The Glorious Burden
(Power Metal)
Label: SPV
Format: (LP)
Release: 2003
„The Glorious Burden“ ist wohl zweifelsohne eines der am meisten erwarteten Alben des neuen Jahres. Die Frage, ob Matt Barlow-Nachfolger Tim „Ripper“ Owens das schwere Erbe seines Vorgängers antreten und ob er die durch den Ausstieg des charismatischen Frontman entstandene Lücke füllen können würde, beschäftigt Fans und Medien seit dem Bekanntwerden der Fusion Schaffer – Owens.
Die vorab veröffentlichte, großteils mit Unplugged-Material ausgestattete MCD „The Reckoning“ (Review hier) sorgte ja bereits für einige Diskussionen, umso gespannter und mit Zweifeln behafteter dürfte also das volle Album erwartet werden.
Nun, ich denke, der erste Schritt, einen sinnvollen Zugang zum Album zu bekommen, ist gleichzeitig der schwierigste. In den letzten Jahren, das heißt in Verbindung mit Hit-Alben wie „Something Wicked This Way Comes“ oder „Horror Show“, wurde die Stimme vom immer mehr über sich selbst hinauswachsenden Fronter Matt Barlow für viele der Fans zu einem noch größeren Identifikationspunkt als das zweifelsohne absolut markante Gitarrenspiel von Songwriter und Bandkopf John Schaffer. Die stimmliche Leistung auf dem letzten Album ließ ihn verdammt nah an Szenegrößen wie Bruce Dickinson, Eric Adams oder Blacky Lawless herankommen. Und genau von dieser gedanklichen Verbindung gilt es sich zu lösen, um am Album Gefallen finden zu können.
Was genau das erschwert, ist selbstverständlich auch die Tatsache, dass Kollege Owens ebenso kein unbeschriebenes Blatt ist und seine Stimme klar mit seinen ehemaligen Brötchengebern verbunden wird.
Nun, wie kommen wir also näher zum Album? Ich gehe dazu eben davon aus, dass es möglich ist, sich das Album völlig erwartungsfrei anzuhören. Wenn ich dann anfange nach dem Intro dem Opener zu lauschen, dann höre ich das, was man von ICED EARTH nach „Horror Show“ erwarten würde. Nachdem es der Vorgänger zu vermeiden wusste, „The Dark Saga“ Teil drei zu werden, so besinnt sich das neue Album ein wenig auf die alte Härte zurück und verbindet genau diese mit den epischen Teilen des letzten Albums. Bei allen Vorbehalten muss ich genau dem umstrittenen neuen Sangesmann attestieren einen echt guten Job abgelegt zu haben. Das einzige Pech, das ihm stets anzuhaften scheint, ist es, immer in die Fußstapfen renommierter Sangesmeister treten zu müssen. Beleibe keine leichte Aufgabe, die aber bravourös gemeistert wurde.
Wenn ihr mich jetzt um Anspieltipps fragt, die euch bei der Entscheidung für oder wider den Kauf hilfreich sein sollen, dann lauscht mal in den „The Reckoning (Don´t Tread On Me)“ hinein, welches euch in der schön harten Albumversion überzeugen sollte, so ihr euch mit „Horror Show“ anfreunden habt können. Wer an ICED EARTH Songs wie „Watching Over Me“ oder „Melancholy (Holy Martyr)“ geliebt hat, sollte mit „Hollow Man”, welches bereits von der MCD bekannt ist, seine Freude haben. Die ersten Töne von „Waterloo“ sollten ebenso reichen, jedem Fan klarzumachen, was auf dem Programm steht.
Nun bleibt mir abschließend nur zu sagen, dass ich das komplette Werk weit positiver sehe, als Kollege Macabre „The Reckoning“ sah. Letztenendes liegt es aber an euch zu entscheiden, ob ihr mit „The Glorious Burden“ und der neuen Kooperation am Metalhimmel Freundschaft schließen könnt oder vielmehr wollt. Lasst euch vorher nur noch mal gesagt sein, dass ihr euch mit einer voreingenommenen Einstellung den Genuss eines echt guten Albums versauen könnt und das wäre doch dumm, oder?!
Wem das noch nicht genügt, die geniale Zusatz-CD „Gettysburg (1863)“ – was Schaffer und Ripper hier in drei Longtracks abliefern, ist unbeschreiblich. Die Geschichte von Gettysburg wird hier musikalisch so brilliant, theatralisch und herzzerreissend aufgearbeitet, dass Gänsehaut vorprogrammiert ist. Dieses zusätzliche Mini-Album alleine verdient die Höchstpunktzahl!
Tracklist „The Glorious Burden“:
1. Star Spangled Banner
2. Declaration Day
3. When The Eagle Cries
4. The Reckoning (Don´t Tread On Me)
5. Greenface
6. Attila
7. Red Baron/blue Max
8. Hollow Man
9. Valley Forge
10. Waterloo
11. When The Eagle Cries (Unplugged)
Tracklist „Gettysburg (1863)“
1. The Devil To Pay
2. Hold At All Costs
3. High Water Mark
Gesamtspielzeit: 48:00+ 31:44