Sagt mal, ist James Hetfield gestorben, oder haben METALLICA nen Runden? Erst haben die Briten EVILE, dann die Amis WAR CURSE zum Sound-A-Like Contest ausgerufen und jetzt auch wieder ANGELUS APATRIDA, die hörbaren Einflüsse von den Anführern der Big5 mitbringen. Wobei ich den Spaniern echt unrecht tue, wenn ich deren nun achtes Werk „Aftermath“ ernsthaft mit dem uninspirierten Mist den Hetfield und Ulrich da dieses verbrochen haben, vergleiche. Aber genug des METALLICA-Gebashe, das wird womöglich noch in einem eigenen Review nachgeholt, sofern irgendjemand das Teil mal am Stück aushält, ohne sich die Ohren mit dem Löffel abzuschaben.
Eigentlich sollten die Herren dem schönen Städtchen Alcacete, das zwar 150 Kilometer von der spanischen Ostküste entfernt liegt, aber doch nun sowas wie die spanische BayArea darstellt, mittlerweile in einem Zug mit den Größen der berühmten San Francisoc-Zone genannt werden. Und so würde ich noch TESTAMENT als hörbaren Einfluss nennen, was vor allem an Guillermo Izquierdos Gesangsstil liegt, aber auch musikalisch gut feststellbar ist. Die Herren treten werder auf der Stelle, noch ruhen sie sich auf den eigenen oder gar fremden Lorbeeren aus, sondern liefern astreine, abwechslungreiche Thrash-Kost, die keine Angst vor modernen Spielereien und kleineren Experimenten hat. Und so dürfen auf „Aftermath“ überraschende Gäste wie Jamey Jast (HATEBREED), Todd La Torre (QUEENSRYCHE) sowie der spanische Rapper SHO-HAI je bei einem Song mitmischen. Und da drücken ANGELUS APATRIDA auch passend den Genre-Stempfel drauf.
So gibt es bei „Snob“ brutale Groove-Kost mit HC-Einschlag, wie wütende Vocals von Jamey, bei „Vultures And Butterflies“ werden cleane Parts zum Atmen eingebaut und ein unüberhörbarer US-Heavy Metal Einschlag sorgt für Abwechslung, während Todd stimmlich zu Höchstleistungen aufläuft. Der abgefahrenste Track ist dann trotzdem „What Kills Us All“ mit den Rap-Parts samt „Hijo de puta“-Flüchen, die sich aber überraschend gut ins Gesamtbild fügen.
Aber auch sonst sind die Thrasher kreativ, liefern mit „Rats“ ein Highspeed-Geschoss, bei dem man nur so mit den Ohren schlackert, mit „Cold“ eine waschechte Hymne, die unter die Haut geht und das überlange „To Whom It May Concern“ einen epischen Track, der von TESTAMENT-artiger Ballade, über rockenden Heavy Metal bis hin zum astreinen Thrash-Feuerwerk alles mitbringt, was man sich bei so einem Longtrack von fast neun Minuten nur so wünscht.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wo METALLICA um die Thrash-Gurke des Jahres buhlen, spielen ANGELUS APATRIDA um das Genre-Highlight des Jahres aber sowas von mühelos mit!
Tracklist „Aftermath“:
1. Scavenger
2. Cold
3. Snob (feat. Jamey Jasta)
4. Fire Eyes (feat. Pablo Garcia)
5. Rats
6. To Whom It May Concern
7. Gernika
8. I Am Hatred
9. What Kuills Us All (feat. Shai-Ho)
10. Illusion Of Choice (feat. Todd La Torre)
Gesamtspielzeit: 49:20
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