Im Zuge der Veröffentlichung seines Romans „Das bewegte Leben des Pierre Trandel“ ist uns Musiker und Autor Markus Keimel Rede und Antwort gestanden, und das wie es sich für einen Autor gehört in schriftlicher Form.
Erzähl einmal ein paar Takte über Dich, was sollte man über Markus Keimel wissen?
Ich bin Musiker, Komponist, Schriftsteller, Poet, Journalist und Künstler, besitze einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, bin Feind des dekadenten Zeitgeists und Freund des gesunden Menschenverstandes. Ich liebe Tiere, insbesondere Katzen und Hunde, verabscheue die Jagd, esse für mein Leben gerne und bin ein begeisterter Zocker der Videospielreihe „The Elder Scrolls“.
Beschreibe ein bisschen deinen Weg vom Metal-Musiker zum Schriftsteller?
Ich kann deinen Zugang zur Fragestellung absolut nachvollziehen, muss sie aber ein wenig korrigieren, da sie einen Werdegang suggeriert, der eigentlich nicht stimmt. Man muss bedenken, dass ich Rockmusik lediglich im Alter zwischen 15 und 25 betrieben habe. Heute bin ich 36. Nur zwei von fünf Tonträgern sind dem Genre Metal zuzuordnen. In derselben Zeit habe ich auch elektronische, klassische und Singer/Songwriter-Musik geschrieben, aufgeführt und veröffentlicht. Der „Metal-Musiker“ in dem Sinne war ich somit eigentlich nie beziehungsweise war die Rockmusik, das Laute, das Rebellische nur ein verhältnismäßig kleiner Teil von jenen zahlreichen Facetten, die mich als Mensch und Künstler ausmachen. Erste Literatur und Poesie habe ich hingegen bereits im Kindesalter geschrieben.
Du bist auch journalistisch sehr umtriebig, wann hast du für dich beschlossen dich auch an einem literarischen Format zu versuchen?
Ich habe Journalismus studiert, bereits 2013 begonnen im journalistischen Bereich zu arbeiten und schreibe mittlerweile für die mitunter größten und auflagenstärksten Zeitungen Deutschlands. Meine ersten literarischen Schritte machte ich, wie schon erwähnt, im Kindesalter. Das Schreiben an sich ist bei mir nun nicht aus einer Laune oder ähnlichem geboren, sondern wurde mir schon in die Wiege gelegt. Mein erstes Buch „Wörter Haben Seele“ erschien in seiner Erstversion im Jahr 2011 und bestand inhaltlich aus Gedichten, Versen und einer Vielzahl von Aphorismen, also Lebensweisheiten. In Summe habe ich schlussendlich drei Poesie-Bände veröffentlicht, die mittlerweile allerdings allesamt vergriffen sind. Den ersten Roman wollte ich schon wesentlich früher realisieren, bekam das Projekt aber mit den vorhandenen zeitlichen Ressourcen nicht in Einklang.
Wer oder Was hat dich zum „Das Bewegte Leben Des Pierre Trandel“ inspiriert bzw. wie autobiographisch ist der Hauptprotagonist angelegt?
Die Inspiration zum Schreiben nimmt man einerseits aus dem Leben, das ist dann auch wirklich jener autobiographische Teil eines Buches und zum Anderen aus der Fantasie, die man als Schriftsteller und Künstler für gewöhnlich besitzt. All diese Gedanken, Vorstellungen, Erinnerungen und Muster spinnen sich zu Geschichten, aus denen folglich eine Handlung wird. Dabei werden schließlich auch erdachte Charaktere zum Leben erweckt. Ein schönes Gefühl. Aus meiner Sicht muss ein tiefgreifendes Buch einen wesentlichen autobiographischen Anteil aufweisen, da es ansonsten nicht mehr authentisch ist. Wie soll ein Schriftsteller wirklich glaubhaft, qualitativ ansprechend und tiefgehend über Verlust schreiben, wenn er selbst noch nie etwas verloren hat? Das ist aus meiner Sicht nicht möglich.
