Slaughter In The Vatican
(Thrash Metal)
Label: Roadracer Records
Format: (LP) | (Re-Release)
Release: 1990 | 2002
In den frühen Neunzigern erlebte der Thrash Metal meiner Meinung nach seinen Höhepunkt: Mit SEPULTURA’s „Arise“, KREATOR’s „Coma Of Souls“, PYRACANDA’s „Two side of a coin“, SODOM’s „Agent Orange“, FEAR FACTORY’s „Soul Of A New Machine“ und MEGADETH’s „Rust In Peace“ – um nur einige wenige meiner Favoriten zu nennen (SLAYER fällt Anfang der Neunziger mit „Seasons In The Abyss“ im Vergleich zu „Reign In Blood“ doch etwas ab) – wurden mehr oder weniger zeitgleich zumindest sechs Thrash-Alben veröffentlicht, die zu den absolut besten gezählt werden können.
Völlig untergegangen dabei ist aber die amerikanische Formation EXHORDER, die nach der Bandgründung Mitte der Achtziger und zwei Demos („Get Rude“ 1986 und „Slaughter in the Vatican“ 1988) 1990 einen Vertrag bei Roadracer / Roadrunner unterzeichneten, sämtliche Tracks vom zweiten Demo in einem richtigen Studio nochmals einprügelten und um einen neuen Track verstärkten. Das Ergebnis war ein wildgewordener Bastard, der seinesgleichen auch heute noch sucht: die Vinylveröffentlichung von „Slaughter in the Vatican“, für die heute von Sammlern Unsummen gezahlt wird.
„Slaughter In The Vatican“ – bösartig, fies, unbeugsam, nachtragend, provokant. Für die damaligen Verhältnisse waren die Texte und auch das gezeichnete Cover derart gewaltverherrlichend und anstößig, dass sämtliche Päpste in ihren Gräbern wie die Wilden rotiert haben müssen. In atemberaubendem, halsbrecherischem Tempo, und mit kraftvollen, ungeheuer aggressiven, peitschenden Thrash-Vox wurden acht Hymnen runter geholzt, die ein wahres Thrasher-Herz nur noch höher schlagen liesen – Platz für Melodie und eingängige Rhythmen blieb nur wenig. Fronter Kyle Thomas brachte es damals in einem Interview auf den Punkt: „Eigentlich sind wir nur da um jeden Arschloch auf der Welt zu sagen, dass das System scheiße ist und Gott nie existiert hat!“
Wenn man sich EXHORDER heute anhört, mag es einem vielleicht durch den Kopf schießen: „Hey, scheiße, die klingen wie PANTERA!“ Tatsächlich sollte man sich aber sehr gut überlegen, wer hier nach wem klingt – „Slaughter in the Vatican“ wurde 1990 veröffentlicht, PANTERA’s „Far beyond driven“ 1992. EXHORDER dürften somit – obwohl sie nie die Anerkennung bekommen haben, die ihnen eigentlich gebührt – die Mannen um Phil kräftig in den Arsch getreten haben, sodass sich die Jungs entschlossen haben, statt diesem Countrymist doch ordentlichen Powerthrash zu produzieren.
EXHORDER waren – musikalisch und lyrisch – so nahe am (damaligen) Death Metal, wie man als reine Thrash-Kapelle nur sein kann: ein alles zermalmendes Riffing, tief gebrüllte Vocals in Lichtgeschwindigkeit und tonnenschweres Double-Bass Drumming, ähnlich MACHINE HEAD’s „Burn My Eyes“ oder TESTAMENT’s „The Gathering“.
„Desecrator“ war Anfang der Neunziger der populärste EXHORDER-Song – er wurde auf zahlreichen Compilations verewigt und härtere US-Radiostationen spielten den Song rauf und runter – die Textzeile „FUCK YOUR GOD!!!“ fraß sich richtiggehend in das Gehirn der Metalszene rein und für vor allem die „neuere“ Szene aus New Orleans (der Geburtsstadt EXHORDER’s) – CROWBAR, EYE HATE GOD und ACID BATH – waren die Thrasher sicher einer der Haupteinflüsse, was das langsame, tonnenschwere Riffing anbelangt.
Im Gegensatz dazu stehen Tracks wie „Homicide“ und das obergeniale „Anal lust“ (bei dem es sich nach Kyles Aussagen übrigens „nicht um Schwuchteln dreht, sondern darum, wie geil es ist, ein enges, feuchtes Arschloch einer Tussi durchzuvögeln“), die durch immense Geschwindigkeit beeindrucken – besonders die Vocals gleiten schon langsam in Richtung Jello Biafra ab, behalten aber immer noch den Touch mittlere SLAYER / PANTERA an sich.
40 Minuten, 8 Hammersongs – es wäre zu schön (und anscheinend auch zu einfach, hehe), wenn man sich das Album noch ganz einfach am besten auf CD (und vielleicht auch noch remastered) besorgen könnte – aber leider ist das gute Stück schon längst out-of-print, und kann somit nur mehr durch Glück über Ebay, Flohmärkten oder Plattenbörsen ergattert werden, allerdings muss man schon einiges springen lassen. Ich hatte das Glück, „Slaughter in the Vatican“ für lediglich 30 EUR zu ergattern – und wert ist es jeden verdammten scheiß Cent davon!!!
Tracklist „Slaughter In The Vatican“:
1. Death In Vain
2. Homicide
3. Desecrator
4. Exhorder
5. The Tragic Period
6. Legions Of Death
7. Anal Lust
8. Slaughter In The Vatican
Gesamtspielzeit: –
Band-Links: