War’s das nun, oder kommt da noch was, oder wie oder was jetzt? Der Albumtitel wird manchen Fans sicher einiges Kopfzerbrechen bereitet haben, doch nach einem derart überraschend starken Album wie „In Requiem“ wird man es im Hause PARADISE LOST ja wohl nicht allen Ernstes in Erwägung ziehen, diesen Silberling als Totenmesse für die Band herzunehmen. Vielmehr harmoniert der Titel ideal mit den düsteren Gothic/Metal-Tracks, welche die Engländer wohl mit einem Blick zurück auf die Glanztage von Hammeralben wie „Icon“ oder „Draconian Times“ komponiert haben.
Und irgendwie fühlt man sich stellenweise auch in diese Zeit zurückversetzt, da Nick Holmes und seine Mannen deutlich den metallischen Anteil nach oben geschraubt, und den Fans früherer Tage somit sicher einen großen Gefallen getan haben. Die Leadgitarre darf sich endlich wieder nach Herzenslust in den Vordergrund spielen und sorgt sogleich für einerseits schwermütige und triste Passagen, während andererseits genug Platz bleibt, um eingängige Melodien in die Lieder zu integrieren, die nach wenigen Durchläufen gut im Ohr hängen bleiben. Die kräftige Portion Dramaturgie in den Songs hat PARADISE LOST seinerzeit ja zu den Vorreitern im Gothic Metal wachsen lassen und diese, in den letzten Jahren immer mehr und mehr verloren gegangene Tugend ist es auch, die, neu entdeckt, dem aktuellen Album „frischen“ Wind einhaucht. Man darf nun wieder eintauchen in eine optimal produzierte Klangwelt umhüllt von Schwermut und Hoffnungslosigkeit, wobei man gebannt dem nächsten Kapitel entgegenfiebert.
Für mich steht „In Requiem“ mit Sicherheit nicht auf einer Stufe mit meinem All-Time-Favorite „Icon“ und hätte unter anderen Umständen (wenn es die eher „schwachen“ Alben der letzten Jahre nicht gäbe) wahrscheinlich auch nur 5,5 Punkte von mir erhalten, doch möchte ich an dieser Stelle den „Schritt in die richtige Richtung“ (Fans der letzten Alben werden mir hoffentlich verzeihen) ebenfalls ein wenig honorieren. Mit der Band kann somit wieder gerechnet werden und ich blicke jetzt schon freudestrahlend und erwartungsvoll auf den nächsten Coup der Engländer.
Tracklist „In Requiem“:
1. Never For The Damned
2. Ash & Debris
3. The Enemy
4. Praise Lamented Shade
5. Requiem
6. Unreachable
7. Prelude To Descent
8. Fallen Children
9. Beneath Black Skies
10. Sedative Gods
11. Your Own Reality
Gesamtspielzeit: 45:08