Mal eben die Neuigkeiten zur OASIS-Reunion in den Schatten zu stellen, ist keine einfache Aufgabe – doch LINKIN PARK haben es geschafft, diese Schlagzeile mühelos zu übertrumpfen. Nicht nur haben sie angekündigt, wieder auf Tour zu gehen und neue Musik zu veröffentlichen, sie entkräfteten auch die Gerüchte um SUM-41-Sänger Deryck Whibley als neuen Frontmann mit einer großen Überraschung: Eine neue Sängerin wird die Bühne betreten. Ihr Name ist Emily Armstrong. Dazu gibt es sechs gigantische Shows weltweit – und direkt eine erste Single.
Kommen wir zu „The Emptiness Machine“, einem Hit, wie ihn die Amerikaner um Mike Shinoda seit Ewigkeiten nicht mehr in diesem Ausmaß geliefert haben. Man könnte fast unterstellen, dass hier der perfekte Comeback-Hit konstruiert wurde, um die neue Frontfrau gebührend zu feiern und den Fans das vertraute LINKIN-PARK-Gefühl zu vermitteln. Dezente Riffs und elektronische Beats leiten den Song ein. Nach einem eher unspektakulären Intro stimmt Mike singend ein und thematisiert toxische Beziehungen und Herzschmerz. Der Refrain wird dann theatralisch von Piano-Klängen getragen, bevor nach einer kurzen Pause wuchtige Riffs und geschmeidige Beats übernehmen. Die Synthie-Melodien umrahmen Emilys gefühlvolle, leicht rauchige Stimme. Sie singt: „Going around like a revolver – It’s been decided how we lose… I let you cut me open just to watch me bleed – gave up who I am for who you wanted me to be“, bevor sie und Mike im Refrain gemeinsam kraftvoll intonieren: „I just wanted to be part of something“ – inklusive eines passenden Mitgröhl-Parts.
Nun zum Wesentlichen: Ja, Chester Bennington wird in LINKIN PARK immer fehlen und hat über Jahrzehnte den Sound geprägt. Doch Kritikern sei gesagt, dass die Band von Anfang an Mike Shinodas Projekt war. Mit Emily Armstrong hat die Band eine außergewöhnliche und vielseitige Sängerin gefunden, die perfekt zum aktuellen Sound passt. Auch wenn Bennington Jr. im Netz dagegen wettert und haltlose Anschuldigungen verbreitet, ist klar, dass die Band erneut durchstarten wird – und zwar zu Recht.
Der launige Pop-Rock-Banger „Cut The Bridge“ zeigt Emilys rockige Stimme, ergänzt durch Rap-Einlagen – alles versehen mit den typischen LINKIN-PARK-Trademarks. „Heavy Is The Crown“ wird live mit seinen mitreißenden Rhythmen und dem eingängigen Refrain sicher einen festen Platz im Set finden. Die Ballade „Over Each Other“ geht tief unter die Haut und zeigt, welches stimmliche Potenzial Armstrong mitbringt. Es wird experimenteller mit „Casualty“, einer wütenden Noise-Nummer, in der beide Sänger im Hintergrund schreien und sich im Refrain austoben. „Overflow“ hingegen ist eine von Synthesizern dominierte Klanglandschaft, die eher atmosphärisch als songhaft wirkt, aber ihren Reiz hat. „Two Faced“ ist ein düsterer, simpler Kracher, der auch gut auf das Debütalbum gepasst hätte, während „Stained“ mit seiner Mischung aus lässigen Rap-Parts und dramatischem Stadion-Rock ein weiteres Live-Highlight verspricht.
Gegen Ende schlägt „IGYEIH“ eine Brücke zu den Anfangstagen der Band, ohne den aktuellen Stil zu verleugnen. Mit „Good Things To Go“ verabschieden sich LINKIN PARK nach nur 31 Minuten mit viel Pathos und angenehmen Melodien.
Kurz gesagt: LINKIN PARK sind zurück und stellen musikalisch alles in den Schatten, was sie in den letzten zehn Jahren so veröffentlicht haben. Man kann Chester vermissen und Emily mögen oder auch nicht, aber „From Zero“ ist ein mehr als anständiges Album einer Band, die man eigentlich schon lange abgeschrieben hatte, sich aber jetzt wieder auf den Thron erheben wird.
Tracklist „From Zero“:
1. From Zero (Intro)
2. The Emptiness Machine
3. Cut The Bridge
4. Heavy Is The Crown
5. Over Each Other
6. Casualty
7. Overflow
8. Two Faced
9. Stained
10. IGYEIH
11. Good Things Go
Gesamtspielzeit: 31:58
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