Rise
(Modern Metal)
Label: Atlantic Records
Format: (LP)
Release: 2014
Obwohl die christlichen Nu-Rocker SKILLET bereits seit 1996 in der Szene unterwegs sind und in der Heimat regelmäßig charten – „Awake“ landete sogar auf Platz #2 – kamen die Amerikaner erst mit dem aktuellen und im letzten Jahr veröffentlichten „Rise“ in Europa an. Dieses Jahr bekommen sie aber schon die große Chance und geigen zu später Stunde am Nova Rock auf. Und auch wenn „Rise“ die Geister scheidet, so passen sie perfekt auf das Nova Rock. Die Mischung aus Rock, Nu Metal und Plastik-Pop kommt in Nickelsdorf schon seit Jahren gut an, nicht umsonst sind LINKIN PARK Stammgäste.
An dem mittlerweile achten Studio-Album von SKILLET stören sich Fans und Kritiker gleichermaßen am vorhersehbaren und offensichtlich auf Mainstream getrimmten Sound. Die Hooklines sind unzählbar, der glatt gebügelte Sound, die unverschämt eingängigen Chöre und die Fließband-Orchestration rechtfertigt das Auflehnen der Fans absolut, haben doch SKILLET bereits viel härtere und konsequentere Songs veröffentlicht. Geht man aber unbedarft und als neutrale Person an das Album, dann muss man aber zugeben, dass die Herren und Damen hier absolut wissen was sie tun und so manch Riesen-Hit abliefern, der nicht zufällig im Radio auf und ab laufen wird. Gut unsere Freunde vom Ö3 und Kronehit werden auch hier die Strom-Gitarren-Allergie nicht ablegen, doch der Ohrwurm „Rise“, der mit seiner eingängigen Rhythmik, dem mitsingkompatiblen Refrain und den unvergesslichen Melodien einen gewissen Suchtfaktor hervorruft und zum laut aufdrehen animiert, macht einfach Lust auf mehr. „Sick Of It“ ist im Anschluss aber auch schon härter ausgefallen, geizt aber nicht mit aufdringlichen Synthies und poppiger Ausrichtung, während „Not Gonna Die“ als die offensichtlichste Single-Auswahl erneut die Gehörgänge gnadenlos angreift. Hier kommt noch die eindringliche Stimme von Jen Ledger, die stark im Kontrast zu Frontmann John L Cooper steht, hinzu. Auch wenn sie ihre Arbeit sehr gut macht, so klingt sie doch zu sehr nach Plastik-Pop á la EVANESCENCE und hält sich zum Glück eher im Hintergrund auf.
Nun aber die größeren Schattenseiten, denn die Cheerleader-Chöre vom eigentlich sehr interessant tönenden „Circus For A Psycho“ geht schon sehr bald auf die Nerven, während „Madness In Me“ oder „Hard To Find“ einfach nichts zu sagen haben und als unnötige Filler durchgehen. Die Ballade „American Noise“ klingt zwar nett, lässt aber Höhepunkte vermissen und löst bei mir einige Déjà-vus aus. „Salvation“ setzt mit weiblichen Vocals wieder verstärkt auf Intensität und Dramatik und man kann auch mit „Fire And Fury“ ein paar Akzente setzen, ehe man mit „My Religion“ nochmal in Belanglosigkeit verfällt. Den Abschluss bildet dann das bombastische Nu-Rock Monster „What I Believe“, das es endlich wieder schafft, die Stärken des ersten Drittels von „Rise“ auszuspielen und nochmal versöhnt. Wer auch die Bonus Tracks zur Verfügung hat, kann sich noch über einen echten Rocker in Form von „Freak Show“, der Hymne „Battle Cry“ und der Ballade „Everything Goes Black“, die interessanterweise allesamt besser als der eine oder andere reguläre Track anmuten, freuen.
SKILLET machen es einem wahrlich nicht einfach mit „Rise“. Auch ohne mich eingehend mit der Vorgeschichte der christlichen Band auseinandergesetzt zu haben, bin ich hin und her gerissen. Sieht man aber komplett vom möglichen finanziellen Ausverkauf der Band ab, so ist auf der Habenseite sicher eine Handvoll wirklich gelungener Kompositionen, aber leider auch viel Belangloses und Lückenfüllendes. In seiner Gesamtheit betrachtet, macht „Rise“ aber viel Spaß und kann hier und da sogar berühren. Ich bin gespannt, ob sie das Nova Rock im Kampf mit den gleichzeitig spielenden SLAYER und LIMP BIZKIT für sich gewinnen können.
Tracklist „Rise“:
1. Rise
2. Sick Of It
3. Good To Be Alive
4. Not Gonna Die
5. Circus For A Psycho
6. American Noise
7. Madness In Me
8. Salvation
9. Fire And Fury
10. My Religion
11. Hard To Find
12. What I Believe
13. Freak Show (Bonus)
14. Battle Cry (Bonus)
15. Everything Goes Black (Bonus)
Gesamtspielzeit: 60:37