Children Of Eve
(Melodic Death Metal)
Label: Season Of Mist
Format: (LP)
Release: 02.05.2025
Neben den legendären ROTTING CHRIST und den kreativen Herren von SEPTICFLESH zählen auf jeden Fall auch NIGHTFALL zur unheiligen Dreifaltigkeit des Extreme Metal Griechenlands. Warum Mastermind und Sänger Efthimis Karadmias nicht ganz die Aufmerksamkeit bekommen hat, wie die Kollegen, ist schwer zu sagen. Vielleicht lag es an den vielen Besetzungswechsel und längeren Pausen zwischen den Alben, doch an den bisherigen Outputs kann es nicht liegen, zeigte sich die Düster-Melodic-Death/Black Kapelle stets brutal, konsequent und experimentierfreudig zugleich. Und da macht auch das nun elfte Werk in über 30 Jahren Karriere keine Ausnahme.
Fans mussten sich zwar wieder etwas gedulden, doch die 8-jährige Pause zwischen „Cassiopeia“ und dem zuletzte veröffentlichten Werk „At Night We Pray“ wurde zum Glück wieder halbiert. So können die Hellenen, zu denen mittlerweile auch Ex-SEPCTICFLESH Drummer Fotis Bernardo, sowie die eher weniger bekannte Bassistin Vasilika Biz zählen und von Heimkehrer Kostas Kyriakopoulos vervollständigt werden, hier nicht nur wieder überzeugen, sondern auch überraschen.
Einmal mehr, getrieben von der Wut auf die Kirche und ihre Untaten, die sie seit jeher und auch bis heute betreiben, widmet sich Efthimis, dem zuletzt eine Depression diagnostiziert wurde und er sich deshalb gegen den Kampf gegen mentale Krankheiten einsetzt, auf dem Album„Children Of Eve“ sogleich zwei Themen.
Düster und mit bedrohlichem Sprechgesang einer Dame beginnt „I Hate“ hypnotisch und fast schon mit verschiedenen Stimmen (im Kopf), die nichts Gutes zu berichten haben. Danach setzen fette Riffs und heavy Beats ein, die von dichten Keyboards eingerahmt werden. Der Fronter tönt zwingender denn je, erinnert oft an den SEPTICFLES Maestro Spiros Antoniou, beziehungsweise steht ihm, in Bezug auf Stimmgewalt, in nichts nach. Fette Chöre lullen ein, die Riffs dringen in Mark und Bein und die Atmosphäre nimmt schnell gefangen.
„The Cannibal“ geht es noch technischer an, bietet abgefahrene vertrackte Riffs in fettestem Soundgewand. Im Refrain kommt dann fast schon Viking Metal Flair á la AMON AMARTHoder UNLEASHED auf. Traditioneller geht es das fiese „Lurging“ in Richtung AT THE GATES an, aber auch hier gibt es einen episch getragenen Refrain. Efthemis schafft es dabei auch wunderbar ohne cleane Vocals für genug Eingängigkeit zu sorgen, was aber auch an den zahlreichen Hooks liegt. Fotis Bernardo sorgt zudem für unheimlich Druck und zeigt einmal mehr was für ein Ausnahmetalent er an den Fellen ist, was den organischen und druckvollen Sound noch weiter hervorhebt. Das hektische „Inside My Head“ ist klar der Depression gewidmet und bietet allerlei Wendungen, dezente Orchestration aus der Dose und eine drückene Stimmung.
Für Abwechslung sorgt das morderner Ausgefallene, aber nicht minder brutale „Seeking Revenge“, „The Traders Of Anathema“ deutet nochmals in Richtung Schweden und bei „With Outlandish Desire To Disobey“ ertönt plötzlich eine überraschend modern-poppige Damen-Stimme, die aber einen coolen Kontrast zu den fetten Shouts des Fronters erzeugt.
Den Abschluss macht dann das nachdenklich treibende „Christian Svengali“ mit wunderschönen Keys, eindringlichen Chören und der einzigartigen düsteren Atmosphäre, die NIGHTFALL hier mühelos die gute dreiviertel Stunde lang aufrechterhalten. Ein absolutes Meisterwerk einer, nach wie vor, sträflich unterschätzten Band aus Griechenland.
Autor: Max Wollersberger
Tracklist „Children Of Eve“:
1. I Hate
2. The Cannibal
3. Lurking
4. Inside My Head
5. Seeking Revenge
6. For The Expelled Ones
7. The Traders Of Anathema
8. With Outlandish Desire To Disobey
9. The Makhaira Of The Deceiver
10. Christian Svengali
Gesamtspielzeit: 43:15