Wer gedacht hat, die alten Power Metal-Haudegen von BRAINSTORM hatten mit „Metus Mortis“ (20001) ihr bestes Album abgeliefert, der hat sich geirrt. Nun hat der Fünfer mit „Liquid Monster“ ein Album herausgebracht, das sich kaum vor den vielen positiven Reaktionen retten kann. Zwei Jahre nach ihrem letzten regulären Album „Soul Temptation“ lassen es die Süddeutschen wieder so richtig krachen. Nach etlichen Line-up-Wechseln sind lediglich noch Gitarrist Torsten „Todde“ Ihlenfeld und Drummer Dieter Bernert die einzig übrig geblieben Gründungsmitglieder. Da wird es jetzt aber höchste Eisenbahn, die elf Songs genauer unter die Lupe zu nehmen und die Frage zu beantworten, ob all der Ruhm wirklich berechtigt ist.
„Worlds Are Comin` Through“ nennt sich der Opener, welcher es tatsächlich faustdick hinter den Ohren hat. Die Gitarren spielen hart, aber rifforientiert und Sänger Andy Francks Leistung (der auch bei SYMPHORCE am Mikro tätig ist) ist auch nicht zu unterschätzen. Sein melodischer hoher Gesangsstil ist ziemlich gut und auch der Refrain kann sich hören lassen. Stück Nummer eins ist also einmal ein Volltreffer! Alle elf Songs hier genau zu analysieren, ist nicht unbedingt mein Stil. Aber ich möchte doch ein paar besondere Songs hervorheben. Da wäre zum Beispiel Stück Nummer drei „All Those Words“, welches vor allem in den Strophen einmal mehr durch Andy Francks nahezu theatralischen Gesang auffällt. Das Schlagzeug treibt den Song unaufhaltbar voran und das Ganze gipfelt in einem gelungenen Refrain, gefolgt von einem klasse Gitarrensolo. Für alle, die es etwas langsamer mögen, befindet sich mit „Heavenly“ eine Midtempo-Nummer. Was atmosphärisch mit akustischen Gitarren wie eine handfeste Ballade beginnt, entwickelt sich gegen Mitte des Stückes zu einem rockigen Midtempo-Song. Doch schon das darauf folgende Lied „Painside“ ist wieder eine Uptempo-Nummer, die durch die gute Gitarrenarbeit und den Gesang, geschmückt mit Chören, auf sich aufmerksam macht. Mit „Burns My Soul“ haben die Deutschen einen sehr abwechslungsreichen Song am Start. Nach kurzer ruhiger Bass-Einleitung beginnt das geniale Gitarrenriff. Nach Mitte des Stückes unterbricht den harten Sound ein beruhigender langsamer experimenteller Teil – wirklich gelungen.
Doch leider gibt es nicht nur Hits auf dieser CD. Jeder Künstler hat mal schwächere Momente, die hier zum Beispiel in Form von dem etwas langweiligen „Inside The Monster“ zelebriert wird, obwohl auch dies kein Totalausfall ist. Man muss hier auf jeden Fall wieder die exzellenten Gitarrensoli unterstreichen. Eine absolute Abrissbirne hingegen ist das ultra schnelle „Even Higher“, welches die Band in Speed Metal-Gefilde führt. Das härteste Stück des Albums, das sich wirklich hören lassen kann und nicht gleich nach dem dritten Durchlauf an Wirkung verliert.
Im Großen und Ganzen ist „Liquid Monster“ sicher die mit Abstand beste BRAINSTORM-Scheibe. Bin neugierig, ob sich die Power Metaller beim nächsten Album noch mal steigern können. Die Messlatte haben sie sich selbst verdammt hoch gelegt.
Tracklist „Liquid Monster“:
1. World`s Are Coming Through
2. Inside The Monster
3. All Those Worlds
4. Lifeline
5. Invisible Enemy
6. Heavenly
7. Painside
8. Despair To Drown
9. Mask Of Life
10. Even Higher
11. Burns My Soul
Gesamtspielzeit: 51:21