Modern Primitive
(Symphonic Death Metal)
Label: Season Of Mist
Format: (LP)
Release: 20.05.2022
Es ist schon immer ein ganz besonderes Event für Fans, wenn SEPTICFLESH ein neues Album auf den Markt werfen. Nicht nur, weil wir uns diese Mal fünf Jahre gedulden mussten, bis die Griechen, die sich 2008 mit dem Kurskorrektur-Album „Communion“ an die Genrespitze katapultieren, sondern auch, weil mittlerweile zahlreiche Nachahmer, die die Qualität des Originals nie ganz erreichten, gesichtet wurden.
Seit „Communion“ blieben sich die Gebrüder Antoniou und ihre Mannen treu, versuchten ihren bombastischen, symphonischen Extreme Metal Sound immer weiter zu perfektionieren. Mag sein, dass da manchmal etwas an Dynamik und Frische verloren gegangen ist, doch Alben wie „The Great Mass“ (2014) oder das zuletzt veröffentlichte Werk „Codex: Omega“ (2017) verdammt beeindruckend waren.
Auf „The Modern Primitive“ arbeiten die Hellenen aber wieder kompakter und weniger vertrackt, aber nicht minder eindrucksvoll. Die Tracks gehen wieder besser ins Ohr, was auch an Sotiris Vayenas cleanen Beiträgen liegt, aber auch daran, dass die Stücke insgesamt weniger anstrengend ausgefallen sind und der Fokus wieder mehr auf den Song selbst liegt. Diese sind ohnehin beladen genug mit bedrohlichen Bläsern, eindringlichen Streichern und bombastischen Chören, die Spiros‘ voluminösen Growls immer wieder auflockern. Zwar hat sich im Grundsound nicht viel geändert, im Detail findet man dann aber doch immer wieder neue Nuancen und kleine Korrekturen. So freuen wir uns nach orientalischem Saiten-Instrument Intro bei „The Collector“ über majestätische Stampfparts und tief gestimmte Gitarren, bekommen beim bedrohlichen und Hitverdächtigen „Hierophant“ symphonische MORBID ANGEL-Vibes und fast Gänsehaut beim eindringlichen Kinderchor der Libro Coro in „Self Eater“. Das Prager Philharmonie Orchester leistet sowieso wieder vortreffliche Arbeit und hievt auch dieses Mal den Sound in Kombination mit dem Mix von Jens Bogren (AMORPHIS, IHSAHN, ENSLAVED) auf die höchste Ebene dieser Kunst. „Neuromancer“ versprüht dann im Intro lockeres, aber doch verheißungsvolles Griechenland-Flair, ehe man hier den traditionellsten SEPTICFLESH Song serviert bekommt.
An Abwechslung mangelt es wahrlich nicht, denn „Coming Storm“ beginnt mit hektischem, aber interessantem Intro und entwickelt dann eine selten dagewesene Dramaturgie, und das soll was heißen, denn auf Drama und Intensität setzen die Griechen ja seit jeher. Jedenfalls ist der Titel des Tracks absolut Programm. Eine Verschnaufpause bietet uns „A Desert Throne“ aber nur kurz mit Chören und rockigeren Riffs. Auch hier kommen wieder traditionellen Instrumente und Elemente zum Einsatz, aber auch die cineastischen Komponenten sowie gelungene Percussion und ein rifflastiger Instrumentalpart nicht zu kurz. Darum schielt der Quasi-Titeltrack dann noch weiter nach Hollywood aber gleichzeitig auch in die Antike, „Psycholohistory“ fordert nochmal gewaltig mit unzähligen Tempiwechsel und viel Drama bis „A Dreadful Muse“ vorrangig dem österreichischen Drummer Kerim „Krimh“ Lechner (KRIMH, ACT OF DENIAL) das hämmernde Feld überlässt.
SEPTICFLESH haben es wirklich geschafft ein Album abzuliefern, das das Niveau der letzten 15 Jahre mühelos hält und durch seine Kompaktheit und neue Ideen, wie das vermehrte Einsetzen von traditonellen Saiten-Instrumenten und vielen neuen Details, eventuell sich zum stärksten Album der Griechen entwickeln kann. Fans des bombastisch-cineastischen Extreme Metal müssen hier sowieso zugreifen, denn SEPTICFLESH sind inszenatorisch der Michael Bay der extremen Töne und spielen mit „Modern Primitive“ um den Titel „Album of the Year“ mit.
Tracklist „Modern Primitive“:
1. The Collector
2. Hierophant
3. Self-Eater
4. Neuromancer
5. Coming Storm
6. A Desert Throne
7. Modern Primitives
8. Psychohistory
9. A Dreadful Muse
Gesamtspielzeit: 38:38