Die norwegischen Progressive Metaller mit dem schönen Namen LEPROUS begeisterten mich mit ihrem zuletzt veröffentlichten Werk „Bilateral“ von der ersten Minute an, und heute zieht mich dieses geniale Album noch in den Bann. Live präsentierten sich die Herren, die auch als Background Band für IHSHAN tätig sind, ebenso stark. Da waren die Erwartungen an den Nachfolger „Coal“ natürlich enorm.
Das vierte Werk der Norweger zeigt von Anfang an, dass sich LEPROUS ihrem Sound treu geblieben sind, denn „Coal“ zeigt viele andere Facetten als „Bilateral“ oder „Tall Poppy Syndrom“. Mit „Foe“ machen sie sofort klar, welchen Stil sie zelebrieren, denn der Opener gehört auf jeden Fall, trotz seiner Kürze von knapp vier Minuten, zu den sperrigsten Songs der Bandgeschichte. Bis das Teil zündet, dauert es natürlich eine Weile. Da ist der 7-Minüter „Chronic“ schon etwas verdaulicher. Atmosphärisch und leicht psychedelisch beginnt der Song extrem spannend. Erst haut man nur kurze aggressive Attacken rein, doch bald steigert sich der Song und gipfelt in einem bombastischen Finale. Der Titeltrack ist noch eine Spur melancholischer und bietet abgefahrene Sounds und Melodien. Die avantgardistische Note, die LEPROUS so speziell macht, ist allgegenwärtig und die ausgeflippten Vocals von Frontmann und Keyboarder Einar sind abwechslungsreich und charismatisch wie eh und je.
Spätestens jetzt sollte man voll im Bann von „Coal“ sein. Ok, es könnte passieren, dass das erst beim dritten oder vierten Durchlauf passiert, aber lässt man die Platte sich entfalten, so kann man komplett in diese eintauchen. „The Cloak“ ist etwas ruhiger, aber nicht weniger intensiv. Die Gänsehautballade wurde im Mittelteil absolut passend platziert und zeigt Einar in bester Form. Schön eingängig wird es zum Glück auch mal – soweit das für die Band überhaupt möglich ist. „The Valley“ ist natürlich durch und durch progressiv, hat aber dank schönen Vocal Lines und tollen Hooks fast schon Ohrwurmcharakter. In seinen neun Minuten wird aber auch mit atomsphärischen Parts nicht gespart. Einzige Kritik die ich hier habe, ist das fast inflationär verwendete „Aaahhahhaaahaa, ahaaahaaa“ von Einar. Käme es nur in diesem Song vor, würde es nicht stören, doch so ist es leider nicht, aber das nur eine Anmerkung, die nur marginal ins Gewicht fällt bei diesen grandiosen Kompositionen. Das kurze „Salt“ fällt eine Spur zurück, hat aber auch seine Momente, während „Echo“ wieder einige Geschütze auffährt und etwas Soundtrack-Atmosphäre versprüht. Die Reise hat bald leider schon ein Ende, denn das aggressive und groovige „Contaminate Me“ überzeugt durch seinen großen Anteil an avantgardistisch-psychodelischer Art.
LEPRPOUS beweisen mit „Coal“ erneut ihre Einzigartigkeit und erschufen damit ein neues Meisterwerk, das trotz ausgefeilteren Kompositionen nicht ganz an den Vorgänger heranreicht. Die Tour im Herbst sollte unbedingt in den Kalender eingetragen werden. Gebt dieser Band und deren Alben Zeit um sich zu entfalten. Es lohnt sich!
Tracklist „Coal“:
1. Foe
2. Chronic
3. Coal
4. The Cloak
5. The Valley
6. Salt
7. Echo
8. Contaminate Me
9. Bury (Bonus)
10. Foe (Re-Mix)
Gesamtspielzeit: 60:34