16 Jahre sind ins Land gezogen. Vor Erscheinen ihrer achten Scheibe geben SENTENCED ihre baldige Auflösung bekannt. Die Buschtrommeln verkündeten es schon nach „The Cold White Light“. Interne Querelen, so die Gerüchte, sollen zu diesem Schritt beigetragen haben, fortan getrennte Wege zu gehen. Sang- und klanglos wollten sich die Finnen aber nicht verabschieden. „The Funeral Album“ ist der bezeichnende Titel dafür, dass sie sich selbst zu Grabe tragen. Das Werk ist eine gekonnte Fortführung des Vorgängers, kann es aber nicht übertreffen.
Zwei Jahre lang hatten die fünf Musiker darüber nachgedacht, ob sie wirklich einen Schlussstrich ziehen sollten. „Der Entschluss ist wirklich fundiert“, sagte Sami Lopakka in einem Interview. Nichts daran zu rütteln. Eine Reunion soll es nie geben, betonte die Band, nicht wie bei anderen. Was die Finnen sagen, das halten sie ein. Sie sind in jeglicher Hinsicht Perfektionisten, alles durchdacht. Wie auch „The Funeral Album“. Das ist getragen von Abschied, verkündet die Botschaft bis in die letzte Zeile, bis in die letzte Harmonie. In 13 Liedern lassen die Akteure ihre Schaffenszeit Revue passieren. Hinterfragen selbst ihr Tun der vergangenen 16 Jahre. Nicht alles war gut, nicht alles war schlecht. Aber: es geht weiter.
Ihr letztes Album hebt sich von der Entwicklung her nicht von „The Cold White Light“ ab, ist aber ein nahtloser Übergang. Wobei die Grundstimmung tieftraurig ist. Das kommt vor allem in „We Are But Falling Leaves“ und „Her Last 5 Minutes“ zum Ausdruck. SENTENCED sind ruhiger geworden, harmoniebedürftiger als noch zu Beginn ihrer Karriere. Das Endstadium der mit „Frozen“ eingeschlagenen Tendenz. Auch in den härteren Stücken setzen die Finnen auf die melodische Eingängigkeit.
Der Opener „May Today Become The Day“ kommt im Gewand IRON MAIDENs daher, quasi als Ode. War doch „The Trooper“ der großen englischen Meister ein gern von SENTENCED gespieltes Stück auf Festivals. Nochmal richtig auf die Pauke hauen sie im Instrumental „Where Waters Fall Frozen“ und erinnern aufgrund der Brachialität an die alten Zeiten. Der Höhepunkt aber ist „Vengeance Is Mine“. Schon fast als Heavyrock-Kracher mischt sich ein Kinderchor in den Refrain und beschwört die Apokalypse herauf. Ville setzt seinem rauen Akzent keine Grenzen und verleiht dem Song eine ungeahnte Brutalität. Die finale Stimmung erreicht ihren Höhepunkt in „End Of The Road“, dem Siegel des Albums. Vorgeschaltet ein Akustik-Intro. Ville hinterfragt das Geschehene, übergibt an den Kinderchor, der das Ende der Band einläutet. Lopakka und Tenkula beenden es mit einem sechssaitigen Feuerwerk. Insgesamt gesehen ist „The Funeral Album“ um einiges rockiger als all die vorherigen Scheiben, aber ganz klar mit dem Stempel SENTENCED drauf.
Somit haben die fünf Finnen ihr Kapitel SENTENCED abgeschlossen. Auf Tour gingen sie mit dem letzten Album nicht, spielten nur auf einigen Festivals. Grandios waren das Abschlusskonzert in ihrer Heimatstadt Oulu (Earshot war dabei, siehe Review). Die Bandmitglieder gehen nun ihre getrennten Wege. Ville Laihiala engagiert sich bei POISON BLACK, will zukünftig wohl auch am Mikro stehen. Bassist Sami Kukkohovi hat eine Truppe mit Namen SOLUTION 13. Der Rest lässt sich laut Gitarrist Sami Lopakka erstmal Zeit. Dem Metal ist mit SENTENCED eine einschneidende Band verloren gegangen, die einen ganz eigenen Stil der Musik vertrat und bei ihren Prinzipien blieb. Etliche Fans vergießen für diese fünf Finnen nicht nur eine Träne.
Tracklist „The Funeral Album“:
1. May Today Become The Day
2. Ever-frost
3. We Are But Falling Leaves
4. Her Last 5 Minutes
5. Where Waters Fall Frozen
6. Despair-ridden Hearts
7. Vengeance Is Mine
8. A Long Way To Nowhere
9. Consider Us Dead
10. Lower The Flags
11. Drain Me
12. Karu
13. End Of The Road
Gesamtspielzeit: 49:55
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