The Mandrake Project
(Heavy Metal | Hard Rock)
Label: BMG Rights (Warner Music)
Format: (LP)
Release: 01.03.2024
19 Jahre sind ins Land gezogen, seit IRON MAIDEN Frontmann BRUCE DICKINSON sein letztes Soloalbum („Tyranny Of Souls“ 2005) veröffentlichte. Der Wunsch für rein neues Soloprojekt wuchs aber seit jeher in dem umtriebigen Sänger, aber seine Arbeit bei IRON MAIDEN, deren Alben und Touren, seine Leidenschaft als Flugkapitän, Schriftsteller, Fechter und Bierbrauer ließ ihm nicht viel Zeit übrig. Schon 2014 traf er sich mit seinem Weggefährten Roy Z. um erste Songs zu schreiben („Rain On The Graves“ und „Resurrection Men“ entstanden schon damals). Als man sich anschickte da Ganze zu vervollständigen, schlug das Schicksal zu und Bruce musste sich seiner Krebsdiagnose stellen. Nachdem er auch diesen Schlag überstand, klopfte Corona an die Tür und legte die Veröffentlichung von seinem siebten Soloalbum nochmals auf Eis. Aber was ein Herr Dickinson einmal begonnen hat, das bringt er auch irgendwann zu Ende.
Und jetzt ist es soweit: „The Mandrake Project“ nennt sich das neue Werk, das er rund um die beiden Hauptdarsteller Dr. Necropolis und Professor Lazurus, und die Frage nach Leben und Tod entwickelte. Klingt nach Konzeptalbum, ist es aber im Ganzen gesehen dann doch nicht. Es gibt nämlich auch einige Songs, die zwar ins Album passen, aber mit der Geschichte nicht wirklich etwas zu tun haben. Dickinson wäre aber nich Dickinson, wenn er seine Geschichte nicht auch übers Album hinaus spinnen würde und so entseht in Zusammenarbeit mit Texter Tony Lee und dem Illustrator Staz Johnson von Z2 Comics ein zwölf Hefte umfassender Comic, der die Geschichte noch intensiver beleuchtet. Auch hier betont Dickinson, dass das Comic über die Musik weit hinausgeht und der Zusammenhang nur grundlegend ist. Die zwölf Comics sollen in drei Sammelbänden erscheinen, angeblich innerhalb einer Zeitspanne von drei Jahren. Genaueres über den Comic und die enthaltenen Charaktere erfährt man auf www.themandrakeproject.com
Aber gehen wir jetzt einmal auf die einzelnen Werke ein:
„Afterglow Of Ragnarok“:
Der erste ausgekoppelte und veröffentlichte Track inklusive Video hat mich persönlich beim ersten Anhören schon mit seinem extrem eingängigen Refrain und seinem Roy Z typischen Eingangsriff komplett in seinen Bann gezogen. Man kann sagen, dass dieser Auftakt perfekt gelungen ist. Der Opener ist zum Beispiel einer der Songs, die nicht wirklich textlich zum restlichen Album passen, darum hat Dickinson im Video eine eigene Geschichte (ja er, wer sonst?) gestrickt, die dann wieder zum Konzept des Comics passen wird. Dr. Necropolis braut einen Alraunentrank und nach der Einnahme befällt ihn eine Vision vom Ende der Welt und träumt davon diese für die Menschen in eine bessere zu verwandeln und dieser Dystopie zu entkommen.
„Many Doors To Hell“:
In dieselbe Kerbe schlägt der nächste Song. Ein anfänglich schneller Track, der zum Ende hin in ein wirklich butterweiches Gitarrenriff übergeht, um dann wieder mit dem ursprünglichen Tempo das Ende des Stücks einzuleiten.
„Rain On The Graves“:
Zu diesem Song und der zweiten Videoauskopplung gibt es folgende Geschichte: Dickinson war zu einer Hochzeit eingeladen, die in England im Lake District stattfand. Dort lebten viele englische Dichter und Schriftsteller. Da er etwas Zeit hatte, macht er sich auf um das Grab des Schriftsteller William Wordsworth zu suchen. Als er es fand machte sich Dickinson Gedanke darüber, was Wandsworth davon halten würde, wenn er wüsste, dass nur ein Stein im Boden – neben seinen Werken natürlich – von ihm übrig ist. Es regnete natürlich, wie in es in England üblich ist, und es war grau und düster. Regen auf einem Grabstein, das gefiel ihm und so unterbreitete er die Idee Roy Z, der etwas bluesiges daraus machen sollte, so irgendwie in Richtung FLEETWOOD MACs „Oh Well“ oder „The Green Manalishi“. Gesagt, getan und so entstand ein Song bei dem nicht nur die Musik passt, sondern auch für mich, Bruce stimmlich so gut wie lange nicht agiert. Absolutes Highlight!
„Resurrection Man“:
Die Intro Gitarre mit dem Western Touch wurde von Bruce persönlich eingespielt. Roy Z sollte es verbessern, weigerte sich aber, da er der Meinung war, dass es so gut ist wie es ist. „Resurrection Men“ bezieht sich komplett auf die beiden Hauptakteure Lazarus und Necropolis. Obwohl der Song dann nach dem Intro zum Stoner Rock anvanciert und später auch noch fast epischen Gesang einwirft, überzeugt er mich nicht wirklich. Interessant, aber bleibt nicht wirklich bei mir hängen.
