Nachdem die vorausgeschickte Single „Falscher Heiland“ einen vielversprechenden Eindruck hinterlassen hatte, halte ich nun endlich das langersehnte neue Werk von SUBWAY TO SALLY in den Händen. Wie schon im Review zu „Falscher Heiland“ angedeutet, bringt „Engelskrieger“ in musikalischer Hinsicht eine Kurskorrektur mit sich. Zwar würde so manches Stück auch bestens zum Songmaterial der letzten Alben „Hochzeit“ (1999) und „Herzblut“ (2001) passen, aber insgesamt ist eine Tendenz zu spärlicher Instrumentierung, kompromissloser Vertonung von negativen Emotionen, und daraus resultierend einer eher melancholisch bis zornigen Grundstimmung unüberhörbar.
Die einst am besten treffende Stiletikette „Folk Metal“ kann für das Songmaterial kaum bis gar nicht mehr angewandt werden, denn die folkloristischen Elemente, die früher als unverzichtbares Trademark der Sallies galten, finden sich auf „Engelskrieger“ wirklich nur mehr vereinzelt wieder. Dennoch sind Tracks wie „Geist des Krieges“ oder „Unsterblich“ eindeutig in Sekundenschnelle als SUBWAY TO SALLY-Stück identifizierbar. Dafür sorgt neben den bandtypischen Riffs natürlich die einwandfreie und absolut eigenständige Gesangsarbeit von Eric Fish, und freilich auch die obligaten Ohrwurmrefrains. Trotzdem ist es unbestreitbar, dass die Jungs auf musikalischer Ebene neue Ufern ansteuern. Balladen mit Gänsehautflair a la „Maria“ wird man auch diesem Album vergeblich suchen, wenngleich man mit „Abendlied“ immerhin ein eher ruhig gehaltenes, trauriges Stück am Start hat, das sich (ähnlich wie „Böser Wolf“ von den TOTEN HOSEN) wohl mit der Thematik Kindesmissbrauch auseinandersetzt. Womit wir bei den Texten angelangt wären: Auch hier haben bemerkenswerte Veränderungen stattgefunden, da man sich von nun an eher mit realen Bedrohungen wie Krieg etc. beschäftigt.
Kein Wunder also, dass die Songs vorwiegend geradezu angepisst und wütend klingen. Leider gänzlich auf der Strecke blieb die einstige Experimentierfreude, welche die Band so auszeichnete, und das Album „Herzblut“ zu einem wahren Juwel werden lies. Dieser Umstand sowie die Tatsache, dass das Werk vorwiegend kraftvolle Rocker a la „2000 Meilen unterm Meer“, die zwar ohne Wenn und Aber Klasse besitzen, aber leider keine mittelalterlich angehauchten Songperlen darstellen, wie man sie von älteren Aufnahmen kennt, die durch löblichen Abwechslungsreichtum bestechen, und eigentlich die Einzigartigkeit dieser Band ausmachten. Daher muss unterm Strich leider konstatiert werden, dass „Engelskrieger“ zwar ein durchaus gelungenes Album darstellt, das aber leider seinen Vorgängern aus beschrieben Gründen nicht ganz das Wasser reichen kann. Deklarierte SUBWAY TO SALLY-Fans sollten sich aber dennoch dieses Werk zulegen.
Tracklist „Engelskrieger“:
1. Geist Des Krieges
2. Falscher Heiland
3. Unsterblich
4. Kleine Schwester
5. Abendlied
6. Narben
7. 2000 Meilen Unterm Meer
8. Knochenschiff
9. Wolfstraum
10. Verloren, Abendlied
Gesamtspielzeit: 45:20