Am 21. November hatten wir die Gelegenheit, Mathias Bloech, den Sänger von HEISSKALT, vor ihrem Konzert im Flex zu interviewen. Mit einem neuen Album in den Startlöchern und einer energiegeladenen Tour im Gange, gewährte uns Matze spannende Einblicke in den kreativen Prozess des Albums, den Spaß am Tourleben und die Pläne der Band für die Zukunft.
Vorweg mal, danke, dass ihr euch die Zeit nehmt! Das letzte Mal, als ich euch gesehen habe, war Februar 2017 in der Stadtwerkstatt Linz. Das ist mittlerweile fast 8 Jahre her, und in der Zwischenzeit ist viel passiert. Was glaubst du, hättest du damals gesagt, wenn ich dich gefragt hätte, wo du die Band heute, 8 Jahre später, siehst?
Boah, voll schwer zu sagen. Ich glaube, damals gab es keine Vision mehr für die Zukunft. Wir waren so damit beschäftigt, alles, was passiert, irgendwie zu bewältigen.
Wo siehst du die Band heute in 8 Jahren?
Ich hoffe, dass wir ein paar Alben gemacht haben, die richtig fetzen. (lacht) Wir stehen gerade an einer Schwelle, einer Größe, wo es richtig interessant wird – wo es zur echten Spielwiese wird. Dinge werden möglich, wie etwa eine Lichtproduktion mit Crew und lauter coolen Menschen, die hochqualitative Arbeit machen. Da noch ein wenig tiefer reinzugehen, das würde ich mir wünschen. Aber dafür braucht es noch ein paar mehr Leute, die zu unseren Konzerten kommen.
Habt ihr das Gefühl, dass ihr alle Leute erreicht, die früher auf euren Konzerten waren?
Alle weiß ich jetzt nicht, aber ich habe schon das Gefühl, dass wir echt viele wieder erreichen. Es ist einfach toll, dass die Leute noch Interesse haben.
Ihr habt jetzt schon drei Konzerte von dieser Tour gespielt. Wie läuft’s?
Die drei waren total unterschiedlich. Frankfurt war richtig wild. Ich war total aufgeregt, weil wir vorher nicht so viel geprobt haben – das war dann ganz schön stressig und mit wenig Schlaf verbunden. Aber wir hatten eine echt geile Premiere. Hannover war viel kleiner, das konnten wir nicht hochverlegen, weil nichts frei war. Die HannoveranerInnen wirken auf mich aber auch etwas introvertierter, da passte das ganz gut und hatte dadurch eine ganz eigene Intensität. München war einfach nur wow. Im Backstage, in diesem Kessel zu spielen, wo wir schon so viele Bands gesehen haben, die uns einfach so viel bedeuten, war etwas total Besonderes – wie ein kleiner Ritterschlag. Ich weiß gar nicht, ob so viel Dopamin gesund ist. (lacht)
Das passt zu meiner nächsten Frage: Man merkt die Resonanz auf eure Rückkehr und das kommende Album. Es herrscht eine riesige Freude. Wie geht ihr damit um?
Ich sauge das alles schon ziemlich auf. (lacht) Seit 2021 oder 2022 haben Marius und ich wieder angefangen, an der Band zu arbeiten. Wir haben so viel ins Unklare reingearbeitet, so viele Hürden überwunden – und das alles ohne irgendeine Form von Belohnung oder Anerkennung. Gestern kam das Gefühl endlich an, und ich habe mir gedacht: „Ja, Alter, jetzt ist Party!“ (lacht)
Wohlverdient! Was hast du am meisten vermisst am Touren?
Das Touren an sich. (lacht) Die Gruppe miteinander. Jetzt mit der neuen Truppe – es fühlt sich so unglaublich gut und familiär an. Jeder arbeitet daran, den größtmöglichen Impact zu schaffen, und macht die ganze Konzert-Experience so intensiv wie möglich. Das passt perfekt, denn bei HEISSKALT geht es um Intensität. Auf der Bühne zu stehen und zu sehen, wie vor allem die neuen Songs ankommen, ist auch geil. Und ich liebe Nightliner-Fahren, ich finde es toll, im Bus zu schlafen. (lacht) Es gibt eigentlich nichts, was mir am Touren nicht gefällt.
Wie stellt man für eine Tour nach so langer Pause eine Setlist zusammen?
