Zählt man die ersten Jahre als BLACK CHURCH mit, so können ROTTING CHRIST aus Griechenland mittlerweile auf 40 Jahre Erfahrung zurückblicken. Dabei entstanden bisher 13 Alben, die sich über die Jahre im Stil änderten, aber stets den Vorgänger toppten und neue Facetten zu Tage förderten. Zudem kommen Sakis und Themis bereits auf über 1300 Konzerte rund um den Globus. Da war ich etwas enttäuscht, dass das letzte, nun schon fünf Jahre alte Werk „The Heretics“ eher wie eine Best-Of der letzten Jahre, denn ein neues Werk wirkte. Beileibe nicht schlecht, aber halt irgendwie zu bekannt und etwas mutlos. Vor allem im Vergleich mit dem eindringlichen „Rituals“ mit seinen wirklich rituellen Tönen oder dem unglaublich abwechslungsreichen „Aealo“.
Nun folgt Album Nummer 14 namens „Pro Xristou“ ist dem Titel zu Folge („Bevor Christi“) niemand geringerem als dem Sohn Gottes gewidmet, handelt aber in wirklichkeit von den letzten nordischen Pagan-Königen, die ihre Werte und Wissen vor dem Ansturm des Christentums bewahrten.
Dementsprechend tönt das neue Werk wie ein echtes Konzeptalbum samt gesprochene Parts und atmosphärischen Samples, die durch die Geschichte führen. Die Songs klingen dabei trotz des nordischen Einschlags absolut nach ROTTING CHRIST, kommen auf den ersten Blick aber zahmer und pathetischer daher als zuletzt. So wirken viele der Tracks wie eine gelungene Kombination aus düsterem Metal mit Wurzeln im Black und Death und filmischen Soundtracks. Und das machen die Griechen in Perfektion. Schon der Opener „The Apostate“ geht nicht nur gut ins Ohr, sondern auch unter die Haut. „The Farewell“ lässt sich noch etwas mehr Zeit, sich zu entfalten, lässt einen aber bald nicht mehr los und „The Sixth Day“ nimmt mit seinen unverschämt eindringlichen Gitarren-Leads sofort gefangen. Wer es etwas härter mag, für die geben die verrottenden Christen mit „La Lettera Del Diavolo“ samt weiblicher Verstärkung in Form von Androniki Skoula (CHAOSTAR) samt ihren ganz eigenen Blastbeats mehr Gas und auch das finale „Saoirse“, das mit Schlachtlärm beginnt, schraubt den Härtegrad nochmal höher. Dagegen stehen das unglaublich einprägsame, hypnotisierende, wie bombastische „Pix Lax Dax“, das mit ruhigen Klängen in den Norden entführt und dann mit fetten Chören für Gänsehaut sorgt. Aber auch „Yggdrasil“ schlägt in eine ähnliche Kerbe und zeigt, dass ROTTING CHRIST nicht nur grandiose Songs schreiben können, sondern auch wissen, wie man diese richtig in Szene setzt. Produziert hat natürlich einmal mehr Sakis Tolis, während das ebenfalls bombastische Kunstwerk von einem Artwork von Thomas Cole passend abrundet.
ROTTING CHRIST schaffen es auch nach fast vier Dekaden für Überraschungen zu sorgen, obwohl Fans wissen, dass es eigentlich keine Überraschung mehr sein sollte, dass die Griechen sich einmal mehr selbst übertreffen. Ich würde ja gerne sagen das oder jenes Album des Jahres im Genre so und so, aber da die Herren sich hier mittlerweile ein eigenes Genre geschaffen haben, spreche ich mal vorsichtig vom Album des Jahres!
Tracklist „Pro Xristou“:
1. Pro Xristou (Προ Χριστού)
2. The Apostate
3. Like Father, Like Son 0
4. The Sixth Day
5. La letra del Diavolo
6. The Farewell
7. Pix Lax Dax
8. Pretty World, Pretty Dies
9. ᛦᚵᛑᚱᛆᛋᛁᛚ (Yggdrasil)
10. Saoirse
11. Primal Resurrection (Bonus Track)
12. All For One (Bonus Track)
Gesamtspielzeit: 55:17
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