„Memorial Roots“ nennt sich das neue und mittlerweile achte Album der Ausnahme- Power Metaller BRAINSTORM, die trotz hoher Qualität mit ihrem letzten Werk „Downburst“ etwas zu polarisieren neigten. Die sympathischen Männer um Fronter Andy B. Franck werfen Ballast ab, um wieder den alten Tagen zu huldigen und die Feinde der letzten Scheibe wieder zu besänftigen, doch leider ist „Memorial Roots“ ein recht zweischneidiges Schwert.
Gleich das schleppende „Forsake What I Believe“ ist mit seinen fast 7 Minuten, inklusive 1-minütigem, entbehrlichen Intro, etwas unglücklich als Opener gewählt. Dennoch ist der Track mit sämtlichen BRAINSTORM Trademarks bestückt und kann durch ein abwechslungsreiches Songwriting nach einigen Durchläufen doch noch gefallen. „Shiver“ geht im Anschluss dann lockerer vom Griffbrett und kann durchaus als Single mit Hitpotential durchgehen. „Conjunction of 7 Planets“ huldigt niemand geringerem als IRON MAIDEN und stellt den ersten großen Epos der Platte dar. Wo wir gerade bei Vorbildern sind – das Anfangsriff von „Cross The Line“ könnte wahrhaftig Jeff Waters´ (ANNIHILATOR) Kopf bzw. Fingern entsprungen sein. Ein feiner, fetziger Song. Ab hier wird es aber wieder etwas durschnittlich, denn erst „Ahimsa“ überzeugt durch schöne Atmosphäre und die starke Gesangsleistung von Andy, die die große Konstante auf dem Album darstellt. Danach kämpft „The Final Stages Of Decay“ mit „The Conjunction of 7 Planets“ um den epischen Thron des Heavy Metal und entscheidet diesen, dank starkem Riffing und einer Spur Dramatik knapp für sich. Was mir bisher fehlt, sind die schnellen Momente in Verbindung mit gefühlvollen Melodien, die zum Beispiel „Liquid Monster“ so auszeichneten. Generell ist die Scheibe etwas zu träge ausgefallen. Mit „Would You“ wird „Memorial Roots“ BRAINSTORM-gerecht abgeschlossen, doch bleibt irgendwie ein fader Geschmack haften, denn zwischen den starken Songs verkommen manche zu Lückenfüllern, die auch nach mehreren Durchläufen nicht zünden wollen.
Tja, was soll ich noch sagen. BRAINSTORM sind sich treu geblieben, aber als Rückschritt zu den Anfangstagen würde ich dieses Album nicht sehen, dazu sind dann doch zu viele Neuerungen im Sound. „Memorial Roots“ ist sicher kein schlechtes Album – keinesfalls, doch werden sich sicher die Geister daran scheiden und bleibt hinter den hohen Erwartungen schon ein Stück zurück.
Tracklist „Memorial Roots“:
1. Forsake What I Believe
2. Shiver
3. The Conjunction Of 7 Planets
4. Cross The Line
5. Nailed Down Dreams
6. Blood Still Stains
7. Ahimsa
8. The Final Stages Of Decay
9. Victim
10. When No One Cares
11. Would You
Gesamtspielzeit: 54:44