…die Kurskorrektur bei SENTENCED kam, auf der Suche nach einer beständigen Musikrichtung. Taneli Jarva sagte der Band Goodbye. Sami Lopakka und Co. standen vor der Frage, wer in Zukunft hinter dem Mikro stehen sollte. Die Suche begann. Etliche potenzielle Nachfolger Tanelis klopften zum Vorsingen an. Unter anderem ein groß gewachsener Typ, schwarzes Haar, charismatisch. Er gab eine Kostprobe seines Könnens. Die Instrumentalisten wollten sich bei ihm melden, Ville Laihiala hatte aber mit keiner Zusage gerechnet. In der Tat hatten Lopakka, Ranta und Tenkula Mühe in der Vorstellung, dass ein Sänger in Latzhose, so kam Laihiala zum Vorsingen, später einmal den Part des Vocalisten SENTENCEDs mimen sollte. Dennoch: Der Hüne war engagiert.
1996 war das Jahr des „Amok“-Nachfolgers, „Down“ erschien. Die Band bestand weiterhin aus vier Mitgliedern. Den Bass bediente Miika Tenkula, später stieß bekanntlich Sami Kukkohovi zur Gruppe. Taneli Jarva war zwar ausgestiegen, steuerte aber das Cover zur Scheibe bei. Ville Laihiala begann seine Karriere bei SENTENCED. Der düstere Finnen-Gothic-Metal, wie wir es mal bezeichnen wollen, setzte sich fest. Zentrales textliches Thema blieben bis zur Auflösung vordergründig die Facetten des Selbstmords. Weshalb auch immer. Daran ließ sich aber auch die Musik der Finnen messen. „Down“ war um einiges getragener als noch „Amok“. Die Versiertheit und Spielfreude an den Gitarren war noch da, mit Blick auf die handwerklichen Fähigkeiten Sami Lopakkas und Miika Tenkula auch keine Diskussion. SENTENCED begann aber, eine unverwechselbare melancholische Grundstimmung in ihren Alben aufzubauen, die sich wie ein roter Faden durch die kommenden Silberlinge zog. Die jeweils folgenden Lieder schienen aufeinander abgestimmt. Auf „Down“ vielleicht erst noch ansatzweise merkbar.
Dass SENTENCED sich im Songwriting zu Gunsten der sinistren Stimmung zurücknahm, mag zwei Gründe gehabt haben. Nicht nur der Einfluss des neuen Sängers Ville Laihiala. Die Stücke mussten in ihrem Aufbau an sein Organ angepasst werden. Er stand zwar Taneli Jarva an Leistung in Nichts nach, im Gegenteil. Bezüglich seines Vorgängers war der neue Vocalartist zwar in der ähnlichen Oktavengegend angesiedelt und genauso roh. Doch klang Laihiala nicht so aggressiv wie Jarva. Wollte er auch nicht. Deshalb waren die ganz alten Stücke vor allem der ersten zwei Scheiben live kein Thema. Laihiala betonte in einem Interview, dass er sich die Stimme ramponiert hätte. Growls waren nicht sein Ding.
Dennoch überragte Laihiala einen Großteil seiner Sängerkollegen im Metal. Sein großer Vorzug war, dem musikalischen Grundgerüst die letztendliche Melodie und Harmonie zu verleihen. Interessant auf „Down“ war, dass sich SENTENCED Verstärkung für drei Lieder holte. Für die Growls in „Bleed“, „Keep My Grave Open“ und „Warrior Of Life“ engagierte die Truppe keinen Geringeren als Vorph, den Kopf SAMAELs. Das gab der Scheibe doch noch eine dezente Brise der alten Zeit, als es härter zuging. Der Unterschied war aber: „Down“ zeigte sich vor allem in den Refrains von der romantischeren Seite, was etwa in „Sun Won’t Shine“ und „I’ll Throw The First Rock“ zum Vorschein kam. Schon der Opener „Noose“ gab diese Richtung im Ansatz vor. Die Finnen schlugen eine andere Richtung ein, konnten alte Fans halten und viele neue hinzugewinnen. Reifer präsentierte sich SENTENCED auf „Frozen“, dem Folgealbum.
Tracklist „Down“:
1. Intro – The Gate
2. Noose
3. Shadowgron
4. Bleed
5. Keep My Grave Open
6. Crumbling Down (Give Up Hope)
7. Sun Won’t Shine
8. Ode To The End
9. 0132
10. Warrior Of Life
11. I’ll Throw The First Rock
Gesamtspielzeit: 41:30
Band-Links: