CATHEDRAL - The Garden Of Unearthly Delights
CATHEDRAL
Forest Of Equilibrium
(Doom)

 


Label: Nuclear Blast
Format: (LP)

Release: 2005


Jedes Musikgenre hat ihre Urgesteine, Wegbereiter, Unikate und Heroen. So stehen SLAYER für Thrash der Extraklasse, gelten MORBID ANGEL als unumstrittene Death Metal-Monster, müssen DARKTHRONE unweigerlich zu den Mitbegründern der norwegischen Black Metal-Szene gezählt werden und ebenso unumstößlich ist der Name CATHEDRAL mit Doom Metal verbunden. Doch auf diese Schublade lassen sich die Engländer ja schon seit einigen Jahren nicht mehr einengen. Lee Dorian und seine Mitstreiter haben sich ja, wie hinlänglich bekannt sein dürfte, aus der totalen Lethargie erhoben und sind immer mehr in rockige Gefilde abgeglitten. Mit „The Garden Of Unearthly Delights“ wird diesem Trend jedoch kein Ende gesetzt, sondern er erlebt vielmehr einen neuen Höhepunkt im Schaffen der Band.

Schon die beiden ersten Tracks nach dem eher noisig gehaltenen Intro können vollauf überzeugen. Eins wird aber auch schon hier klar: Kein Song ist von Anfang bis Ende demselben Stil verschrieben, oder orientiert sich gar nach einem schlüssigen Konzept. So treffen Stoner Rock auf Doom Parts, Heavy Gitarrenriffs duellieren sich mit 70er Jahre Klängen und über allem thront der markante Gesang von Großmeister Lee. Auch das gesprochene Todesurteil zu Beginn von „North Berwick Witch Trials“ gibt einen kurzen Einblick in die wirre Welt dieser Scheibe. Daneben gibt es jedoch auch eine relativ geradlinige Ausrichtung, griffige und somit eingängige Riffs und die beinahe tanzbaren Rhythmen, die den Song zu einem der Höhepunkte der CD werden lassen. Die an MORGOTH („Isolated“) erinnernden Gitarren im folgenden Stück beweisen, dass sich die musikalischen Ausflüge nicht rein auf die 60er und 70er Jahre beschränken, und so nebenbei wird gegen Mitte des Liedes ein kurzer Abstecher in die Jazz/Blues-Ecke gemacht. Doch auch ein wunderbares Instrumentalstück („Fields Of Zagara“) hat es geschafft auf CD gebrannt zu werden. Die ruhigen getragenen Akustikklänge werden durch heftiges Schlachtgetümmel im Hintergrund untermalt und stellen erneut die Flexibilität der Band zur Schau. Ziemlich gitarrenorientiert und flott geht es dann auch weiter im Text. Zuerst wird so richtig deftig abgerockt, bis sich im langen Instrumentalteil in der Mitte des Songs Parallelen zu THE DOORS auftun, um anschließend wieder in rockige Gefilde überzugehen. Mit „Beneath A Funeral Sun“ stellen die Engländer erstmals alles so richtig auf den Kopf. Der BLACK SABBATH-Touch ist nun nicht mehr von der Hand zu weisen und zudem werden die Jungs von einem Kinderchor unterstützt, der irgendwie so gar nicht dazupassen will, aber andererseits doch wieder perfekt mit der Musik von CATHEDRAL harmoniert. Den Vogel schießt jedoch das beinahe 27-minütige Epos „The Garden“ ab. Nach dem atmosphärischen Intro wird man von akustischen Gitarren und einer lieblichen Frauenstimme willkommen geheißen und wiegt sich in Sicherheit. Doch dieser Zustand währt nur für kurze Zeit. Was jetzt auf einen zukommt ist mit Worten kaum zu beschreiben. Reinrassige Doomparts, psychedelische Abschnitte, 70er Jahre Einflüsse, Folktöne, rockige Sequenzen, massig Tempowechsel und grandiose stimmliche Wechsel befördern den Song in den Olymp der abgedrehten Tracks. Der Rausschmeißer fristet als Hidden-Track sein Dasein, den man aber auch getrost in den Schubladen archivieren hätte können.

Wer die Abwechslung liebt und dem Schaffen der Band in den letzten Jahren etwas abgewinnen konnte, kann bedenkenlos zugreifen. Wer erwartet, dass „The Garden Of Unearthly Delights“ ein leicht zu konsumierendes Album ist, sollte lieber zwei Mal überlegen, ob er sich auf dieses Experiment einlassen soll. Ein wenig durchgeknallt sollte man nämlich schon sein, wenn man den Garten von CATHEDRAL betritt.

 

 


Tracklist „The Garden Of Unearthly Delights“:
1. Dearth Ad 2005
2. Tree Of Life & Death
3. North Berwick Witch Trials
4. Upon Azrael’s Wings
5. Corpsecycle
6. Fields Of Zagara
7. Oro The Manslayer
8. Beneath A Funeral Sun
9. The Garden
10. Proga-europa
Gesamtspielzeit: 70:51

 


 www.cathedralcoven.com

 

CATHEDRAL - The Garden Of Unearthly Delights
CATHEDRAL – The Garden Of Unearthly Delights
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