ANNIHILATOR - Carnival Diablos
ANNIHILATOR
Carnival Diablos
(Thrash Metal)

 


Label: SPV (Steamhammer)
Format: (LP)

Release:  29.01.2001


Condition critical
Condition grave
Target invincible
Target insaneTime Bomb

Kanada ist ja mitunter bekannt als das Land der Holzfäller. Daß aber nicht jeder dort ansässige seinen Unterhalt mit dem Fällen von Bäumen verdient, stellt ein Mann eindeutig klar. Sein Name ist Jeff Waters, und die Axt, die er bei ANNIHILATOR bedient, hat 6 Saiten.

Wie virtuos er damit umgeht, ist glaube ich jedem seit der Veröffentlichung von „Alice In Hell“ bekannt. Dieses Album gehört nach wie vor zu dem besten was im Speed/Thrash – Bereich jemals veröffentlicht wurde, und ließ nicht nur mich wochenlang mit offenem Mund vor der Stereoanlage verharren. Die Band hatte es wie keine andere verstanden, Riffs, die eindeutig aus dem Heavy Metal stammen könnten, so kraftvoll zu verarbeiten. Darauf folgte 1990 das Album „Never Neverland“, welches ebenso unter die absoluten Top-Alben dieses Genres einzureihen ist. Zu diesem Zeitpunkt – dieser Stil erfreute sich einer großen Anhängerschaft – hätte Jeff Waters mit ANNIHILATOR alles erreichen können. Leider wurde es aber etwas still um die Truppe des Ausnahmegitarrero. Erst anno ’93 wurde wieder ein Longplayer nachgeliefert, nämlich „Set The World On Fire“, der aber nicht an die älteren Heldentaten heranreichte. Mittlerweile war aber auch das allgemeine Interesse an derartiger Mucke leider deutlich gesunken.

Unbeirrt davon spielten Waters & Co. (Hier einzelne Musiker aufzuzählen ist nicht besonders sinnvoll, da ohnehin bei jedem Album der eine oder andere Besetzungswechsel durchgeführt wurde) aber in Form von „King Of The Kill“ ein bärenstarkes Album ein, gefolgt vom durchschnittlichen „Refresh The Demon“. Das darauffolgende Werk „Remains“ verbreitete unter den Anhängern der Kanadier aber großes Entsetzen, bedienten sie sich doch verschiedener stilfremder Elemente, vor allem der Einsatz von zahlreichen Samples stieß viele vor den Kopf. Danach hatte Jeff Waters aufgrund einer schweren privaten Krise, hervorgerufen durch seine Scheidung, ANNIHILATOR vorübergehend auf Eis gelegt. 1999 schien die Krise jedoch überwunden und Jeff rekrutierte die einstige Originalbesetzung, allen voran Shouter Randy Rampage, um die Granate namens „Criteria For A Black Widow“ zusammenzuzimmern. Dieses Album ließ die Fachpresse sowie Fans gleichermaßen Aufatmen, entsprach es doch genau dem, was man von ANNIHILATOR gewohnt war. Meiner Meinung nach fehlte den Songs dieses Albums jedoch ein klein wenig von der Eingängigkeit, die die alten Klassiker wie „Alice In Hell“, „Fun Palace“ und „I Am In Command“ so unsterblich gemacht hatte.

Nun, 2001 ist es soweit! „Carnival Diablos“ steht in den Läden, das neueste Werk der Zerstörer. Jeff Waters hat wieder einmal das Besetzungskarusell rotieren lassen und unter anderem auch Randy Rampage, aufgrund seiner Alkohoexzesse während der vergangenen Tour, gefeuert. Als neuen Sänger konnte man Joe Comeau, der bis vor kurzem noch bei OVERKILL die Gitarre bediente, gewinnen. Anscheinend liegt ihm das Singen mehr, denn seine Vocals auf „Carnival Diablos“ sind nicht von schlechten Eltern. Bei manchen Passagen dringt er kurzfristig in sehr hohe Regionen vor, wobei man fast glauben könnte, Rob Halford stünde hinter dem Mikro. So zum Beispiel beim Opener „Denied“. Größtenteils dominiert aber der agressivere Gesangsstil. Die ausschließlich von Jeff Waters stammende Musik ist, wie soll es anders sein, feinster Thrash, der durch brilliante Riffs mit hohem Wiedererkennungswert besticht. Der ursprüngliche Stil von ANNIHILATOR ist immer noch zu erkennen, jedoch wurde er modernisiert, was allerdings schon auf „Criteria For A Black Widow“ zu hören war. Die Songs auf „Carnival Diablos“ sind durchgehend Knaller, besonders die ersten 3 Stücke lassen keinerlei Fragen offen. Der darauffolgende Titeltrack kommt dann wesentlich ruhiger daher, ist aber eine absolut gelungene Midtempo-Hymne. Der Song „Shallow Grave“ geht wiederum in eine andere Richtung, klingt er doch sehr nach AC/DC, was durch den Gesang unterstützt wird. Die anderen Nummern sind wieder thrashiger, wobei jedoch „The Rush“ etwas aus der Reihe fällt, da es sich hierbei um ein Rock’n’Roll-lastiges Stück handelt, das aber absolut gelungen ist. Besonders geglückt finde ich auch das Instrumental „Liquid Oval“, welches verdammt an Passagen aus „Never Neverland“ oder „Stonewall“ zurückerinnert. Egal in welcher Besetzung auch immer, Mr. Waters hat wieder mal ein ganz großes Album geschrieben, das sicherlich zu den Highlights des neuen Jahres zählen wird.

Zusammenfassend vermisse ich persönlich jedoch immer noch das Feeling der ersten beiden Scheiben. Das ist das leidige Problem, wenn eine Band an ihren bisherigen Klassikern gemessen wird. Bei jeder anderen Truppe hätte ich für „Carnival Diablos“ ohne zu zögern die Höchstnote vergeben, bei ANNIHILATOR kann ich dies aus meiner Sicht leider nicht tun. Aber ich schätze, spätestens wenn die Jungs live unsere Hallen in Schutt und Asche legen, werden sich wahrscheinlich auch meine Zweifel verflüchtigen.

 


Tracklist „Carnival Diablos“:
1. Denied
2. The Perfect Virus
3. Battered
4. Carnival Diablos
5. Shallow Grave
6. Time Bomb
7. The Rush
8. Insomniac
9. Liquid Oval
10. Epic of War
11. Hunter Killer
Gesamtspielzeit: 53:37


www.annihilator.com

 

REVIEW-VORLAGE [BANDNAME - Albumtitel]
ANNIHILATOR – Carnival Diablos
9
Share on: