CRESCENDIUM nennt sich das ambitionierte und virtuose Projekt von Elena Cor Tauri, die gemeinsam mit dem Finnen Nikke Kuki ihr interessantes Debüt „Within“ eingespielt hat. Wie das Projekt gestartet wurde, wo die Gitarristin, Sängerin und Songschreiberin damit noch hin will und was das Ganze mit psychischen Erkrankungen zu tun hat, erzählte sie uns selbst im Interview.
Hi Elena, freut mich dir ein paar Fragen stellen zu können. Wir geht es dir und was tut sich bei CRESCENDIUM aktuell zum Jahresende hin?
Hi Max, vielen Dank für deine Zeit!
Zum Jahresende reflektiert man natürlich, wie die Monate verlaufen sind. Ich bin ziemlich zufrieden mit dem überwältigendem, positiven Feedback zur ersten CRESCENDIUM Platte! Auch wenn das Ganze Schweiß, Blut und Tränen gekostet hat. Es steckt extrem viel Arbeit hinter dem Projekt.
Du hast das Ganze 2018 als eine Art Projekt gestartet und nun mit „Within“ nach einigen LineUp hin und her veröffentlicht. Würdest du das Ganze nun als reguläre Band bezeichnen und wer sind nun deine Mitstreiter auf dem Album und auch für die Live-Situation?
In dem Punkt entsteht tatsächlich oft verständlicherweise Verwirrung.
CRESCENDIUM ist mein Baby, das heißt, dass ich alle Songs komponiere und der Kopf hinter der Band bin. Allerdings bekomme ich großartige Unterstützung von Nikke aus Finnland (Collapsed Sanity Productions), der das Album gemixt & gemastert hat und auch die Drums geschrieben & eingespielt hat. Wir haben das Album gemeinsam aufgenommen und produziert.
Im Live-Sektor wechseln die Mitglieder durch, vielleicht findet sich zukünftig aber wer, der Zeit hat, dauerhaft Gigs mit uns zu spielen.
Wie ist der Bandname CRESCENDIUM entstanden und was möchtest du damit aussagen?
CRESCENDIUM leitet sich vom Begriff „Crescendo“ aus der Musiktheorie ab, also „lauter werden“. Der Name passt hervorragend zum Projekt weil es harte Hürden gab, gegen die ich ständig ankämpfen und laut werden musste. Das war ein krasser und langwieriger Lernprozess. Außerdem ist Crescendium ein Drachenname aus der Fantasy Buchreihe „Temeraire“. Ich habe den Namen bei der Gründung ausgesucht, weil mir das Wesen des Drachens viel bedeutet.
„Within“ könnte man grundsätzlich dem Melodic Death Metal zuschrieben. Ihr erwähnt ja auch NE OBLIVISCARIS und CHILDREN OF BODOM. Zwei Vertreter des Genres, die stilistisch trotzdem weit auseinander anzusiedeln sind. Mit weiblichen Growls kommen mir natürlich auch ARCH ENEMY in den Sinn. Sind das so die Bands, die ihr gerne hört und bewusst als Einfluss gewählt wurden?
Ich betitle die Musik als „Mystic Metal“ aufgrund des chaotischen Genre Mixes und weil eine gewisse Mystik über der Musik und ihren Aussagen schwebt. Allgemein kann man sagen, dass ich beim Songwriting stark von COB, DEATH und OPETH beeinflusst wurde. Klaro, weil ich wegen Alexi Laiho als Teenager angefangen habe, überhaupt Musik zu machen. Zu ARCH ENEMY kann ich sagen, dass fast jede sog. „Female Fronted“ Band mit Shouterin mit ihnen verglichen wird, selbst wenn die Band musikalisch aus einer komplett anderen Welt kommt.
Ihr lasst auch viele weitere Elemente aus traditionellem Death, Black Metal, aber auch Thrash, Dark Metal usw. einfließen. Wie würdest du selbst euren Stil bezeichnen für jemanden, der noch nie etwas von euch gehört hat?
Mystisch, tiefgründig, in die Fresse und trotzdem sentimental, haha.
Wir pendeln zwischen Black, Death, Progressive und Melodic Metal.
Das Album ist in DIY-Manier veröffentlicht worden. War das eine bewusste Entscheidung ohne Label zu arbeiten?
Für den ersten Schritt, ja. Das Ganze ist ein Underground Projekt und soll nah an den Fans dran bleiben. Auf Dauer schauen wir uns für die weitere Unterstützung allerdings schon nach einem Label um.
„Within“ behandelt psychische Erkrankungen. Gerade in und nach der Pandemie ist das Thema ja wieder sehr im Fokus. Wie seid ihr auf die Idee gekommen und wie seid ihr daran herangegangen?
