Es war ein sonniger Spätsommertag in Wien und auf Stadtbahnbögen waren die Coco Bar und der Kramladen bereits am frühen Abend gut gefüllt. Wie jeden Samstag waren viele Bands dabei, ihre Instrumente in die Lokale zu schleppen und mit dem Soundcheck zu beginnen. So auch 100 KILO HERZ, die sich dazu entschlossen haben, den Auftakt ihrer Tour für ihr neues Album “Zurück Nach Hause” im legendären Chelsea zu spielen. Um 19:00 hatte ich dann auch Gelegenheit, die sechsköpfige Band zu interviewen, aber dazu mehr im bald folgenden Interview Post.
Sieben Jahre spielen 100 KILO HERZ nun bereits zusammen und die Energie ist stärker denn je. Obwohl es für Rodi, den Sänger und Texter, ja die letzte Tour mit der Band ist, hat man gleich gemerkt, dass er sich so richtig auf die Konzerte freut. Unterstützt wurden die Leipziger-Jungs von MUDFIGHT, einer unserer Local-Heroes aus Oberösterreich.
MUDFIGHT haben bereits kurz nach acht begonnen in die Saiten zu hauen und das Publikum anzuheizen. Es dauerte auch nicht lange, bis sich der Platz vor der Bühne mit jungen tanzwütigen Punkrock-Fans füllte. Spätestens als Max “Baby Hey!” ins Mikrofon rief war klar was passiert, die eingefleischten Fans zettelten natürlich gleich einen Moshpit an und die Energie im Raum war regelrecht spürbar. Das Publikum verlangte nach mehr und zur Zugabe gab es dann „Nothing left!“ Die Leute sprangen hin und her und tanzten, was das Zeug hielt. Mit viel Applaus wurden MUDFIGHT verabschiedet – ein starker Auftakt des Abends.
Nach einer kurzen Umbauzeit war es dann soweit. 100 KILO HERZ kamen auf die Bühne, das Licht wurde gedimmt und am Jubel und am Applaus merkte man gleich, dass sich die Jungs aus Leipzig eine ordentliche Fangemeinde in Wien aufgebaut haben. “Eins, Zwo, Drei, Vier” und los ging es mit “Lichter Aus”. Von Minute eins an sang das Publikum mit und die ersten Reihen ließen sich gleich zum pogen hinreißen. Vor der Bühne war es knallevoll und man musste schon ziemlich genau auf sein Bier aufpassen, damit es bei ganzen Gespringe nicht verschüttet wurde. Flecki und Claas gaben am Saxophon und an der Trompete so richtig Gas und die Menge sang sogar die Bläser Melodie lautstark mit.
Rodi nutzte eine kurze Pause um eine kurze Awareness Ansage zu machen “Passt auf euch auf, kennt eure Grenzen und respektiert die eurer Mitmenschen“ – starkes Statement und auch dafür gab es ordentlich Zustimmung vom Publikum. Aber jetzt war es dann soweit, die Band fing wieder an in die Instrumente zu hauen und ab ging die Post. „Drei Jahre Aus gebrannt!“ – nun sang wirklich jeder im Raum lauthals mit. Die Stimmung war emotional aufgeladen, und spätestens im Refrain war der ganze Saal im Einklang.
Nahtlos ging es weiter mit „Happy Hour“ und nun kam auch die Lead-Gitarre von Marco schön zur Geltung und durchbrach die Bläser-Melodien des Brass-Punks. Am Schlagzeug wechselte Flak dann kurzerhand in den Reggae-Beat und schon kam auch der erste Crowd-Surfer Richtung Bühne. Sogar eine Fahne wurde im Publikum geschwungen. Die Band hatte definitiv viel Spaß, das war ganz klar erkennbar, denn bei jedem Song sangen auch alle Bandmitglieder immer mit – sowas sieht man echt selten.
Wieder Zeit für eine kurze Ansage – „Station 30!“ ist ein Song über unser Gesundheitssystem und ein Lied für all die fleißigen Leute, die in der Pflege und Betreuung arbeiten. Für diesen Song machte die Band tatsächlich Interviews mit Menschen aus dem Pflegedienst und teilten ihre Eindrücke an diesem Abend auch mit dem Publikum. Rodi wieß dabei nicht nur auf die negativen Zustände hin, sondern hob auch hervor, dass die Leute, die eben in der Pflege arbeiten, auch eine wahnsinnige Hingabe für Ihren Job haben und wie wertvoll das sei. Auch dafür gab’s wieder viel Nicken und Zustimmung vom Publikum. Die Band legte natürlich auch hier wieder eine Hammer Performance ab.
Keine Zeit zu verschnaufen, weiter ging es mit „Und das nennt ihr dann Leben!“ Die fette Bassmelodie von Rodi dröhnte durch den Raum, und die Stimmung kochte. Doch was dann kam, konnte keiner ahnen. Die Jungs aus Leipzig stimmten zu einem Cover an, und zwar “Denkmal” von WIR SIND HELDEN. 100 KILO HERZ haben diesen Pop-Klassiker in einen genialen frischen Punkrock Anstrich verliehen und die Menge feierte das ordentlich. Mitten drunter war dann plötzlich nur Kickdrum zu hören und das Publikum hat eine ganzen Refrain geschmettert. Die Band stieg wieder ein und gab zum Schluss nochmal Gas und brachten den Song mit einem klassischen Punkrock -Rhythmus über die Ziellinie.
Mit der geballten Ladung Brass-Punk ging es weiter, schnelle Rhythmen, starke Gitarren und Texte zum Mitsingen. Als die Band dann nach einer Hammer Show bereit war die Bühne zu verlassen, hallte es lautstark vom Publikum „Alerta, alerta, anti-fasista!“. Weit von der Bühne kam die Band dementsprechend nicht, und es ging gleich nochmal in Zugabe – alle nochmal ordentlich am Singen und Tanzen und bereit für den restlichen Samstagabend.
Es war das erste Konzert von 100 KILO HERZ in Wien und was für ein Start in die Tour! Nach diesem energiegeladenen Konzert und den ganzen positiven Emotionen, die es vom Publikum gab, wird es bestimmt nicht lange dauern, bis die Jungs wieder nach Wien kommen. Ich freue mich auf jeden Fall jetzt schon drauf!