Die von Dir gewählte Sprache ist bewusst sehr poetisch angelegt und verlangt den Leser*innen sicher viel Aufmerksamkeit ab. Was ist der Hintergrund?
Nun ja, es ist eine Frage des Stils, des Intellekts, des Wesens, der Persönlichkeit, in welcher Sprache und Wortgestaltung man Gedanken und Emotionen zum Ausdruck bringen möchte oder zum Ausdruck bringen kann. Für mich ist Literatur eine Kunstform, die zwingend mit einer gewählten, niveauvollen, hochwertigen und außergewöhnlich bildhaften Sprache einhergehen muss. Deshalb stellte sich für mich gar nie die Fragestellung nach dem Schreibstil an sich.
Wenn ich mir heutige Literatur so durchblättere, und das mache ich wirklich selten, dann verfalle ich regelrecht in Schockstarre. Für mich lesen sich Bücher der Jetztzeit wie Messenger-Nachrichten eines Grundschülers. Das ist auch ein Paradebeispiel dafür, dass Kunst und deren Erschaffung heutzutage nichts mehr mit besonderen Fähigkeiten, mit Gabe und mit Handwerk zu tun hat, sondern schlicht zur plumpen und dummen Unterhaltung verkommen ist. Alleine schon der Sprache wegen ist das zum Heulen. Man kann man sich in kaum einer Sprache noch kunstvoller und präziser artikulieren, als im Deutschen. Deshalb sollte man diesen Schatz auch als Kulturgut wahren und nicht verunstalten.
Ähnlich wie z.B. bei Charles Bukowski, ist ja Alkohol und der Umgang damit ein gewichtiger Teil des Romans. Mir scheint das Thema ist dir ein Anliegen. Kannst du dies kurz weiter erläutern?
Das Thema Alkohol spielt aus unterschiedlichen Gründen eine gewichtige Rolle. Zum Ersten ist es der Geschichte an sich ausgesprochen dienlich, da der massive Alkoholmissbrauch und das damit verbundene Leid den Protagonisten in seiner Rolle des Anti-Helden noch angreifbarer und verletzlicher macht. Zum anderen ist es mir auch ein persönliches Anliegen, das Thema Alkoholmissbrauch einmal von einer anderen Seite zu zeigen. Hinter dem Griff zum Alkohol steht immer auch ein Mensch mit Schicksal und einer Geschichte.
Die Gesellschaft sieht das jedoch meist nicht. Sie erheitert sich zwar an der humorvollen Bierwerbung, wenn aber jemand zehn Stück davon säuft, zeigen sie mit dem Finger auf ihn. Heuchelei und Unwissenheit geben sich da also oftmals die Hand. Ich möchte mit der Geschichte auch zeigen, dass Alkoholmissbrauch und Depression nicht aus der Schwäche des einzelnen betroffenen Individuums entsteht, auch nicht immer aus genetischen Erblasten, wie das Mediziner gerne meinen. Bei empathischen, geistig intakten Menschen, ist es oftmals die absurde Gesellschaft und der Kreislauf eines völlig geisteskranken Systems, der diese Mühlen zum Mahlen bringt. Also eine Einwirkung von außen. Das Buch behandelt aber auch so viele andere Themen wie Freundschaft, Verlust und vor allem die Wertschätzung und Bedeutsamkeit von Leben und Liebe.
Ein wenig allgemeiner gefragt. Welche*r Autor*in aber auch welche Musiker*in hat Dich in deinem künstlerischen Schaffen nachhaltig beeinflusst?