Menschen erleben ihren Alltag sehr unterschiedlich, oft abweichend von gesellschaftlichen Normen. Das Album ist ebenso vielschichtig. Jeder Song ist einer psychischen „Störung“ gewidmet, um zu verdeutlichen, wie wichtig es ist, mehr über das Thema zu sprechen. In der Regel laufen viele Menschen vor ihren eigenen Schatten weg, aus Angst, Verdrängung, etc. Ich wollte dem lyrisch, als auch musikalisch entgegenwirken und das innere Chaos sowie den inneren Kosmos aufgreifen. Wir können uns nur weiterentwickeln, wenn wir uns aufeinander einlassen und uns selbst und Anderen zuhören.
Das gesamte Konzept entstand im Prozess des Schreibens und war zunächst gar nicht geplant.
Worum geht es beispielsweise in der ersten Single „Aurinko“?
„Aurinko“ habe ich als einen Dialog zwischen Mensch und Sonnengöttin geschrieben. Es geht um den ewigen Kreislauf von Leben und Tod, den niemand aufhalten kann. Am Ende frisst die Sonne alles auf, das in unserer Galaxie existiert. Wir können vor dem Ende nicht weglaufen und die Natur ist in der Hinsicht erbarmungslos. Für die Komposition haben Nikke & ich uns im tiefsten Winter in Finnland für ein paar Tage im Proberaum eingeschlossen.
Wie und wann sind die Songs eigentlich entstanden? Seit ihr eher eine Band, die Files hin und her schickt oder steht ihr schon auch physisch im Proberaum, um die Songs zu schreiben?
Die Songs schreibe ich in Kooperation mit Nikke, wie gesagt. Ich starte mit meinen Ideen und Riffs, dann entwickelt Nikke die Drums. Wir arbeiten entweder digital oder treffen uns in Finnland.
Was kannst du mir zum Artwork erzählen?
Der Drache ist das Maskottchen von CRESCENDIUM und steht als Symbol für Weisheit, Urkraft und Mystik. Im Zentrum sieht man auf dem „Within“ Artwork ein kleines Tor, das quasi das Tor zu inneren Welten darstellt. Was das Ganze mit Freiheit und beflügelt sein zu tun hat, kann man sich eventuell anhand des Prologs „Wingless“ und des Epilogs „Wings“ sowie der Reise dazwischen denken. Das Artwork hat Samsjnck Artworks für uns angefertigt, ein ganz toller Künstler.
Gibt es den einen oder anderen Song, den du hervorheben möchtest? Sei es wegen einer interessanten Entstehungsgeschichte, dem Text oder anderen Gründen?
Die zweite Single „Dead Air“ hatte witzigerweise den Working Title „Veganus Maximus“. Er ist eine Kampfansage gegen die Quälerei und Ausbeutung von Wesen und Personen, die einige grausame Menschen als „schwächer“ ansehen. Der Track beschreibt die Hilflosigkeit, die man empfindet, wenn man unfassbar viel Leid sieht oder auch selbst in einer Ohnmachtslage steckt, aus der man allein nicht ausbrechen kann. Passenderweise widme ich den Song dem Krankheitsbild der Depression. In zweiter Linie ist es auch ein Tierrechtssong.
Was steht für 2024 an? Gibt es bereits Tour-Pläne oder wird an neuem Material gearbeitet?
An neuem Material arbeiten Nikke und ich bereits, wir schauen uns parallel nach Labels um und haben bereits einige Gigs für 2024 feststehen. Natürlich wollen wir mit unseren Messages mehr Leute erreichen und live spielen, wo es nur geht.
Gibt es denn ein Traum-Tour LineUp, das du dir für die Zukunft wünschen würdest? Also mit welchen Bands würdest du am liebsten mal die Bühne teilen.
Viele Musiker, die ich liebe, leben leider mittlerweile nicht mehr: Rest In Piece Alexi Laiho, Ronnie James Dio und Chuck Schuldiner.
Man darf ja träumen: Lebende und legendäre Bands, mit denen ich gern mal die Bühne teilen würde, sind Größen wie BEHEMOTH, JINJER oder TESSERACT. Wird noch ein langer Weg . Aber mit NAPALM DEATH haben wir immerhin schon gespielt!
Danke für das Interview und die letzten Worte gehören natürlich dir!
An dieser Stelle zitierte ich Carl Gustav Jung, mit etwas, das mich sehr berührt hat: „People will do anything, no matter how absurd,in order to avoid facing their own soul. One does not become enlightened by imagining figures of light, but by making the darkness conscious. “
Stay strong!
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