Mit GHOST BRIGADE ist 2020 – eigentlich schon 2014 mit ihrem letzten Album – eine der meist unterschätzen Bands überhaupt abgetreten. Kaum jemand schaffte es finnische Melancholie und Härte derart perfekt zu vertonen. THE MAN-EATING TREE waren stets Brüder im Geiste, sind seit ihrem letzten Album vor zehn Jahren jedoch ebenfalls in der Versenkung verschwunden. Jetzt 2025 traut man kaum seinen Augen und Ohren. THE MAN-EATING TREE ist, in fast komplett neuer Besetzung, zurück, nur Gitarrist Janne Markus blieb aus dem alten Line-up übrig, und veröffentlicht mit „Night Verses“ ein neues Album. Der Blick in das Booklet lässt das Herz dann noch höherschlagen. Am Mikro steht tatsächlich niemand geringerer als Manne Ikonen, die unverkennbare und prägnante Stimme von GHOST BRIGADE. Was hält nun das neue Album bereit? Alles und noch viel mehr, was man sich nur wünschen kann!
Nach einem eher uninspirierten Intro versetzt „Days Under The Dark“ augenblicklich zurück in verloren geglaubte Zeiten. Melodien, die in Schönheit die Haare zu Berge stehen lassen und mit stampfenden Riffs auch eine Härte, die wie der finnische Winter in die Knochen kriecht. Was zu den älteren THE MAN-EATING TREE Alben auffällt, sind viele Growling Anteile von Janne Markus, die den Songs eine metallische Kante geben. Über allem thront die Stimme von Manne Ikonen in all ihrer Traurigkeit und Melancholie.
Die erste Single „Seer“ beginnt forsch und heavy mit einem groovigen Riff sowie gebrülltem Verse. Im Refrain macht sich der Song dann in eine wunderschöne Melodie auf mit toller Hook im Gesang bis überlagerndes Growling in den doch recht harten Part überleitet. Die Balance stimmt hier wirklich perfekt und man schwelgt mit dem Song mit.
Über die gesamten fast 50 Minuten schaffen es THE MAN-EATING TREE die Atmosphäre und Melancholie hochzuhalten. Die Balance aus doch recht stark groovenden Strophen und super melodischen Refrains ist bis zu Perfektion ausgearbeitet und das Songwriting passt wie die Faust aufs Auge zu Bildern der finnischen Landschaft und deren Weite. Mal mit mehr gebrüllten Ausbrüchen wie in „These Traces“ und „Abandoned“ bis hin zu wundervollen ruhigen Passagen in „To The Sinking“, die sich bis zur Eruption steigern, in denen Ikonen sein Gesangstalent voll ausleben kann.
Und dann ist da auch noch ein echter Hit. „All Our Shadows“ beginnt mit einer Leadmelodie zum Niederknien, die im tollen Refrain immer wiederkehrt. Ein absolut perfekter atmosphärischer Brecher. Besser geht es kaum!
Was für ein Gespür für Melodien THE MAN-EATING TREE haben beweisen sie in „Ruins Of Insanity“, das einen absoluten sing-a-long Refrain vorweisen kann. Mit „Reflections“ beschließen sie dann das Album mit, wie sollte es anders sein, einem 10 minütigen Melancholie-Meisterwerk. Klavierklänge eröffnen den Song, der sich mehr und mehr steigert und sich dann in ein Funeral Doom Monster wandelt, in dem die Landsmänner von SWALLOW THE SUN allgegenwärtig sind.
„Night Verses“ ist ein herausragendes Album, dass das Jahr 2025 jetzt schon musikalisch besonders macht.
Tracklist „Night Verses“:
1. Nightverses
2. Days Under The Dark
3. Seer
4. These Traces
5. All Our Shadows
6. To The Sinking
7. Ruins Of Insanity
8. Abandoned
9. Reflections
Gesamtspielzeit: 49:42
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