Instinct
(Hard Rock)
Label: SPV (Steamhammer)
Format: (LP)
Release: 2003
VICTORY zählten in den 80ern und frühen 90ern neben ihren großen Brüdern, den SCORPIONS, nicht nur zu den bekanntesten Aushängeschildern der Hannoveraner Rockszene, sondern auch auf globaler Ebene zu den etabliertesten Hard Rock-Acts deutscher Herkunft. Wieder in Originalbesetzung agierend beenden sie nun die langjährige Schaffenspause mit einem mächtigen Paukenschlag: Obwohl ich mit dem VICTORY-Material der Vergangenheit nicht besonders gut vertraut bin, gestatte ich mir, zu behaupten, dass VICTORY ihren Naturinstinkten folgend, gegenüber ihren bisherigen Releases keine großartigen Weiterentwicklungen musikalischer Natur vollzogen haben.
Stattdessen regiert 11 Songs lang der gute alte Hard Rock, der scheinbar nicht totzukriegen ist, allen musikalischen Modeströmungen zum Trotze weiterhin existiert und nach wie vor von einer kleinen, aber feinen Fangemeinde verehrt wird. Und diese Klientel wird mit „Instinct“ bestens bedient, denn für Fans des melodiösen Hard Rocks, der waschechte Leidenschaft versprüht, stellt das Album wohl einen Pflichterwerb dar. Gediegener, eingängiger, aber keinesfalls verstaubter Hard Rock voller Leidenschaft und mit mächtigen Refrains bzw. schönen Soli stehen am Spielplan, und das sind auch bestimmt jene Tugenden, auf die bekennende VICTORY-Fans schwören, und jene, welche die Band wohl immer ausgezeichnet haben. Während es unter anderem beispielweise beim Opener „Running Sacred“ rifftechnisch teils ziemlich heavy zur Sache geht, schimmern dann und wann auch („Another notch in the bedpost“ bzw. „Victorias Secrets“) unverkennbare AC/DC-Einflüsse durch, was allerdings vor allem bei den Riffs und weniger beim Gesang offensichtlich wird. Für diesen zeigt sich wieder Charlie Huhn verantwortlich, und er macht seine Sache wieder ganz ausgezeichnet und flößt mit seiner Stimme den Kompositionen noch das gewisse Etwas ein. Auch die Produktion erweist sich als den heutigen Anforderungen entsprechend, und man gewinnt keinesfalls den Eindruck, dass diese Platte mit veralteter Produktionstechnik in Szene gesetzt wurde. Obwohl die erwähnte moderne Produktion natürlich zumindest phasenweise den Stücken einen modernen Touch verleiht, dürften aktuelle Trends in der Musikindustrie für die Herren von VICTROY keine wesentliche Rolle spielen. Dennoch beweisen sie im kleinen Rahmen doch etwas Mut zu facettenreichen Arrangements, wenn beispielweise – wie bereits angeführt – für deren Verhältnisse überraschend harte Riffs aufgefahren werden, gegroovt wird bis zum Abwinken („Plastic Hero“), das Spieltempo beträchtlich erhöht wird („Seen the light“) oder auch der Beginn eines Stückes („Enemy“) von der düsteren Grundstimmung her an ältere PARADISE LOST-Aufnahmen erinnert, ohne allerdings in weiterer Folge einen Stilbruch gleichzukommen.
Fazit: Das Comeback von VICTORY darf als geglückt gewertet werden, denn „Instinct“ hat ganz offensichtlich Klasse und wird die Fanschar mit Sicherheit mehr als nur zufrieden stellen, auch wenn derartige Musik wohl immer unterschiedlichste Reaktionen hervorrufen und zu Polarisierungen führen wird.
Tracklist „Instinct“:
1. Running Sacred
2. Plastic Hero
3. Another Notch In The Bedpost
4. Starman
5. Enemy
6. Victorias Secrets
7. Nomads Of The Night
8. Seen The Light
9. Instinct
10. Riding Low
11. Songs For Victory
Gesamtspielzeit: 50:36