Obsidian
(Metalcore | Industrial Metal)
Label: Believe Digital Gmbh
Format: (LP)
Release: 22.04.2022
Die aus Sydney, Australien stammenden Metalcore’ler von NORTHLANE waren noch nie bekannt dafür, es den Fans oder gar sicher selbst einfach zu machen. Und da macht auch das nun sechste Album „Obsidian“, das gut drei Jahre nach dem schon umstrittenen und sehr persönlichen „Alien“ erscheint, keine Ausnahme.
Aber schnell wird klar, die Jungs beschreiten den Weg vom letzten Werk, zumindest im Ansatz, weiter und bauen diesen aber auch gekonnt aus beziehungsweise nehmen Abbiegungen und Wendungen mit wo es nur geht, versuchen diese dabei ebenso zu perfektionieren. Synthie-geschwängert und immer wieder djentig versuchen die Australier Klangwelten zwischen einer futuristischen, oftmals fast verträumten Welt und viel Wut zu kreieren. Da wundert es auch nicht, dass die Produktion, die wieder das Team von „Alien“ übernahm, bist ins kleinste Detail ausgefeilt ist. Das mag manch Genrefan nicht schmecken, doch zu NORTHLANE’s Ansatz passt das allemal. Auch, dass die elektronischen Elemente auch gerne mal das Riffgewitter übertönen, wie bei der eindringlichen Single „Clockwork“, das muss man als echter Krachfreund schon mögen. Doch nochmal: NORTHLANE sind alles andere als eine gewöhnliche Band, die den Weg des geringsten Widerstands geht.
Kontraste sind das nächste Zauberwort, denn die oftmals treibenden, ruhigeren Momente, die stets von Synthesizern dominiert werden, treffen hier auf extreme Wutausbrüche, die Frontmann und Texter Marcus Bridge gekonnt anführt. Da eignet sich der Opener „Clarity“ mit seinem verspielten, fast verträumten bis zerbrechlichen Intro, das dann von heftigen Beat-Salven von Drummer Nic Petterson, brutaler Gitarrenarbeit und dem sehr variablen Gebrüll von Bridge abgelöst wird. Generell gibt sich der Sänger wieder extrem viel Mühe, Abwechslung ins Geschehen zu bringen und immer die richtige Stimme für das richtige Feeling zu finden. So erkundete der Australier wohl jede Ecke seiner Stimmbandbreite und liefert eine extrem emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle. Doch dem nicht genug, denn bei „Abomination“ verfällt man dann zeitweise komplett ins Electro-Underground Metier und fühlt sich schon fast wie in einem elektronischen Fiebertraum an. Also Angst vor Techno, EDM oder Drum’n’Bass darf man hier definitiv keine haben.
NORTHLANE versuchen aber auch Brücken zu schlagen und zitieren frühe Werke in den Songs „Dark Solitaire“, „Xen“ oder „Plenty“, die auch auf „Node“ oder „Singularity“ gepasst hätten, zumindest einige Parts davon. So mangelt es dem Werk hinter dem dicken Electro/Synthie-Kleister eigentlich auch nicht an Härte. Aber so lädt dieses Werk zum Erkunden und Entdecken ein, da kein Song dem anderen gleicht. Außerdem funktioniert „Obsidian“ mit der Lautstärke auf Anschlag auf jeden Fall am besten.
Die Jungs von NORTHLANE sind kreativ, ambitioniert und vor allem auch mutig. Das neue Werk „Obsidian“ wird nicht jedem Fan schmecken und ist auf jeden Fall als Geschmackssache zu betiteln, denn Wertungen von „Totaler Kitsch-Müll“ bis „großes Meisterwerk“ werden allesamt auf die Australier einprasseln. Aber damit rechnen Band und Fans ja sowieso schon länger. Fans des Vorgängers kaufen am besten blind, der Rest gibt diesem abgefahrenen Werk auf jeden Fall eine Chance.
Tracklist „Obsidian“:
1. Clarity
2. Echo Chamber
3. Carbonized
4. Abomination
5. Plenty
6. Is This A Test?
7. Xen
8. Cypher
9. Nova
10. Inamorata
11. Obsidian
12. Dark Solitaire
13. Clockwork
Gesamtspielzeit: –