Aftershock
(Hard Rock | Heavy Metal)
Label: UDR Music
Format: (LP)
Release: 10.12.2010
Als die-hard MOTÖRHEAD Fan hat man ja so seine Erwartungen an ein neues Album und nach den Ereignissen des Sommers konnte man durchaus gespannt sein auf das „Aftershock“ betitelte Werk. Um es vorweg zu nehmen, alle Erwartungen wurden mehr als nur erfüllt. Lemmy’s gesundheitliche Probleme hatten keine Auswirkungen auf das Album und „Aftershock“ ist das längste und abwechslungsreichste Album seit langem.
Mit „Dust And Glass“ darf die mittlerweile obligatorische Ballade nicht fehlen und „Lost Woman Blues“ ist eine typische Bluesnummer in bester 60er/70er Jahre Machart. Beide erhalten durch Lemmy’s einzigartigen Gesang eine besondere Note mit leichtem Gänsehautfaktor.
Die restlichen Songs bewegen sich irgendwo zwischen gemäßigten Rockern und ziemlich schnellen, aggressiven Songs, wobei vor allem die langsameren, relaxteren Songs wie „Death Machine“ und „Queen Of The Damned“ ein gewisses old-school Feeling verbreiten und etwas an „Bastards“ und „Ace Of Spades“ angelehnt sind. „Crying Shame“ hingegen ist ein typischer Rocksong der späten 60er bis frühen 70er Jahre, der im Midtempo-Bereich angesiedelt ist und durch coole Pianoparts angereichert wurde.
Ein bisschen flotter geht’s da schon beim Opener „Heartbreaker“ zur Sache. Ein saucooler, wuchtiger Rocker bei dem Drummer Mikkey Dee schon mal ansatzweise zeigen darf was in ihm steckt. In selbige Kerbe schlägt dann auch noch „Going To Mexico“, welches etwas an „Going To Brazil“ angelehnt ist, jedoch nicht so Rock’n’Roll-mäßig daherkommt, sondern eher wuchtig, basslastig und ein bisschen düster.
Natürlich wären MOTÖRHEAD nicht MOTÖRHEAD wenn da nicht noch einige Songs dabei wären, bei denen man das Gaspedal kräftig durchtritt. Bei „End Of Time“ agiert die gesamte Band als ob es kein Morgen geben würde. Mikkey verdrischt sein Drumkit in gewohnt souveräner Manier, Phil glänzt mit genialen Riffs und Solis und Lemmy brüllt sich die Seele aus dem Leib, unterstützt vom mächtig wummernden Bass. Ein richtig schöner Uptempo-Kracher, der nur beim melodischen Refrain kurz etwas vom Gas geht. Den absoluten Höhepunkt an Geschwindigkeit hat man sich aber bis zum Schluss aufgehoben: „Paralyzed“ ist der schnellste Song des Albums und hat auch ordentlich Old school-Schlagseite und ist trotz seiner puren, rohen Kraft trotzdem sehr eingängig. Definitiv MOTORHEAD at their best. Genau das ist es, was die Band schon immer ausgezeichnet hat – kompromisslos, dreckig und unangepasst.
Komplett außer Konkurrenz läuft dann noch „Silence When You Speak To Me“. Gerade mal Midtempo erreichend präsentiert sich der Song extrem relaxt und super eingängig. Allein den Refrain bekommt man schon nach dem ersten Hören nicht mehr aus dem Kopf. Das eher monotone Drumming kombiniert mit der dominanten Gitarre verleihen dem Song ein gewisses Etwas und wird durch einen fast schon als hypnotisch zu bezeichnenden Gesang abgerundet. Für mich das absolute Highlight in einem extrem starken Album.
Hervorzuheben wäre dann auch noch der extrem wuchtige und druckvolle Sound der extrem warm klingt und daher auch stark an die alte Zeit erinnert, als noch analog aufgenommen wurde. Hier hat Cameron Webb wohl sein Meisterstück abgeliefert. Auch dass auf „Afterschock“ noch mehr Wert auf die Gitarrenarbeit gelegt wurde, wirkt sich sehr positiv auf das Gesamtwerk aus. Phil kann hier noch mehr als gewohnt zeigen was in ihm steckt.
Für MOTÖRHEAD-Fans ist „Aftershock“ sowieso ein Pflichtkauf, aber all diejenigen, denen die Band immer zu eintönig oder fad war, sollten unbedingt ein Ohr riskieren, da das Album sehr abwechslungsreich ausgefallen ist und wohl den Einen oder Anderen überzeugen sollte.
Neben der CD gibt’s „Aftershock“ auch auf Vinyl und das englische Classic Rock-Magazin bringt eine Sonderausgabe mit 132-seitigem Magazin und der CD. Direkt bei UDR Music gibt’s auch noch zwei Box-Sets, eines mit Hoody und das andere mit Hoody und Ring.
Tracklist „Aftershock“:
1. Heartbreaker
2. Coup De Grace
3. Lost Woman Blues
4. End Of Time
5. Do You Believe
6. Death Machine
7. Dust And Glass
8. Going To Mexico
9. Silence When You Speak To Me
10. Crying Shame
11. Queen Of The Damned
12. Knife
13. Keep Your Powder Dry
14. Paralyzed
Gesamtspielzeit: 47:00