Mike Tirelli hätte wohl keinen größeren Glücksgriff machen können, als für die deutschen Newcomer MESSIAH’S KISS deren Debütalbum „Prayer For The Dying“ einzusingen und es anschließend im Vorgramm zu DORO im deutschen Raum zu promoten – denn seither ist er und somit auch seine Hauptband HOLY MOTHER auch in unseren Gefilden in aller Munde, was bisher – trotz vier hervorragenden Vorgängeralben – noch nicht der Fall war.
Daher kurz zur Einleitung ein kleiner Rückblick über den amerikanischen Kultact: Gegründet 1994 von Fronter Mike Tirelli, Bassist Randy Coven (u.a. MALMSTEEN, STEVE VAI) sowie ex-DIRTY LOOKS Drummer Jim Harris, veröffentlichte man kurz darauf das selbstbetitelte Debütalbum, welches in der Presse mehr als nur gut ankam und dem Trio alle Türen zu öffnen schien. Jedoch – wie so oft der Fall, blieben ständige Line Up-Wechsel nicht aus, und so änderte man nach der Veröffentlichung den Bandnamen in NOT OUR WORLD, unter welchem man das experimentelle „Tabloid Crush“ auf den Markt schmiss. Der gewünschte Erfolg blieb jedoch aus, daher entschloss man sich, es wieder mit dem alten Namen zu versuchen, der ja dank dem hervorragendem Debüt bereits ein Garant für gute Musik darstellte. Und so wurde man auch auf den Nachfolgern „Toxic Rain“ (1998), „Criminal Afterlife“ (1999) und – bereits leicht schwächelnd – auf „My World War“ (2000) dem guten Ruf wieder gerecht, stets mit dabei der obligatorische Covertrack; Wurde auf den Vorgängern unter anderem DIO („Holy Diver“) und JUDAS PRIEST („You’ve Got Another Thing Comin'“) geehrt, so huldigt man diesmal mit „Never Say Die“ einer weiteren Legende, BLACK SABBATH.
Unverständlich also, dass das Trio erst mit dem fünften Studioalbum die Chance bekommt, auch in Europa durchzustarten, mäßig erfreulich hingegen, dass die Qualität verglichen mit den Vorgängern doch etwas nachgelassen hat, zumal man diesmal zusätzlich hochkarätige Verstärkung ins Studio holte: Neben dem Basisgerüst Tirelli (Vocals / Guitars), Coven (Bass) und Gilchriest (Drums), konnte auch Produzent Herman Frank (u.a. VICTORY, MOON’DOC) seine Fingerfertigkeit unter Beweis stellen, durfte er immerhin einige Soli und Bassparts auf „Agoraphobia“ beisteuern, als auch John Macoluso (TNT, MALMSTEEN) für einige Drumparts ins Studio geordert wurde.
Ihrem Stil bleiben die Amerikaner zwar durchwegs treu – ihr etwas eigenwilliger Mix aus amerikanischem und europäischem Metal ist nach wie vor bodenständig, weit ab von jeglichen kommerziellen Strömungen und vor allem spieltechnisch einwandfrei – jedoch einen wirklichen (oder gar durchgehenden) Höhepunkt lässt „Agoraphobia“ leider missen. Ohne Zweifel kann man auch HOLY MOTHERs aktuelles Album zu den besten des Genres zählen, beeindrucken die Amerikaner immerhin auch heute noch mit schierer Power, durchgängiger Rauheit und ungeschliffenen Musikbrocken, welche ein wenig an ARMORED SAINT oder ältere ANVIL erinnern mögen und schon vor allem dank hervorragender Gitarrenarbeit (insbesondere im Solibereich) sowie Tirellis unverwechselbaren, aussagekräftigen Vocals ein wahrer „Hinhörer“ sind. Mit „Never Say Die“ reiht sich eine weitere tadellose Covernummer in die Geschichte des Trios ein, jedoch wenn diese als kompositorisch ausgefeilteste aus dem ganzen Album heraussticht, dann sollte man sich doch etwas Gedanken machen, zumal man bewiesen hat, dass es weitaus besser geht.
Wer noch immer in den Achtzigern hängen geblieben ist, sich US Metal-Fetischist schimpft oder auch die Vorgängeralben einfach nur grandios fand, wird auch an „Agoraphobia“ seinen Gefallen finden, Neueinsteigern würde ich vorerst jedoch eher die Frühwerke empfehlen.
Tracklist „Agoraphobia„:
1. Success
2. Modern Day God
3. Heaven’s Door
4. Agoraphobia
5. Hungry For Exxstacy
6. Society, Anxiety
7. Skitzo
8. Nympho
9. Never Say Die
10. Sheer Erotica
Gesamtspielzeit: 39:39