Das Erschaffen von Kunst war für mich schon immer ein sehr intimes, persönliches Instrument und Mittel zum Ausdruck. Deshalb war ich diesbezüglich auch immer sehr in mich gekehrt und wollte immer tunlichst vermeiden, dass jemand von außerhalb darauf Einfluss hat. Meine These war immer: Wenn ich jemand sein möchte, dann nicht jemand anderes, sondern die beste Version von mir selbst. Die meiste Literatur, die ich gelesen habe, hat mich ehrlich gesagt sprachlich und stilistisch oft total angeödet und war mir viel zu plump. Das war auch mitunter die größte Motivation, um meinen ersten Roman zu schreiben, weil ich damit das Buch geschrieben habe, dass ich selbst schon immer lesen wollte. In der Musik verhält sich das gleich, obwohl hier viel mehr Namen zu nennen wären, die mich, sagen wir mal, nachhaltig beeindruckt haben. Paul McCartney (THE BEATLES) und Chris Martin (COLDPLAY) zum Beispiel zählen für mich zu den besten Songschreibern, die es je gab. Denen auf die Finger zu schauen, ist sicher für keinen Musiker von Nachteil.
Wo siehst Du Dich in zehn Jahren, was würde Dich so richtig happy machen?
Wenn das Leben mich eines gelehrt hat, dann, dass es nicht planbar ist. Ich bin ein sehr dankbarer und demütiger Mensch und würde überaus glücklich sein, wenn ich in zehn Jahren gesund bin, meine Liebsten an meiner Seite habe und möglichst viele meiner Wünsche und Ideen in die Realität umgesetzt hätte. Wenn ein erheblicher Teil der Gesellschaft und Politik sich zudem etwas in Zaum halten könnte, Europa in zehn Jahren nicht komplett in den Abgrund gekarrt zu haben, dann wäre ich sicher auch nicht böse.
Was steht bei Dir in naher Zukunft an, gibt es ein weiteres Buchprojekt?
Ich Moment bin ich im Tonstudio und produziere neue Musik, die ich so bald wie möglich veröffentlichen werde. Das neue Buch, ein Fantasy/Abenteuer-Roman ist bereits zu einem Drittel fertig, wird aber sicher noch ein paar Jahre Geduld haben müssen, bis es als druckfrisches Werk die Welt erblicken darf.
Im Interview mit einem Musikmagazin darf natürlich, die eine oder andere weitere Musikfrage nicht fehlen. Welche Band / welches Album hat dich und deine Lebenseinstellung nachhaltig (mit)geprägt?
Ich erlaube mir eine kurze Antwort: weder noch!
Was rotiert bei Markus Keimel momentan so am Plattenteller?
Ich liebe Jazz-Musik, besonders aus den alten Tagen. Speziell zur Weihnachtszeit läuft bei mir fast täglich Frank Sinatra beziehungsweise Swing-Musik aus den 30ern. Ich habe zudem ein ausgeprägtes Faible für Filmmusik und Videospiele-Soundtracks. Jerry Goldsmith, John Williams, Alan Silvestri, Danny Elfman, Ennio Morricone oder Jeremy Soule und Paul Romero rotieren dann meist am Plattenteller. Ab und zu darf es auch Popmusik aus den 80ern und 90ern sein sowie eine Auswahl an großen Hits der Musikgeschichte. Wenn es um Rockmusik geht, dann werden auch immer wieder mal TYPE O NEGATIVE, NEVERMORE, KORN, MEGADETH, FOO FIGHTERS oder THE MARS VOLTA eingelegt. Aus dem Pop-Bereich mag ich beispielsweise COLDPLAY, KEANE, ALLIE X, SKULLCRUSHER, ROBBIE WILLIAMS und ADELE.
Vielen Dank für Deine Zeit. Was möchtest Du zum Abschluss unseren Leser*innen noch mitgeben?
Ich bedanke mich für das Gespräch und hoffe, dass ich Eurer Leserschaft einen interessanten Einblick in meine Person und mein Schaffen ermöglichen konnte. Weiters freue ich mich immer wieder auf einen Besuch auf meinen Social-Media-Kanälen oder auch bei Veranstaltungen in der realen Welt. Alles Liebe!