The Hymn Of A Broken Man
(NWOAHM)
Label: Nuclear Blast
Format: (LP)
Release: 18.01.2011
Until the end of days.
Reach to the skies, deliverance,
Until the end of days.Until The End Of Days
Als damals Jesse Leach nach dem unschlagbaren „Alive Or Just Breathing“, das bis heute noch seine Runden in meiner Anlage dreht, KILLSWITCH ENGAGE verließ, war nicht nur ich traurig darüber. Mit Howard Jones, der unumstritten ein fettes Organ hat, haben Adam Dutkiewicz und seine Männer ein neues Kapitel aufgeschlagen und sind immer mehr in Richtung (jetzt kommt das böse Wort) Kommerz abgedriftet. Die Intensität und das Gefühl, was eben jenes Werk und auch ansatzweise das Debüt davor schon hatten, wurde nie mehr auch nur annährend erreicht.
Nach acht langen Jahren haben sich Adam und Jesse, der zwischendurch mit SEEMLESS und derzeit mit EMPIRE SHALL FALL unterwegs ist, wieder zusammengetan und TIMES OF GRACE gegründet. Die Spannung war schwer auszuhalten, aber man legt das Debüt „The Hymn Of A Broken Man“ ein und lauscht den Klängen. Doch irgendwie klingt die Scheibe beim ersten Durchgang, ebenso trist, wie das Artwork aussieht, doch zwei Songs bleiben dann doch gleich hängen. Der Opener „Strenght In Numbers“ hat im Aufbau gewisse Ähnlichkeiten mit „The Empires Shall Fall“ und knallt mit einer Brutalität aus den Boxen, wie man es sich von dem Duo wünscht. Knackige Riffs, eine drückende Rhythmik, leicht melodische Übergänge und ein über alles erhabener Jesse machen den Song mit dem eingängigsten Chorus des Albums, zu einem absoluten Kracher. Wie man es von dem Stimmwunder gewohnt ist, knallt er einem alle möglichen Facetten seines Stimmvermögens um die Ohren. Verschiedenste gebrüllte Vocals, gefühlvoller Hintergrundgesang, diverse cleane Parts und alles was da noch dazwischen passt werden geboten und immer perfekt zur Musik passend.
Der zweite Song, der hängen bleibt, ist das gefühlvolle, aber dennoch brachiale „Worlds Apart“. Das restliche Material braucht einfach seine Zeit, um sich zu entfalten, die man diesem auch gönnen sollte, denn es lohnt sich! „Fight For Live“ mutet schwermütig und depressiv an, man muss sich dem Song erst öffnen, um mit einem nicht minder gutem Sound belohnt mit enorm viel Herzblut und massig Emotionen, belohnt zu werden. Emotionen werden bei TIMES OF GRACE nämlich großgeschrieben. Und das ist genau das, was KSE verlernt haben, seitdem Jesse weg ist.
„Willing“ geht in eine ähnliche Richtung, ist aber dann doch eher positiv ausgerichtet, bevor man dann wieder eines auf die Mütze bekommt. Erstaunlich dabei ist, dass Adam hier nicht nur Gitarre, Bass und seine üblichen Backings aufgenommen hat, sondern auch an den Drums sein Können beweist. Ein echtes Multitalent, das sich mit seinen Drumkünsten nicht verstecken muss.
ToG arbeiten weiter mit dieser Melange aus Gefühl und Aggression, so wird auch das hymnische „Where The Spirit Leads Me“ bald zum potentiellen Hit und „Live In Love“ zum richtigen Nackenbrecher und inoffiziellen Nachfolger von „My Last Serenade“. Ein weiteres Highlight ist auf jeden Fall der Titeltrack, den ich nicht oft genug zu mir nehmen kann und hoffentlich in Kürze live mitbrüllen darf.
Jetzt möchte ich noch die andere und gewöhnungsbedürftige Seite von TIMES OF GRACE ansprechen. Auf dem Album sind nämliche auch einige Schnulzen gelandet, was nicht negativ gemeint ist, aber vielleicht nicht jedermanns Sache. „The Forgotten One“ klingt, dank seiner akustischen Gitarre leicht nach Southern Rock und Leach hat man so noch nie singen gehört, aber auch der positive Akustik-Rocker gefällt. „Until The End Of Days“ ist sehr intensiv und als Powerballade nicht sehr leicht verdaulich. Wunderschön ist dann wieder das verträumte Instrumental „In The Arms Of Mercy“, aber auch die wieder heftigeren „The End Of Eternity“ und „Fall From Grace“ haben diverse softere Passagen mit eingebaut.
Dieses Album hätten KSE nach „Alive Or Just Breathing“ veröffentlichen können oder sogar müssen, da dies aber nicht der Fall ist, hat sich dieses Projekt, das hoffentlich in Zukunft zu einer Band mutieren wird, Adam´s Haupttruppe bereits mit dem Debüt mindestens auf eine gleiche Ebene gestellt, ohne den kommerziellen Erfolg in den Vordergrund zu stellen. Bereits jetzt ein Anwärter auf das Album des Jahres und absolute Suchtgefahr.
Tracklist „The Hymn Of A Broken Man“:
1. Strength In Numbers
2. Fight For Life
3. Willing
4. Where The Spirit Leads Me
5. Until The End Of Days
6. Live In Love
7. In The Arms Of Mercy
8. Hymn Of A Broken Man
9. The Forgotten One
10. Hope Remains
11. The End Of Eternity
12. Worlds Apart
13. Fall From Grace
Gesamtspielzeit: 52:58