Jetzt habe ich mich doch kürzlich an dieser Stelle fürchterlich über die Diskrepanz zwischen der angekündigten Mörder-DVD aus dem Hause MACHINE HEAD und deren letztendlich absolut durchschnittlicher Qualität aufgeregt. Ebenso habe ich nach Beispielen für amtliche DVDs, die den Titel fettes Teil (um mal sprachlich ein wenig Richtung Norden zu schielen und mich dem Idiom des Herrn Engelaufschlitzers anzupassen) mit Fug und Recht verdienen, gesucht. „Lords Of Depravity Pt. I“ ist jedenfalls ein heißer Kandidat dafür.
Was mir in diesem Zusammenhang besonders amüsant erscheint, ist folgende Tatsache: Rob Flynn und Konsorten kündigen die Überdrüber-DVD an und bringen genau den Mitschnitt eines Gigs und ein lahmes Interview. Tom Angelripper erzählt, dass die DVD schon 2001 geplant war und das Label einfach den Wacken-Gig mitschneiden wollte und dazu ein Interview mit der Band packen wollte, was dem Meister jedoch viel zu wenig und als Fanverarsche erschien – man müsse das Medium zur Gänze ausnützen. Das lob ich mir!
Auf zwei DVDs mit einer Spielzeit von über fünf (!!!) Stunden bekommt ihr kurzgefasst eine umfassende Doku, Live-Aufnahmen aus Sofia, vom WFF 2003 und WOA 2001, Backstageaufnahmen und ein paar Videoclips. Wie der Titel verheißt, ist die DVD noch dazu erst Teil eins von zweien. Was das im Klartext bedeutet, ist keine x-fache Ausschlachtung des stets gleichen wie es MANOWAR gerne tun, sondern in erster Linie die Fortsetzung der Dokumentation, die sich auf Teil eins der Zeit von den Anfängen der Band bis 1995 widmet.
Wenn ich das Wort Doku hier verwende, meine ich eine chronologische Aufrollung der Bandgeschichte von der Idee, eine Band zu gründen bis zu den ersten großen Erfolgen. Dazu wurden zig Stunden Videomaterial gesichtet und Interviews mit sämtlichen auffindbaren ehemaligen Bandmitgliedern geführt, die die gemeinsame Geschichte sehr interessant beleuchten. Das geschieht vor allem nicht immer unkritisch, was auch einige Entwicklungen erklärt. Zu Wort kommen neben Tom Angelripper selbst unter anderen Chris Witchhunter, Atomic Steif, Andy Deris und Frank Blackfire.
Die Live-Aufnahmen dokumentieren die Live-Qualitäten der Deutschen so wie man sie kennt und kommen dabei ohne Schickschnack wie Bildentfremdung (oder sollte ich sagen optische Effekte) aus und bieten dafür ein umfangreiches Songprogramm in guter Qualität. Für meinen Geschmack ist auf einem Livedokument jedenfalls ein Mitschnitt mit mehr Songs und gutem Sound mehr Wert, als wenige Songs, denen ein sprichwörtliches buntes Mascherl in Form von lustigen Flash-Animationen und ähnlichem umgebunden wurde.
Alles in allem kommt unter dem Strich folgendes heraus: es gibt für DVDs ja normaler Weise keine Punktewertung, in diesem Fall müsste ich jedoch eine Wertung nahe der Höchstnote vergeben.
Tracklist „Lords Of Depravity Pt. I“:
1. Dvd 1: Historical Depravity
2. Dvd 2: Live Depravity – Intro
3. Among The Weirdcong (Mixclip)
4. Vice Of Killing (Sofia)
5. Outbreak Of Evil (Sofia)
6. Masquerade In Blood (Sofia)
7. On Tour Worldwide
8. The Saw Is The Law (Mixclip)
9. Remember The Fallen (WFF)
10. Die Stumme Ursel (WFF)
11. M (rockhard)
12. Press Worldwide
13. Napalm In The Morning (Mixclip)
14. Nuclear Winter (Sofia)
15. Tombstone (Sofia)
16. Sodomized (Sofia)
17. Eat Me (Sofia)
18. Sodom Worldwide
19. Code Red Incl. Intro (Wacken)
20. Aber Bitte Mit Sahne (Wacken)
21. Wachturm (Wacken)
22. Agent Orange (Wacken)
23. Fans Worldwide
24. Sodomy And Lust (Sofia)
25. Witching Metal (Sofia)
26. Backstage (Sofia)
27. Ausgebombt (Sofia)
28. Ace Of Spades (Sofia)
29. Backstage (Sofia)
30. Stalinhagel (Mixclip)
31. Outro
Gesamtspielzeit: 300:00
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