon auf unserem ersten Album zu hören und hatte da ja schon einen super Job gemacht, also lag nichts näher als ihn erneut zu fragen. Ja, und wie ich schon sagte, Henning Basse wurde angefragt, da einige in der Band schon immer ein großer Fan von ihm waren und wir ja wie gesagt auf jedem Album einen neuen Gastsänger haben möchten. Auf dem ersten Album war es ja Daniel Heiman.

Ich habe gesehen, es gibt ein überaus umfangreiches Box-Set zum Album mit einigen Goodies, warum lohnt es sich diese zu holen?

Weil sie einfach geil ist und alle, die sie sich bis jetzt bestellt haben, total glücklich sind. Das heutzutage immer schwieriger wird, CDs oder Sonstiges einer Band die Hörer zu bringen, muss man sich auch immer wieder etwas einfallen lassen. Dies taten wir mit der Fan Box. Wir wollten vor allem keine 08 15 Idee erschaffen, so kam es, dass wir letztendlich das Mentalist Spiel erfunden haben und in diese Box packten. Das Teil ist eine geile Sache, denn integrierte Spielkarten ermöglichen einem auch das Spiel mit einer Trinkfunktion oder auch ohne zu spielen, wie für Kids mit Limonaden oder ähnlichem. Für die hart gesottenen Mädels und Jungs natürlich mit Alkohol! 😀 so kann man auf Festivals nach ein paar Spielrunden sicherlich seine Trinkfestigkeit stärken oder erproben. Ansonsten liegen der Box noch weitere coole Sachen bei, wie zum Beispiel Bierdeckel mit Cover Aufdruck, ein Flaschenöffner, ein Stück meiner Schlagzeugstöcke, die ich zum einspielen der Alben benutzt habe, eine Riesenposter mit dem Albumcover usw.! Wenn das nicht genug Gründe sind….!

Wie sieht es mit deinen anderen Projekten aus? SAVAGE CIRCUS und COLDSSED wurden ja nie offiziell aufgelöst und du bist ja seit einiger Zeit auch Teil von DAWN OF AMBER. Tut sich da irgendwo gerade oder in naher Zukunft etwas?

Ja, tatsächlich! Bei DAWN OF AMBER haben wir mit Ryan Strain aus den USA nun einen großartigen, neuen Sänger am Start und werden das lang ersehnte Debütalbum nun endlich fertigstellen können. Ich denke, einer Veröffentlichung in 2022 sollte somit nichts mehr im Weg stehen. Allerdings habe ich sehr, sehr wenig Zeit, da ich mit MENTALIST und noch ein paar wenigen anderen Aktivitäten echt extrem beschäftigt bin. Also, liebe Freunde, seid nicht böse, wenn es aufgrund meines Zeitmangels eventuell doch noch etwas länger dauern könnte. Ich kann mich halt nicht in zwei Teile zerreißen. Meine Liebe zur Musik und der Band ist definitiv vorhanden, doch von meiner Seite mangelt es momentan lediglich an Zeit.

Ich danke dir vielmals für deine Zeit. Ich wünsche dir und MENTALIST alles Gute und hoffe, dass wir uns bald mal irgendwo live treffen. Hast du noch ein paar Worte an die Fans und Leser?

Ja, danke lieber Max! Das hoffe ich auch und wenn uns nicht wieder etwas in die Quere kommt, sollte sich das 2022 ja dann hoffentlich endlich verwirklichen lassen. Ich würde mich sehr freuen! An die Fans und Leser habe ich natürlich noch ein paar liebe Worte. Ohne euch wären wir nichts und wir danken euch aus tiefstem Herzen, dass ihr Mentalist so konsequent verfolgt und unterstützt! Ihr seid die Besten! Bis demnächst, hoffentlich bald irgendwo bei unseren Konzerten! Passt auf euch auf und bleibt gesund!

Vielen Dank für dieses tolle Interview, lieber Max!

 


www.facebook.com/mentalistband

 

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