Was hab ich geschrieben und gewettert und versucht, diesen IMPELLITTERI der Lächerlichkeit preis zu geben und alles nur wegen Song Nummer 8, „Punk“. Einerseits das an die Glanzzeiten des Heavy Metals erinnernde aber etwas billig gemachte Cover, andererseits aber Klamotten, die vielleicht vor ein paar Jahren trendy waren, heute aber nicht einmal mehr als Trendanbiederung sondern nur noch mehr als Peinlichkeit durchgehen und dann eben noch „Punk“, eine Nummer mit Zirkusorgeln, vor denen sogar die INSANE CLOWN POSSE zurückgeschreckt wäre und einem Rapgesang, wie ihn KID ROCK nicht schlimmer verbrechen hätte können. Und dann les’ ich den Text und mir wird erst da klar, der Mann meint das gar nicht ernst, im Gegenteil, er wollte nur sein Feindbild Nu Metal noch einmal durch den Fleischwolf drehen. Blöd auch von mir, aber man weiß ja nie (siehe die ganzen L.A.-Rocker oder auch MICHAEL SCHENKER, der in den letzten Jahren mehr bei H&M beim Sonderabverkauf der letzten Saison war als bei seinen Flying Vs) und außerdem sind sie ja wirklich alle scheiße angezogen, wie sie uns da aus dem Booklet anglotzen, der Chris Impellitteri und Co.
Na gut, Stein vom Herzen gefallen und altes Review gelöscht, können wir uns endlich den neuen Songs von „Pedal To The Metal“ widmen und „Punk“ sowie Styling außen vor lassen. IMPELLITTERI anno 2005 klingt erstaunlich modern ohne jedoch vom traditionellen Metalweg abzuweichen. Der Gitarrensound ist zwar noch immer einer Strat entlockt, aber wesentlich fetter, weil tiefergestimmt und wohl auch moderner verstärkt als zum Beispiel bei YNGWIE MALMSTEEN, der von seinen Antik-Marshalls wohl nie Abstand nehmen wird. Auch die Kompositionen sind traditionell, doch hin und wieder wird unter eine Gitarren- oder Keyboardlinie, die auch aus 1987 stammen könnte, ein Rhythmus gelegt, der an SOILWORK oder so manche Metalcore-Band erinnert und bei „Crushing Daze“ wird sogar bei SLIPKNOT geklaut. Allerdings geht diese Verschmelzung keineswegs holprig vor sich, SYMPHONY X seien hier einmal als Referenz für eine ähnlich elegante Verbindung von althergebrachter Melodik und modernem Riffing angegeben. Auch gesanglich hat sich einiges getan im Hause des Virtuosen IMPELLITTERI. Mit Curtis Skelton haben wir es hier mit einem Sänger zu tun, der wiederum an SYMPHONY X erinnert (zumindest in seinen besten Momenten), neben dem gestandenen Heavy Metal-Tenor aber auch noch zur musikalischen Mixtur passende Growls, Shouts und sonstige nicht unter „Singen“ fallende vokale Äusserungen drauf hat.
Die Songs an sich glänzen durch eingängige aber nicht vor Klischee triefende Melodien und sollten daher auf Gefallen stoßen. Angenehm fällt auch auf, dass das Album zu keinem Moment (außer eben die Rap/NuMetal-Persiflage „Punk“) vom Qualitätslevel abfällt. Die Songs gegen Ende besitzen also genauso Ohrwurmpotential wie der Opener „The Iceman Cometh“ oder der Midtempostampfer „Hurricane“.
Zu guter letzt bleibt die Frage, ob man sich dieses Album auch ohne Abschluss am Berkley College Of Music anhören kann und die kann getrost mit „Ja“ beantwortet werden. Klar zeigt Chris Impellitteri gerne wo der Hammer bei diversen Spieltechniken hängt, dies geschieht aber nie auf ähnlich aufdringliche Weise wie bei gewissen anderen Kollegen der Gitarre spielenden Zunft, die unter eigenem Namen firmieren. „Pedal To The Metal“ ist also ein Band- und kein Solo-Album.
Was nach Klären des kleinen „Punk“-Missverständnisses und der Zufriedenheit über dieses Power Metal-Album jedoch bleibt, ist die Frage, warum das Cover wie das eines Demos einer Dritte Liga Hairspray Metal Band aussieht und die vier Burschen, die das alles fabriziert haben, genauso aussehen, wie die Leute, denen sie Parole bieten wollen und natürlich, ob das Ganze mit der Rap-Verarsche nicht ein bisschen kindisch ist. Aber hier gilt wohl nicht hinschauen, sich auf das wesentliche konzentrieren und nur hinhören. Also quasi Augen zu und durch…
Tracklist „Pedal To The Metal“:
1. The Iceman Cometh
2. The Kingdom Of Titus (Tribute)
3. Dance With The Devil
4. Hurricane
5. Crushing Daze
6. Destruction
7. Judgement Day
8. Punk
9. Propaganda Mind
10. The Writing´s On The Wall
Gesamtspielzeit: 36:40
Band-Links: