arch enemy - blood dynasty
ARCH ENEMY
Blood Dynasty
(Melodic Death Metal)

 


Label: Century Media
Format: (LP)

Release: 28.03.2025


Wer dieser Tage ARCH ENEMY nicht kennt hat wahrlich unter einem Stein gelebt oder mit Metal einfach nichts am Hut. Die schwedische Band gehört nach 30 Jahren und zwölf Alben zum Größten was harte Musik zu bieten hat und füllt inzwischen Hallen und Headliner-Slots auf Festivals. Nicht ganz drei Jahre nach dem letzten starken Longplayer „Deceivers“ kommt nun das zwölfte Album „Blood Dynasty“ auf den Markt. Metal kann oft ein toughes Business sein und Erfolg ist selten gut gelitten, allzu schnell kommen die Stimmen, die „Ausverkauf“ und „Mainstream“ brüllen. Beide Begriffe sind für Bands wie ARCH ENEMY sicherlich deutlich übertrieben, aber eine gewisse steigende Eingängigkeit der Musik ist sicher nicht abzustreiten. Wie die Genrekollegen von IN FLAMES lässt sich die Band aber zurecht nicht davon beirren und tourt mit großen Line Ups weiter um die Welt.

Aber wie sieht es im Jahr 2025 mit der Studiomusik aus? Um ehrlich zu sein: das Urteil ist eher durchwachsen. Vorweggenommen werden muss definitiv, dass der Sound, den uns ARCH ENEMY hier um die Ohren blasen derartig „on point“ ist, dass es nur so eine Freude ist. Die Kompositionen von Michael Amott sind an sich unumstritten und gehören seit Jahrzehnten zum Besten was Melodic Death Metal zu bieten hat, aber der Teufel liegt im Detail.

„Dream Stealer” eröffnet “Blood Dynasty“ episch mit Orgel und Regen. Das darauffolgende Tempo des Schlagzeugs und des herrlichen melodischen Riffs kommt erfreulich unerwartet. Fliegende Drums und tiefes Death Metal Gegrunze der Frontfrau Alissa White-Gluz lassen Gutes erwarten. Vor allem im Refrain gibt es einen Rythmuswechsel, der derartig gut ins Ohr geht, das muss man auch einmal können. Das Songwriting ist wirklich spitze und das Feeling für Hooks und Melodien beherrscht Michael Amott wie kaum ein zweiter. „Illuminate The Path“ kommt mit einem stampfenden Riff um die Ecke mit Melodien zum Niederknien. Im Refrain kommt auch erstmals die cleane Singstimme von White-Gluz zum Tragen und gibt dem Song eine, oben erwähnte, Eingängigkeit, die es unter Angela Gossow so nicht gegeben hätte. Die Hook im Mittelteil ist großartig und auch wenn sich die Band dagegen wehrt, ist der schwedische Sound unüberhörbar. Mit „March Of The Miscreants” kommen dann aber erste Zweifel. Der Song bleibt so gar nicht hängen, wirkt teilweise fast kitschig. Der einzige Höhepunkt eines schwachen Songs ist die Stimme von White-Gluz, die sich in Höchstform befindet. Im Metal braucht es unbedingt mehr female fronted Death Metal Bands!

Mit „A Million Suns“ und „Don’t Look Down” werden die Kritikpunkte an den modernen ARCH ENEMY noch offensichtlicher. Die Songs sind großartig geschrieben, die Arrangements opulent, die Hooks sehr gut, aber irgendwie fängt alles an sich zu gleichen und wirkt recht statisch. Mit „Presage“ kommt dann ein Instrumental als kurze Verschnaufpause und Albumteiler. Geschickt gesetzt ist das darauffolgende „Blood Dynasty”, welches schon als erste Single genial ausgewählt war. Einem super markantem Intro folgt ein stampfender Beginn, hier merkt man, dass ARCH ENEMY auf die Arenas der Welt abzielen. Der Song ist nicht großartig aber wird live sicher ein Superhit, AMON AMARTH Feeling kommt auf und eignet sich zum Mitgrölen von tausenden Leuten in großen Hallen. Und dann passiert etwas Interessantes. Es folgen mit „Paper Tiger“ und „Liars & Thieves“ erst in der zweiten Albumhälfte zwei absolute Meisterstücke (interessanterweise auch zwei Singles), die die hohe Benotung des Albums stark mitbeeinflusst haben. Ersteres wird von einem derart fantastischen Hard Rock Riff geprägt, dass es für einen Melodeath Song unfassbar scheint, das hört man so wirklich selten. Der Song klingt wie KISS oder VAN HALEN mit Double Bass. Das Retrosolo ist dann die Krönung. Ein absolut herausragender Song. „Liars & Thieves“ hingegen ist eine Punk/Thrash Hymne mit dem vielleicht besten Refrain des Albums. Viel Tempo und thrashige Riffs vermitteln einen perfekten Oldschool Vibe. Das war so nicht zu erwarten und ist ein weiteres absolutes Highlight.

Dann gibt es aber noch „Vivre Libre“. Ein Cover des französischen Songs von BLASPHÈME, der von Alissa White-Gluz vollkommen clean gesungen wird. An ihrer Stimme ist an sich nichts zu kritisieren, aber der Song wirkt komplett deplatziert und bricht den Fluss des eigentlich recht starken zweiten Teils des Albums. Die Idee dahinter ist leider nicht einmal im Ansatz zu verstehen. Auch „The Pendulum” reiht sich in die oben erwähnte Kritik ein und ist einfach zu sehr Standardkost.

Auf dem zwölften Album von ARCH ENEMY hat man immer wieder das Gefühl von kalkuliertem Songwriting und Anbiederung an eine große Fanmasse. Das ist an sich nichts Schlechtes und aus der Sicht der Band zu verstehen, bietet aber einfach kaum Neues. Alles ist auf enorm hohem Niveau und die Band führt das Genre weiter überlegen an. Die bisherigen Fans sind mit „Blood Dynasty“ sicher zufriedengestellt und auch IN FLAMES Anhänger, denen deren Musik schon zu sehr im Mainstream ist werden sich freuen. Die Arenas der Welt stehen ARCH ENEMY weiter offen.

Autor: Michael


Tracklist „Blood Dynasty“:
1. Dream Stealer
2. Illuminate the Path
3. March of the Miscreants
4. A Million Suns
5. Don’t Look Down
6. Presage
7. Blood Dynasty
8. Paper Tiger
9. Vivre Libre
10. The Pendulum
11. Liars & Thieves
Gesamtspielzeit: 42:41


Band-Links:
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arch enemy - blood dynasty
ARCH ENEMY – Blood Dynasty
Line Up:
Alissa White-Gluz (Vocals)
Michael Amott (Guitars)
Joey Concepcion (Guitars)
Sharlee D'Angelo (Bass)
Daniel Erlandsson (Drums)
7.5
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