Hells Unleashed
(Death Metal)
Label: Century Media
Format: (LP)
Release: 2002
Mit Slogans wie „Die Legende hat sich aus den Tiefen der schwedischen Wäldern erhoben“ (Legacy), „Mit kräftigen Schlägen rudern die Wikinger zurück an die Spitze“ (Hammer) und massenhaft Höchstpunktezahlen lobt die … erm … etwas kommerziell angehauchte Fachpresse das Comebackalbum der Metvernichter in höchsten Tönen – nur ob mann das tatsächlich auch so gutes Gewissens unterschreiben kann?
Sicher, jede Band ist Geschmackssache – dem einen gefällt sie, dem anderen nicht – nur wenn ich an Alben wie „Where no life dwells“ (1991) oder „Shadows in the deep“ (1992) zurückdenke, die ich aufgrund tonnenschwerem, doomig angehauchtem, sägendem Riffing, Johnny’s markantem Bellgesang, treibendem Drumming und schlotternden Basssaiten auch heute noch zu meinen absoluten Lieblingsalben zähle, dann vergeht mir bei „Hell’s unleashed“ aber auch alles. Gut, die Herren werden auch älter und fünf Jahre „Abstinenz“ sind auch ein ziemlicher Einschnitt, aber dass man dennoch ein derart langweiliges, uninspiriertes Album aufnimmt, das aufgrund der regelrecht zusammengeschusterten Passagen (oder nur eine Umsetzung ihres Songtitels „Peace, piece by piece“ – Stück für Stück?!?!) mehr als leicht verdaulich rüber kommt, das hätte ich wirklich nicht erwartet. Nach dem bereits mehr als deutlich schwächelndem Vorgänger „Warrior“ (1997) konnte man sich noch auf das Abflauen der Death Metal Szene hinausreden (was ja auch wirklich eine mehr als schwache „Begründung“ war), aber nun? Nach fünf Jahren Pause und über einem Monat im Studio? Also mal ehrlich, wenn ich als Musiker – beinahe als Ikone der gesamten Death Metal Szene – der Meinung bin, dass ich nun endlich wieder inspiriert genug bin, um gnadenlos gute und aggressive Musik zu komponieren, auf den Markt zu schmeißen und zu promoten, dann sollten zumindest Ansätze in der Richtung vorhanden sein – aber davon ist bei UNLEASHED wirklich nichts der Fall. Mag der gute alte Johnny auch noch so davon überzeugt sein, auf „Hell’s unleashed“ nachträglich keine Note ändern zu wollen, so würde ich zumindest das Arrangement der Noten gewaltig ändern. Zumal auch die – vor allem vom Legacy – hochgelobte, „sauber polierte“ Produktion von Gitarrist Fredrik völlig fürn Arsch ist – da klingt selbst das Debüt um Längen wuchtiger und aggressiver!!! – frage ich mich wirklich, was zur Hölle in den Köpfen des Quartetts vorgegangen ist, dass sie so eine unterdurchschnittliche Platte in die Öffentlichkeit lassen? Und viel mehr noch – was sich alle mit derartigen Reviews denken?
Mit ihrer „symbolisch betitelten“ Platte haben die vier Schweden wirklich den Vogel abgeschossen – wie mein Kollege Michael Paulitsch (www.echoes-online.de) schön treffend bemerkte: „So ein Album nimmt jede Death Metal Nachwuchs-Combo in drei Tagen auf und kriegt es dann zu Recht um die Ohren gehauen!“ Von den 15 veröffentlichten Tracks (Ich hoffe, UNLEASHED haben nicht noch mehr Schrott in der Zwischenzeit aufgenommen und planen eine Veröffentlichung dessen???) befindet sich KEIN EINZIGER wirklich guter Track auf dem Album, ja nicht einmal ein einziger MITTELMÄSSIGER! Selbst die quasi-VENOM-Coverversion „Death Metal“ (die – wenn ich das richtig mitbekommen habe – allerdings nicht wie vorab angekündigt auf dem Album zu finden sein wird, da es rechtliche Probleme gibt) ist mehr als lau – wenn ich da an SLAYER’s Interpretation (unterstützt durch Chris und Rob von MACHINE HEAD) während der „Divine intervention“-Tour 1994 zurück denke, dann sollten UNLEASHED zumindest angesichts dieser schleunigst zurück in das schwedische Wäldchen marschieren, aus dem sie gekommen sind! Pfui deibel!
Wären UNLEASHED nun tatsächlich Newcomer (um Michael Paulitsch‘ Vergleich fortzuführen), so könnte man ihnen wenigstens raten, doch noch mal ein bisschen an den Songs zu feilen und über Songstruktur und -aufbau nachzudenken, bevor man sich in ein Studio begibt – aber bei UNLEASHED setzt man diese Erfahrung eigentlich bereits voraus, oder etwa nicht? An ihrer Stelle würde ich mich gewaltig schämen, auf so einem abgrundtief langweiligen, uninspirierten, zusammengschusterten, lauen Album MEINEN Namen stehen zu haben! „Fly, rave, fly“ – ja fly zurück in den Proberaum und feilt eure Ideen etwas aus – und lasst nächstes Mal vielleicht jemanden an den Produktionssessel heran, der doch etwas mehr Ahnung von einem GUTEN Sound hat, als Fredrik. Und Johnny sollte vielleicht wieder etwas an seiner Stimme arbeiten, in fünf Jahren kann man schon verlernen, wie man seine Stimmbänder zu malträtieren hat, is ja keine Schande, wenn man alt wird…
Tracklist „Hells Unleashed“:
1. Don’t Want to Be Born
2. Hell’s Unleashed
3. Demoneater
4. Fly Raven Fly
5. Mrs. Minister
6. Joy In The Sun
7. Demons Rejoic
8. We’ll Come for You
9. Triggerman
10. Dissection Leftovers
11. Peace, Piece by Piece
12. Burnt Alive
13. Your Head Is Mine
14. Made in Hell
Gesamtspielzeit: 41:10
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