Viele Bands haben sich im Laufe ihrer Geschichte gewandelt. Zumeist ist es aber so, dass sie erst nach einigen Scheiben ihren Stil „modifizierten“. Nachdem sie sich jahrelang einem Genre verschrieben hatten, kam der Bruch. Beispiele gibt es dafür genug. SENTENCED war zu Beginn der Karriere stetig im Fortschritt. Es schien, als ob die Finnen die ersten drei Scheiben auf der Suche nach ihrem Ding waren. Waren „Shadows Of The Past“ und „North From Here“ noch von Death Metal-Einflüssen geprägt, ging es auf „Amok” schon anders zur Sache.
Mit diesem Album nahm Sänger Taneli Jarva sein Hut. Er verließ sich auf „Amok“ auf sein mittlerweile durchgängig rau-klares Organ. Das tat dieser Band in ihrer Entwicklung gut. Jarva stellt unter Beweis, wie variabel er singen kann. Das setzte dem musikalischen Grundgerüst einen weiterhin düsteren Stempel auf, ohne ins Mikro grölen zu müssen. Bezogen auf die folgenden fünf Alben muss man den Finnen eines attestieren: Solche Gitarrenleistung wie damals haben sie später nicht mehr hinbekommen. Die Musik auf „Amok“ war zwar roh ohnesgleichen. Hatte aber genau dadurch ihren Charme. Sami Lopakka als der Gitarrekopf hinter der Truppe klügelte die Riffs exzellent aus, von den Soli ganz zu schweigen. Das Ganze mit einer irrsinns Spielfreude. SENTENCED setzte damals komplett auf die traditionellen Elemente des Metals, ohne Schnickschnack. Mit Ausnahme rarer weiblicher „Zwischenrufe“.
„Nepenthe“ hatte sich als eines der Glanzstücke des Albums erwiesen, ähnlich dem späteren Leitmotiv der Musiker, „drink to forget“. Das Lied war bis zuletzt fester Bestandteil in den Live-Shows – auch wenn Jarva-Nachfolger Ville Laihiala durch sein sinistres Organ dem Song einen anderen Stempel aufdrückte. Von daher gut, dass beim Abschiedskonzert in Oulu Jarva nochmal für einige alte Stücke die Bühne erklomm (siehe Live-Review).
Mit „Amok“ nahm SENTENCED Abschied vom rohen, ungeordneten Metal. Zwar war Nachfolge-Album „Down“ ebenfalls noch keine produktionstechnische Meisterleistung, doch das Songwriting veränderte sich. Der Schnitt kam…
Tracklist „Amok“:
1. The War Ain’t Over
2. Phoenix
3. New Age Messiah
4. Forever Lost
5. Funeral Spring
6. Nepenthe
7. Dance On The Grave
8. Moon Magick
9. The Golden Stream Of Lapland
Gesamtspielzeit: 43:20
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