„Fingers In The Wounds“:
Bei diesem relativ kurzen Stück (3:39) verhält es sich wie bei seinem Vorgänger. Der bombastische, in Richtung Prog Metal gehende Beginn geht über in einen orientalisch klingenden Mittelteil und läuft dann nach hinten mit Wiederholung des Titels aus. So kurz wie dieser Song ist, so kurz bleibt er mir auch im Gedächtnis
„Eternity Has Failed“:
1990 erschien „Bring Your Daughter…..To The Slaughter“, ein Song der von Dickinson, ursprünglich für den Film Nightmare On Elmstreet V geschrieben wurde und auch auf dem Maiden-Album „No Prayer For The Dying“ zu finden ist. Nun geht es den anderen Weg. Dickinsons „If Eternity Should Fail“, das 2015 bereits „The Book Of Soul“ von IRON MAIDEN eröffnete, findet jetzt 2024 in leicht veränderter Version seinen Weg auf das Mandrake Projekt. Aus dem Titel wurde „Eternity Has Failed“ und wurde von Roy – der auch schon damals diesen Song mit Bruce aus der Taufe hob – neu arrangiert und überarbeitet. Passt aber noch immer in die Geschichte, auch wenn die sich über die Jahre weiterentwickelt hat. Im neuen Gewand kommt aber noch einmal mehr zum Vorschein, welch grandiose Nummer dem Hörer vorliegt
„Mistress Of Mercy“:
Dagegen kommt der nächste Track fast punkig rotzig um die Kurve. „Mistress Of Mercy“ reiht sich bei mir auch unter die Songs, die wenn sie nicht auf dem Album wären, fiel es nicht sonderlich ins Gewicht. Die Komposition ist zwar von guter Qualität, zünden tut sie aber nicht wirklich.
„Face In The Mirror“:
Das bringt „Face In The Mirror“ dann schon wieder mit seinen eher ruhigen Tönen aus dem Stand auf Anhieb hin. Fast minimalistisch kommt dieser Song daher und überzeugt eigentlich mit Dickinsons Performance.
„Shadows Of The Gods“:
Gänsehaut pur, anders kann ich diesen Song nicht beschreiben. Dieses Stück geht zurück in die Zeit, wo Dickinson, Rob Halford und Ronnie James Dio zusammen die sagenumwobene Trinity gründen sollten. Da aber Manager Smallwood aus unerklärlichen Gründen Dio nicht dabeihaben wollte und als Ersatz Geoff Tate von QUEENSRYCHE anheuerte, mit dem Bruce einfach nicht zusammenarbeiten konnte, wurde aus diesem Projekt leider nie etwas. Glücklicherweise geht bei dem dynamischen Duo keine Musik jemals verloren und so wurde „Shadows Of The Gods“ für „The Mandrake Project“ entstaubt und neu eingespielt. Ein langsam beginnender Song mit enormen Gänsehautfaktor, der in seinen sieben Minuten Spielzeit dann auch noch Tempo und Härte zulegt und den Hörern vor Augen hält, was uns mit dem gescheiterten Trinity Projekt durch die Lappen ging. Auf der CD soll es dann auch einen ATMOS Mix geben. Da können sich jene, die über so eine Anlage verfügen, dann auf besonderen Hörgenuss freuen.
„Sonata (Immortal Beloved“:
Die fast 10-minütige Ballade bietet den krönenden Abschluss des Albums. Roy fand eine Demo auf einem 23 Jahre alten Dat Band. Der Musiker konnte sich nicht mehr daran erinnern, wusste aber noch, dass er, inspiriert vom Beethoven Film „Immortal Beloved“ (1994) mit Gary Oldman in der Hauptrolle, die „Mondscheinsonate“ sampelte und damit herumexperimentierte. Auch Dickinson konnte sich nicht mehr daran erinnern, aber es gab dieses Demo und eine Strophe und diese beiden Argumente überzeugten die zwei, diesen Song fertigzustellen. Laut den beiden wurden 80% des Materials beim ersten Take aufgenommen. Mit dieser Perle unterschreibt auch Roy Z seine grandiose Arbeit auf dem Album mit dem letzten Ton auf der Gitarre.
Eyes of creatures follow me
Moonlight guides us on a steady course
Afterglow of Ragnarok
Becomes the shadow of the dawn
From the night the sun will rise again, againAfterglow Of Ragnarok
FAZIT „The Mandrake Project“:
„Was Lange währt, wird endlich gut“, könnte man sagen und Angesichts einer Entstehungszeit von fast 25 Jahren und dem jetzt vorliegenden Endprodukt stimmen diese Worte mit Sicherheit. Die Gesangsfreude von Bruce ist jedem Song anzuhören und irgendwie hört man auch heraus, dass er glücklich ist dieses Projekt endlich abgeschlossen zu haben. BRUC DICKINSON ist stimmlich on Top und IRON MAIDEN sollte sich vielleicht überlegen für ihr nächstes Album Roy Z als Produzent zu nehmen. Man kann sich schon auf die bald startende Tournee freuen, obwohl leider schon publiziertt wurde, dass Roy Z nicht dabei sein wird. Der hat schon wieder ein neues Süppchen auf dem Herd köcheln. Wird aber dem Spaß keinen Abbruch tun.
Aus meiner Sicht ist es ein sehr gelungenes Album geworden. Für die drei Songs, die mich nicht so überzeugen konnten, gebe ich je einen halben Punkt Abzug, bleiben immer noch stolze 8,5 Punkte. Das müssen andere 65-jährige erst Mal zusammenbringen
Tracklist „The Mandrake Project“:
1. Afterglow Of Ragnarok
2. Many Doors To Hell
3. Rain On The Graves
4. Resurrection Men
5. Fingers In The Wounds
6. Eternity Has Failed
7. Mistress Of Mercy
8. Face In The Mirror
9. Shadow Of The Gods
10. Sonata (Immortal Beloved)
Gesamtspielzeit: 58:53
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