crematory - destination
CREMATORY
Destination
(Gothic Metal)

 


Label: ROAR!
Format: (LP)

Release: 02.05.2025


Die deutschen Gothic Urgesteine CREMATORY sind nach fast 35 Jahren bei ihrem 17. Werk, das nun auf den Titel „Destination“ hört und neugierig macht, wohin die Reise denn dieses Mal geht. Die Band hatte schon so einige Hoch- und Tiefphasen in ihrer langen Schaffensphase und so manch durchwachsenes Werk. Eine stabile Karriere können sie, auch wenn das auf ihr LineUp weniger zutrifft, auf jeden Fall zurückblicken, aber mit diesem Album auf jeden Fall auch nach vorne blicken.

Zunächst einmal, muss ich zugeben, dass ich lange gehadert habe, ob ich das Vorgängerwerk „Inglorious Darkness“ rezensieren sollte. Da ich mich einst dagegen entschied, hier kurz ein Rückblick: Musikalisch war das Teil solide, aber nach dem Abgang Connie Andreszka, der Tosse Basler, der wiederrum den prägenden cleanen Vocalisten Matze Hechler einst ersetzte, zählte man zum ersten Male einzig und allein auf Frontmann und Aushängeschild Felix Stass. Soweit, so kein Problem, der Mann hat ein fettes Organ und liefert seit jeher zwischen Gothic und Death Metal absolut ab. Doch da waren leider auch die nicht sehr glorreichen cleanen Vocals, an denen durfte man echt keine Wasserwaage anlegen.

Das hat die Band aber selbst wohl gemerkt und hat umgedacht. Zwar bestreitet er das Album wieder ziemlich alleine, doch seine tiefen Signature-Shouts werden dieses Mal durch halbcleane Vocals, gesprochene Parts und Mehrstimmigkeit ergänzt, anstatt sich an hymnische Refrains zu wagen. Das tut dem Album gut und zeigt auch, dass man weiterhin Mut zur Weiterentwicklung hat. Und das merkt man dem Album an. Mag sein, dass der solide Opener das namensgebende Wort zu oft wiederholt, doch geht es gut ins Ohr und trägt alle bekannten Trademarks in sich. Zudem ist das sehr stark produziert und tight gespielt.

Klar, die auf Deutsch vorgetragenen Songs waren seit jeher Geschmackssache, weshalb auch „Klagebilder“ nicht jeden Fan begeisterte, doch so manch Stück gehört auch zu meinen Favoriten und dazu gesellt sich nun das NDH-Stück „Welt Aus Glas“, bei dem die gesprochenen Vocals eindringlich lamentieren, während Felix mit düster-eindringlicher Stimme kontrastiert. Industrial Keys zeigen einmal mehr das Tastentalent von Katrin Jüllich, die neben Ehemann und Drummer Markus und dem Fronter weiterhin den harten Kern darstellt, während die Rhythmen wunderbar drücken.

Zuerst der Gedanke: „Das kommt mir doch bekannt vor“, dann ein weiterer: „Die grandiose Stimme kenne ich doch“, dann die Erkenntnis, hier handelt es sich um ein Cover eines genialen Klassikers. CREMATORY huldigen gemeinsam mit Stimmgewalt Michelle Darkness (END OF GREEN) dem verstorbenen Pete Steele mit „My Girlfriends Girlfriend“ – ein Text mit dem man damals noch provozieren konnte, geniale Keys, tighte Riffs und diese wohlige, unvergleichliche Atmosphäre, die CREMATORY perfekt in den eigenen Sound integrieren. Da hätte man aber auch gerne den Mister Darkness für einen weiteren Tag und weitere Songs buchen können, meiner Meinung nach.

Hymnisch ist „The Future Is A Lonely Place“ auch ohne cleane Vocals mühelos, „After Isolation“ setzt auf eindringliche Keyboardmelodien, beim Death Metal-lastigen „My Own Private God“ kommen Orgelklänge und mehr Theatralik zum Einsatz und mit „Days Without Sun“ dreht man mit EDM-Klängen und Dancefloor-Beats komplett frei. Das aber mit Erfolg. Der abgefahrene Track macht Spaß und passt überraschend gut ins Gesamtkonzept. Klassischen Gothic meets Death Metal gibt es natürlich auch dank „Deep In The Silence“ oder „Ashes Of Despair“, das schön relaxt daherkommt und mit fast schon OBITUARY-artigen halb-shouts überrascht. Electro-Pop’ig geht es noch „Toxic Touch“ an und „Das Letzte Ticket“ lädt zur letzten Fahrt des Albums ein und geht nochmal mit vielen elektronischen Elementen zum Tanzen ein.

CREMATORY sind zurück! Hier vermischen sie all ihre starken Trademarks mit längst vergrabenen Tugenden, aber auch vielen neuen, mutigen wie gelungenen Elementen. Fans alter Alben können sich ebenso wie Fans der neueren Taten über ein überraschend frisches, wie tightes Album freuen.

Autor: Max Wollersberger

 


Tracklist „Destination“:
1. Destination
2. The Future Is A Lonely Place
3. Welt Aus Glas
4. My Girlfriend’s Girlfriend (TYPE O NEGATIVE )
5. After Isolation
6. My Own Private God
7. Days Without Sun
8. Deep In The Silence
9. Banished Forever
10. Ashes Of Despair
11. Toxic Touch
12. Das Letzte Ticket
Gesamtspielzeit:  66:26


Band Links

CREMATORY - destination CREMATORY - Destination crematory

 

 

 


 

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CREMATORY – Destination
LineUp:
Felix Stass (Vocals)
Rolf Munkes (Guitars)
Oliver Revilo (Bass)
Katrin Jüllich (Keys)
Markus Jüllich (Drums)
Guest:
Michelle Darkness (Vocals)
8
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