Man sitzt zu Hause, lädt alle Songs in ein Audioprogramm, schiebt alles herum, probiert aus, macht sich endlos Gedanken und wird verrückt. Dann wiederholt man das Ganze siebenmal, bis die anderen sagen: „So, wir müssen uns jetzt auf etwas einigen.“ Wir haben uns geeinigt, es in Leipzig geprobt, dann nochmal geändert – und dann stand die Setlist. Jetzt ist sie ein richtig guter Trip mit vielen Ups und Downs.
Wenn die Tour vorbei ist und das Album erschienen ist, was sind eure nächsten Pläne?
Im Januar gibt es zwei Releaseshows, dann spielen wir auf Festivals. Im Herbst geht es wieder auf Tour. Und sonst machen wir das, was man als Band halt so macht. Als kleiner Teaser für eure Leser: Noch ohne fixe Daten und Planung wollen wir 2026 eine Schweiz/Österreich-Tour machen. Also haltet die Augen offen!
Würdet ihr bei einem nächsten Album irgendetwas anders machen als bei „Vom Tun Und Lassen“?
Unbedingt wieder live aufnehmen! Das ging bei diesem Album nicht. Wir haben Track-by-Track aufgenommen – zuerst Drums, dann habe ich den Bass eingespielt, danach Gitarren und Gesang. Das hat auch seinen Reiz, aber der Prozess macht mehr Spaß, wenn man live aufnimmt. Diese gemeinsame Energie hat etwas Besonderes. Außerdem passieren bei Liveaufnahmen oft coole Unfälle, die man so gar nicht planen könnte, die aber dann richtig gut klingen.
Stichwort Bass – ihr habt ein neues Mitglied, Lola Schrode, eine Bassistin. Wie seid ihr zu ihr gekommen?
Wir hatten einen hohen Bassisten-Verschleiß. (lacht) Lange hat unser Gründungsmitglied Lukas bei uns Bass gespielt. Als er ausgestiegen ist, hat unser damaliger Backliner ausgeholfen. Danach hat Daniel Weber, der jetzt bei THE INTERSPHERE spielt, bei uns den Bass übernommen. Ein Album haben wir dann zu dritt gemacht. Als wir angefangen haben zu schreiben, habe ich den Bass fürs Album eingespielt. Für die Live-Shows ist dann Lola dazugestoßen. Sie war eine Empfehlung von Flo von VAN HOLZEN.
Hast du ein Traum-Venue, wo du gerne spielen würdest?
Ich weiß nicht genau, wie das heißt, aber ich habe Videos von einer Bühne in der amerikanischen Wüste gesehen …
Red Rocks?
Ja, genau, Red Rocks! Ich glaube zwar, dass es total dumm wäre, wenn wir dort spielen würden, weil niemand da wäre, aber es wäre trotzdem irre. (lacht) Aber wenn ich realistisch bleiben soll, kann ich eigentlich nur sagen, dass ich schon in meinen Traum-Venues spiele. Gestern das Backstage, im Dezember das ausverkaufte LKA in Stuttgart – das ist schon echt cool. Klar, es gibt größere Clubs, aber die verlieren oft an Charakter. Ich bin total zufrieden mit dem, wie es gerade ist.
Eine letzte Frage: Wie organisiert ihr eure Verpflegung während des Tourens? Esst ihr in Restaurants, in den Venues? Habt ihr Geheimtipps für andere Bands?
Das kommt darauf an, ob man mit dem Sprinter oder dem Nightliner fährt. Jetzt sind wir mit dem Nightliner unterwegs. Wir kommen morgens am Venue an, dann gibt es meistens Frühstück und Abendessen. Wir schmieren uns gern Brote, die wir dann aber nicht essen, weil es schon wieder Frühstück gibt. Alles, was man im Backstage findet und mitnehmen kann, packen wir ein. Mit dem Sprinter ist es schwieriger, da muss man mehr planen. Die veganen Patties von Burger King und so sind schon ganz okay. (lacht) Ein Sprinter-Hack wäre: einen Wasserkocher mitnehmen und gepimpte YUM-YUM-Nudeln machen. Man snackt sich halt irgendwie durch. (lacht) Aber ja, Nightliner-Fahren ist ein extremer Luxus, den ich total liebe.
Danke für das Interview und viel Spaß beim Konzert. Ich freue mich schon wahnsinnig!
Wird krass, glaub ich. Ich freu mich auch!
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